Wenn alternde Actionstars in die Jahre kommen, dann ist der Karriereknick eigentlich unvermeidbar. In der Retrospektive muss man eingestehen, dass die Dramaturgie der eigenen Filme eher bescheiden war, an die Dialoge, so spärlich sie auch waren, will man meist gar nicht erst denken. Wenn nun noch die Physis anfängt, die eher »handlungsorientierten« Szenen abzuwerten wird es wirklich eng für manch einen.
Van Damme hat entweder Glück, Verstand oder beides. Er darf sich in »JCVD« »selbst« mimen und kommt dabei in zweierlei Hinsicht gut weg. Einerseits, und wenig erstaunlich, ist die Figur »Van Damme« drehbuchbedingt ein echter Sympathieträger, andererseits, und womöglich eher erstaunlich, ist die darstellerische Leistung des Belgiers deutlich höher als erwartet. Zugegeben klingt es auch nicht wirklich nach einer besonderen Herausforderung sich selbst zu spielen, aber wie authentisch die Figur Van Dammes in »JCVD« ist sei dahingestellt.
Was den Film auszeichnet ist die gelassene, an vielen Punkten improvisierte Inszenierung, welche den Zuschauer einführt mit dem vermeintlich unabwendbaren Abstieg des Protagonisten. Vor Gericht, im Sorgerechtsstreit um seine Tochter, muss er sich vom Anwalt der Gegenseite die Leviten lesen lassen: Sein »künstlerisches« Werk disqualifiziere ihn als Vorbild für ein Kind. Die Tochter selbst meint, sie werde sozial ausgegrenzt, aufgrund ihres berühmten Vaters und möchte deshalb ungern bei Ihm leben. Eine Auszeit im heimischen Belgien soll Erholung verschaffen, aber leider gehen auch noch die finanziellen Mittel aus um den hochdotierten Anwalt zu halten. Zu allem Überfluss verfängt sich Van Damme unglücklich in eine Kriminalgeschichte.
Auf den ersten Blick klingt das nach einer erbärmlichen Masche Mitleid zu schinden für den armen, gealterten Actionstar, tatsächlich ist das aber die Vorarbeit um den »Mythos« des unbesiegbaren Actionstars zu demontieren und die Erwartungshaltung des Zuschauers zurechtzurücken. Die Figur »Van Damme« ist meist sehr ausgeglichen und immer freundlich, geradezu so als demonstriere er damit die Vorteile der fortgeschrittenen Karriere im Showbusiness. In diesem Streifen braucht er den Vergleich Bleikugel gegen Kampfkünstler nicht in der Praxis austesten, er ist sich bewusst, welches Ergebnis dieser Vergleich produzieren würde.
Am Ende ist »JCVD« für sich gesehen zwar nicht unbedingt ein Film der das Zeug zum Klassiker hat, aber im Kontrast zu Van Dammes bisherigen Rollen, ist das gekonnte Inszenieren gegen die Erwartungen gepaart mit viel Improvisation ein sehr spannender Ansatz der auch meist unterhaltsam umgesetzt wurde.