Bowling for Columbine

Am 20 April 1999 gehen 2 Schüler aus Littleton, Colorado um 8 Uhr morgens Bowling spielen. Danach begeben sie sich in die Schule und erschiessen 12 Schüler und einen Lehrer. Michael Moore, Filmschaffender der im gleichen County geboren ist, unterbricht sein aktuelles Projekt und begibt sich sofort nach Colorado um zu ergründen warum die Amerikaner eine so ambivalente Beziehung zu Schusswaffen zu haben scheinen.



Michael Moore

Nun werden einige schon beim Wort »Dokumentation« aufschrecken und befürchten sie erwartet ein stundenlanger, theoretischer Diskurs mit historischer oder soziologischer Tiefstanalyse. Tatsächlich arbeitet Moore aber wenig soziologisch, geschweige denn historisch. Viel eher geht er empirisch vor indem er Thesen aufstellt und sie überprüft, wobei der Film nicht als wissenschaftlich exakt bezeichnet werden kann, aber ich denke auch nicht das dies Moore's Intension ist.

Auch nutzt er einen großen Teil des Hollywoodarsenals an manipulativen Werkzeugen, wie assoziativer Querverweise, emotionalisierender Musik und einer potentiell selektiven Materialauswahl. Nun mag man beim Wort »Manipulation« befürchten man könnte instrumentalisiert werden, Manipulation kann aber auch ein Weg sein Menschen Aspekte näher zu bringen ohne Ihre Schutzmechanismen gegen Fremdeinwirkung auszulösen. Genau das kann Moore besonders gut: Aus Menschen ehrliche Aussagen herauskitzeln.

Außerdem werden einem in diesem Film, im Gegensatz zu vielen fiktiven Hollywoodgeschichten, die Ideologiebrocken wenigstens nicht latent unter die Unterhaltungsbrühe gemischt. Für Moore's Glaubwürdigkeit spricht, dass er offensichtlich selbst ein Patriot ist und sich wohl gerade deshalb Sorgen um das Verhältnis der US-Amerikaner zu Waffen macht. Tatsächlich hat er selbst langjährige Erfahrung mit Schusswaffen und hat schon als Jugendlicher Schützenwettbewerbe sehr erfolgreich bestritten und ist Mitglied auf Lebenszeit in der NRA (National Rifle Association, der Organisation die für die Erhaltung des zweiten Zusatzes zur US - Verfassung kämpft, indem das Recht jedes amerikanischen Zivilisten auf freie Selbstbewaffnung verankert ist).

Moore kommt zu dem Schluss, dass das Verhältnis der US - Amerikaner zu Schusswaffen nur als pathologisch bezeichnet werden kann und die Art wie er zu diesem Schluss kommt ist nicht nur unterhaltsam, sondern auch besonders Aussagekrräftig, wenn er in vermeintlich banalen Dialogen, seinem Gegenüber die haarsträubendsten Aussagen entlockt. Nach dem Vergnügen, diesen Film gesehen zu haben, kann man sich selbst kaum mehr davon überzeugen das die Welt nicht komplett grotesk sein muss.

Inzwischen ist dieser hervorragende Titel auch auf DVD erhältlich. Für Leute die sich sogar mit dem geschriebenen Wort auseinander setzen wollen, gibt Michael Moore in seinem Buch »Stupid White Men« einen Abriss zu allen Möglichen Aspekten der U.S.-amerikanischen Gesellschaft. Dabei ist das Buch mindestens so empfehlenswert wie der Film.

by todesglupsch