Die fabelhafte Welt der Amélie


Zum Inhalt möchte ich nur ein paar wenige Worte verlieren, um all denen, die diesen Film noch nicht kennen sollten, nicht die Freude daran zu verderben.

Von der Außenwelt halbwegs abgeschnitten, wuchs Amélie in ihrer eigenen Welt auf. Ihre Mutter ist gestorben, als sie noch ein kleines Kind war und ihr Vater lässt sie wegen eines angeblichen Herzfehlers nicht zur Schule gehen. Da ihr Vater sie nur selten in den Arm genommen hat und sie in ihrer Kindheit auch keinen Kontakt zu anderen Kindern hatte, lebt sie in ihrer kreativen Märchenwelt. Eines Tages findet sie in ihrer Wohnung ein verstecktes Schatzkästlein, dass ein kleiner Junge dort vor Jahren versteckt hat. Darin sind sehr persönliche Kindheitserinnerungen verstaut. Nun beschließt sie, den Eigentümer des Schatzkästleins zu finden, und, sollte er gerührt sein, dann würde sie fortan ihren Mitmenschen Glück und Liebe entgegenbringen. Nur was ist mit ihrem eigenen Glück?

Amelie In einer Welt, die immer mehr nach Uniformität strebt, ist Amélie die stille Rebellin für alle einsamen Tagträumer. Sie hält nichts von Verhaltensnormen oder der starren und monotonen Lebensweise vieler Menschen. Sie lebt in ihrer Märchen – Welt, die so viel schöner ist, als die Realität. In dieser Welt reist eine Zwergenfigur um die Welt, um Ihrem Vater wieder Leben einzuhauchen. In dieser Welt erhält ihre Nachbarin Briefe von ihrem verstorbenen Ehemann. Und in dieser Welt zerfließt sie sprichwörtlich dahin, als sie eine ihr sich darbietende Chance zur Veränderung ihres Lebens, nicht wahrnimmt.

Selten hat für mich ein Film eine solche Lebensfreude zum Ausdruck gebracht, wie »Die fabelhafte Welt der Amélie«.
Es ist ein Film über die kleinen Dinge des Lebens. Jene augenscheinlich kurzen und kleinen Augenblicke, die eigentlich Leben bedeuten. Kreatives, spontanes Tätigsein im Augenblick, so hat es Erich Fromm schon formuliert, ist der einzige Weg sein Selbst zu finden und zu stärken. In dem Moment, wo ich kreativ und spontan tätig bin, nehme ich mit der Welt Kontakt auf, tauche in ihr ein und werde ein Teil von ihr. Da Amélie kreativ und spontan tätig ist, wird ihre Märchen – Welt zu einer Brücke zu anderen Menschen und schließlich zu einem erfolgreichen Weg, ihr eigenes Glück zu suchen.

Im Gegensatz zu früher sind die heutigen Action- oder Horror- Filme viel brutaler und gewalttätiger geworden. Die Filmemacher werden immer kreativer, wenn es darum geht, wie der Mensch dem Menschen Leid zufügen kann. Viele der extremen Gewaltfilme haben somit, eine zynische, ja fast schon misanthropische Aussage über den Menschen. »Amelie« ist der krasse Gegensatz dazu, denn als einer der wenigen Filme, bemüht er sich aufzuzeigen, wie der Mensch dem Menschen Glück und Liebe entgegenbringen kann. In diesem Sinne hat der Film einen humanistischen Ansatz. Und genau das ist der wesentliche Punkt, warum ich ihn weiterempfehlen kann. Er wärmt das Herz und gibt einem Hoffnung, dass es noch Menschen gibt, die, ohne ein egoistisches Interesse, ihrem Nächsten Glück und Liebe schenken möchten.

Anzumerken sie noch die wunderschöne, durch und durch französische, Musik von Yann Tiersen, die wie für diesen Film geschaffen ist, melancholisch, verträumt und doch lebensbejahend. Der Filmsoundtrack ist eine absolute Empfehlung.

by epikur