Es gibt so viele Filme von denen man sagt »Die muss man gesehen haben!« und am Ende ist fühlt, denkt und redet man doch immer gleich, wie vorher. Doch gibt es »stille« Filme welche einen förmlich mitreißen und bei jedem Menschen unterschiedlich jedoch immer wirken und niemals spurlos vorüberziehen. »The Fountain« von Darren Aronofsky ist so ein Film, ein Kunstfilm, ein unvergleichlicher Film. Man mag es als Liebesgeschichte über einen Zeitraum von 1000 Jahren abtun, erzählt in drei parallel laufenden Episoden, welche sich immer wieder miteinander verknüpfen. Aber weder ist dieser Streifen leicht verdauliches Popkornkino á la Hollywood-Einheitsbrei noch ein Liebesfilm im herkömmlichen Sinne. Wie eng der Tod und das Leben zusammenhängen und wie beeinflussen beide das für viele Menschen Wichtigste, die Liebe? In wie weit würde ewiges Leben auch ewiges Glück bedeuten und kann man Ewigkeit nicht doch nur im Tod erringen? Wie wichtig ist es scheinbar unwichtige, kleine Momente zu genießen, anstatt seinem eigenen egoistischen Ehrgeiz zu folgen. Was tut man für andere und was im Endeffekt wirklich nur für sich selbst? Die Fragen, die dieser Film nicht nur in mir aufgeworfen hat sind unzählig. Das liegt meines Erachtens an viele Faktoren, welche in diesem Film zusammentreffen.
Izzi
Tom Creo/Tommy
Erzählt werden in drei Episoden Ausschnitte aus dem Leben dreier Männer (Hugh Jackmann), ihrer Liebe (Rachel Weisz) und der Bedrohung der Frauen durch den Tod. Das Jahr 2006 ... Izzi Creo leidet an einem Tumor im Kopf, welcher sie nicht mehr lange leben lässt. Ihr Mann Dr. Tom Creo/Tommy ist Forscher und versucht ein Heilmittel für seine Frau zu finden. Schnell wird deutlich wie unterschiedlich beide mit der Situation und dem Thema Tod umgehen. Tommy arbeitet krampfhaft, fast ununterbrochen und vernachlässigt dabei seine Frau. Er hört nicht zu, will ihr nicht zuhören wenn sie von seiner Angst, dem Tod spricht. Er sieht nicht die Momente, welche er mit seiner Frau hat, sondern nur die Bedrohung durch die »Krankheit« Tod. Izzi hingegen beschäftigt sich mit dem Schöpfungsmythos der Maya – der erste Vater opferte sich und aus seinem Leichnam entstand ein Baum welcher die Welt und das Leben formte; sein Kopf wurde der Ort an dem die Seelen der Toten zurückkehrten; symbolisiert durch einen sterbender Stern, Xibalba. Der Tod als Schöpfungsakt und gleichzeitig Hauptthemades Films. Ob nun dadurch oder aber durch andere Einflüsse, Izzi hat sich mit ihrem Schicksal nicht nur abgefunden, sie hat keine Angst mehr und ist ausgeglichener denn je. Des weiteren schreibt sie ein Buch über den spanischen Conquestador Tomas, welcher im Auftrag seiner Königin Isabel im 16. Jahrhundert den Baum des Lebens aus der Bibel finden und so Spanien vor einem grausamen Großinquisitor retten soll. Er reist nach Neuspanien/Guinea und findet schließlich auch den Baum... Dort endet die Geschichte von Izzi und sie bittet ihren Mann mit den Worten »Bring es zu Ende!« selbige weiter zu schreiben. 500 Jahre später reist Tom mit einem rieseigen Baum in einer Art Luftblase durch das All und wird dabei immer wieder von Erinnerungen an Izzi und ihrer Aufforderung »Bring es zu Ende!« geplagt. Selbst nach so langer Zeit schaffte er es nicht seinem Käfig, der Angst vor dem Tod zu entfliehen und blieb letztendlich nur allein mit einem Baum und der Unendlichkeit des Universums, jedoch immer noch mit einem Ziel vor Augen – den Tod zu besiegen.
Eigentlich wollte ich nicht so viel zum Inhalt schreiben, aber vielleicht lässt sich so die Komplexität und eine Ursache für meinen damaligen Diskussions- und Nachdenkbedarf erklären. Mal von den Themen abgesehen ist der Film sowohl optisch als auch akustisch überwältigend. Mit der Begründung das es dem Film die Zeitlosigkeit entreißen würde, benutzte Aranofsky anstatt Computergenerierten Effekten Mikrofotografien von chemischen Reaktionen auf kleinen Petrischalen. Die daraus entstandenen Bilder lassen sich fast unmöglich in einen schriftlichen Rahmen fassen, sie sind einfach unbeschreiblich. Des weiteren vermitteln sensibel inszenierte Nahaufnahmen, zum Beispiel ein Kuss auf den Nacken, mehr Gefühle als die Kunst der Schauspielerei es könnte.
Die Musik komponiert von Clint Mansell und interpretiert vom Kronos Quartett wurde für einen Golden Globe nominiert und ergänzt dieses filmische Kunstwerk auf sehr bewegende Art und Weise. Die Exotik Guineas und der Mayas, die Spiritualität und die Emotionalität um den Tod und schließlich Xibalba selbst finden sich in der facettenreichen und äußerst inspirierenden Musik wider, welche mich auch zum Schreiben dieses Artikels angeregt hat.
Doch kann ich noch so viel über und von diesem Film erzählen, nahe kommen würde ich dem nicht mal ansatzweise. Man »muss« ihn nicht gesehen haben, ich aber bereue keine Sekunde der Zeit die ich mit dem Film im Kino und auch nachher im Geiste und im Herzen verbracht habe. Es ist ein Film über den ich mit einem Lächeln auf den Lippen still sage »Mich hat er sehr berührt!«
Schön gemacht, vor allem der Bereich »Experience« ist sehenswert.
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