Ein süßer Fratz
Produktionsland: USA Erscheinungsjahr: 1957 Länge: ca. 103 Minuten Originalsprache: Englisch Altersfreigabe: ohne Altersbeschränkung
Regie: Stanley Donen Drehbuch: Leonard Gershe Produktion: Roger Edens Musik: Adolph Deutsch, George Gershwin Kamera: Ray June Schnitt: Frank Bracht
Besetzung:
Audrey Hepburn: Jo Stockton
Fred Astaire: Dick Avery
Kay Thompson: Maggie Prescott
Michel Auclair: Prof. Emile Flostre
Robert Flemyng: Paul Duval u.a.
Inhalt:
Maggie Prescott ist die erfolgreiche Herausgeberin des US-Mode Magazins »Quality« – aber nur selten mit den Einfällen ihrer Mitarbeiterinnen zufrieden. So hat sie die Idee eine eigene »Quality-Frau« zu entdecken, die die Ideale der modernen amerikanischen Frau verkörpern soll. Bei einer Foto-Session in einem Buchladen hat Fotograph Dick Avery die schüchterne Verkäuferin Jo Stockton entdeckt – und Jo soll die »Quality-Frau« werden. Die will allerdings mit dem ganzen Business, das ihr suspekt ist, nichts zu tun haben. Mit einem Trick gelingt es Dick allerdings doch, Jo zu überzeugen: Die Aufnahmen sollen in Paris stattfinden. Und dort wohnt und »lehrt« auch Professor Emile Flostre, Begründer des Empatikalismus, nach dem jeder Mensch versuchen muss, sich in den anderen hineinzuversetzen. Als überzeugte Emphatikerin sieht Jo so die Chance, ihren »Meister« einmal persönlich kennenzulernen. Bis es dazu allerdings kommt, verliebt sie sich erst einmal in Dick...
IMHO:
Der Film »Funny Face« basiert lose auf dem gleichnamigen Musical von George und Ira Gershwin. Mit Fred Astaire und Audrey Hepburn konnte Paramount gleich zwei hochkarätige Stars gewinnen, die jeder für sich schon genug Zugkraft besessen hätten, um den Film zu einem Erfolg zu machen. Und so hätten sie es vielleicht auch machen sollen.
Nicht, dass der Film schlecht wäre, es ist durchaus ein unterhaltsamer romantischer Musicalfilm geworden. Wer Fred Astaire mag, wird, was Tanz und Gesang angeht, sicher auf seine Kosten kommen, aber ich kann es leider nicht verhindern, dass seine Beziehung zu der mädchenhaften Audrey Hepburn für mich leicht pädophil wirkt. Der tatsächliche Altersunterschied zwischen den beiden liegt bei 30 Jahren und der gefühlte noch höher.
Man gibt sich ja viel Mühe, das zu verbergen, indem man Szenen in Dunkelkammern, düsteren Cafes oder schattigen Parks spielen lässt. Die teilweise unscharfen, verschwommenen Bilder tun ihr übriges und sollen wohl auch die märchenhafte Stimmung vertiefen, aber mir geht das ehrlich gesagt ab und zu auf den Wecker und man freut sich direkt über die Szenen, wo man die Konturen deutlich erkennen kann. Audrey Hepburn ist in den vielfältigen Kostümen sehr schön anzuschauen und sie spielt ihre Rolle auch recht überzeugend. Ihre Lieder sind bezaubernd, aber man merkt schon, warum sie die Eliza in My Fair Lady nicht selber singen durfte/konnte.
Kay Thompson als Maggie Prescott muss auch einmal erwähnt werden, sie singt, tanzt und spielt meiner Meinung nach hervorragend. Es gibt einige witzige Szenen und auch die Ironie kommt nicht zu kurz. Sowohl die Modewelt als auch die intellektuelle Philosophiererei werden deutlich auf die Schippe genommen. Das Ende ist hoffnungslos romantisch und kitschig, was man ja gut oder schlecht finden kann.
Ich bin ein bisschen zwiegespalten, als Audrey Fan kann ich über manchen Kitsch und Übertreibungen hinwegsehen, aber Realisten und Vernunftmenschen kann ich »Funny Face« nicht empfehlen. (Hab ich schon erwähnt, dass ich den deutschen Titel »Ein süßer Fratz« voll bescheuert finde?)
Inhalt (ganz und gar mit Details und wie es ausgeht):
In »Funny Face« (ich weigere mich, diesen Film »Ein süßer Fratz« zu nennen) treffen zwei Welten aufeinander, wie sie nicht unterschiedlicher sein können. Maggie Prescott, Herausgeberin des erfolgreichen US-Mode-Magazins Quality, ist auf der Suche nach einem Model, dass sie zum Aushängeschild ihres Magazins, zur »Quality-Frau« aufbauen kann. Diese Frau soll das Idealbild der modernen amerikanischen Frau sein, schön, elegant, modebewusst aber auch intellektuell.
Um ihrem allerdings mehr schönen als klugen Supermodel einen intellektuellen Anstrich zu geben, sucht sie sich zusammen mit dem Modefotographen Dick Avery einen kleinen, existentialistischen Buchladen als Hintergrund aus. Der Buchladen wird von einer unscheinbaren, schüchternen Buchhändlerin, Jo Stockton, geführt, die über den Rummel in ihrem Laden gar nicht glücklich ist.
Jo ist eine glühende Anhängerin des Empatikalismus und findet den Modezirkus albern.
Sie wird von Maggie Prescott völlig überrumpelt, auf einem Foto als »intellektueller Hintergrund« eingesetzt und dann aus dem Laden gesperrt, weil sie im Weg ist.
Dem Fotografen Dick aber fällt ihr Gesicht auf einem der Fotos auf und er überzeugt Maggie, dass Jo das perfekte Model für ihre Zwecke wäre. Es besteht allerdings keine Chance, Jo freiwillig zum Modeln zu bringen. Also locken die beiden Jo unter einem Vorwand zu Maggie, wo diese sofort versucht, Jo in ein Model zu verwandeln. Jo ist entsetzt und rennt davon. Sie flüchtet sich ausgerechnet in Dicks Dunkelkammer, wo er gerade Jos Bilder entwickelt. Im Gespräch bzw. Flirt mit ihr fällt dann das Zauberwort: Paris. Denn es ist Jos größter Traum, nach Paris zu fahren und ihr Vorbild zu treffen, den berühmten Professor der Empatikalie, Emile Flostre. Sie erklärt sich bereit, als Model für Quality zu arbeiten, wenn sie so nach Paris kommt.
Maggie, Dick und Jo fahren also nach Paris, um verschiedene Fotosessions zu machen und die Modenschau zu veranstalten, auf der die neue »Quality-Frau« vorgestellt wird.
Zum ersten Termin mit dem Pariser Modedesigner Duval taucht Jo nicht auf, doch Dick ahnt, wo er sie suchen muss und findet sie in einem Boheme-Cafe. Dort erklärt Jo gerade alten Franzosen auf Englisch die Prinzipien des Empatikalismus. Auf Dicks Versuch, ihre Philosophie lächerlich zu machen und sie zum Fototermin zurückzuholen, reagiert sie mit einem trotzigen, ausgelassenen Tanz, da Tanzen ihrer Meinung nach nichts mit Dicks altmodischen Vorstellungen zu tun hat, sondern zum Ausdruck und zur Entspannung dient.
Danach begleitet Dick sie zum Hotel und redet ihr ins Gewissen, da er dafür verantwortlich ist, wenn sie nicht zu ihren Terminen erscheint. Jo entschuldigt sich zunächst, da sie von dem Termin nichts gewusst hat, aber als das Gespräch wieder auf Professor Flostre kommt, von dem Dick nichts hält, und auf das Modegeschäft, von dem Jo nichts hält, streiten sich die beiden und Jo verlässt Dick sauer und beleidigt. Aber Dick geht ihr hinterher und singt und tanzt unter ihrem Fenster, bis Jo nicht mehr böse sein kann und sie versöhnen sich wieder.
Am nächsten Morgen zeigt sich Jo zum ersten Mal in der neuen Kollektion des berühmten Modeschöpfers Paul Duval und alle sind begeistert. Dick bleibt nun eine Woche, um Fotos von Jo zu machen, dann findet die große Modenschau zur Vorstellung der »Quality-Frau« statt. An verschieden Plätzen in der Stadt ist Jo jetzt als Model unterwegs und langsam entwickelt sie Talent darin und die Arbeit macht ihr Spaß. Beim letzten Shooting stellt Jo eine Braut dar, die vor der Kirche fotografiert wird. Der Pfarrer der Kirche hält Jo und Dick für ein echtes Brautpaar und will sie trauen. Jo wird traurig, weil sie weiß, dass das nicht ihr Hochzeitstag ist und keiner in der Kirche auf sie wartet und sie läuft weg in den Park. Dick folgt ihr und versucht sie aufzumuntern. Die beiden küssen sich schließlich und Jo gesteht Dick ihre Liebe. Dick reagiert überrascht und erfreut und sie tanzen verliebt im Park.
Während die Vorbereitungen für die Modenschau auf Hochtouren laufen, kommt Jo strahlend und glücklich dazu und wird von Maggie auf die Präsentation am Abend vorbereitet.
Als Jo dann in ihrem Hotel wartet, erfährt sie, dass Professor Flostre gerade eben im Cafe einen Vortrag hält. Sie hinterlässt eine Nachricht für Dick und eilt so schnell sie kann ins Cafe. Dort trifft sie tatsächlich auf Professor Flostre,der sich als junger Mann herausstellt und Jo mit seinem Charme einzuwickeln versucht. Als Dick ins Cafe kommt, hört er die Annäherungsversuche des Professors, der Jos Begeisterung für ihn ausnutzen will. Er zerrt Jo ziemlich unfreundlich aus dem Cafe und schleppt sie zur Pressevorstellung. Auf dem Weg streiten sie sich heftig. Jo fühlt sich vor dem Professor gedemütigt und will sich von Dick nicht vorschreiben lassen, was sie zu tun hat. Dick hält den Professor für einen Heuchler und verbietet Jo, ihn wiederzusehen. Bei Duval angekommen streiten sie sich immer noch, selbst auf der Bühne hinter dem Vorhang schreien sie sich noch an. Während Maggie den Presseleuten die »Quality-Frau« ankündigt, bricht hinter dem Vorhang das Chaos aus. Dick stolpert in die Kulissen, die Dekoration fällt herunter, die Windmaschine spielt verrückt und der künstliche Springbrunnen spritzt alles nass. Die Pressevorführung endet in einer Katastrophe und Jo rennt davon.
Am nächsten Morgen ist sie unauffindbar, aber Maggie und Dick erfahren, dass Flostre am heutigen Abend einen privaten Philosophieabend veranstaltet und Jo in sein Haus eingeladen hat. Um in Flostres Haus zu kommen, geben sich Maggie und Dick als Anhänger Flostres aus, die sprituelle Lieder singen. Sie sehen Jo mit Flostre in einem Zimmer verschwinden, aber als sie ihnen folgen wollen, werden sie aufgefordert ihren Auftritt zu machen. Sie legen eine flotte Tanznummer hin und arbeiten sich dabei immer näher an Flostres Zimmer hin. Bei Flostre angekommen behaupten sie, große Verehrer des Professors zu sein, die nach geistlicher Führung suchen. Jo aber deckt ihre wahre Indentität auf und als Flostre die beiden hinauswerfen will, wirft Dick mit einer Gitarre nach ihm, Flostre fällt übers Sofa und scheint bewusstlos. Jo ist außer sich und weist Dick entschieden hinaus. Dick hat genug, er verlässt das Haus und plant mit dem nächsten Flugzeug zurück nach Amerika zu fliegen. Flostre inzwischen wacht wieder auf und da alle Störungen nun beseitigt sind, macht er sich ganz unverholen an Jo ran. Die versucht ihn abzuwimmeln, aber als er ihr eindeutig zu nahe kommt, zieht sie ihm eine Statue über den Kopf und rennt weg.
Am Ort der Modeschau denken Maggie und Duval schon, sie müssten die Präsentation absagen, da erscheint Jo völlig aufgelöst und sucht Dick. Maggie verspricht ihr, Dick zu finden und Jo wird in ihre Kleider gesteckt. Während Jo dem angetanen Publikum die neue Duval-Kollektion vorführt, versucht Maggie Dick zu erreichen, bevor er wegfliegt.
Doch die Nachricht verpasst Dick immer wieder um Sekunden und Jo denkt, er möchte nichts mehr mit ihr zu tun haben. Als sie das letzt Kleid, ein Hochzeitskleid, vorführt, kann sie die Tränen nicht mehr zurückhalten und läuft aus dem Raum. Dick inzwischen trifft am Flughafen Professor Flostre mit einem Kopfverband und erfährt, dass Jo ihn bewusstlos geschlagen hat. Dick eilt darauf zurück zu Duval, doch keiner weiß, wohin Jo verschwunden ist. Maggie gibt ihm den Rat, sich doch in Jo hinein zuversetzten, wie es die Empatikalisten lehren. Da weiß Dick,wo er sie suchen muss. Er fährt zu der alten Kirche, wo die Brautkleidbilder gemacht worden ware. Dort findet er Jo, die ihm überglücklich in die Arme fällt und die beiden entschwinden tanzend und singend mit einem Floß auf dem Fluss.