Einleitung
Nun ist es endlich so weit: Lost bekommt die Aufmerksamkeit bei ZG, die die Serie sich über die Jahre verdient hat. Anders als Heroes gehört sie zur Zeit zu den besten Serien, denn Lost hat nun im ganz großen Stil mit dem angestaubten Konzept einer Serie aufgeräumt. Hier wird eine fortlaufende Geschichte erzählt, in der die Charaktere und ihr Handeln im Vordergrund stehen.

Das alte Konzept von Serien verstand sich darauf, jede Woche ein neues Abenteuer in einem vertrauten Setting zu erzählen. Dem entsprechend wurde die Serie auch darauf ausgelegt, dass es immer vertraute Komponenten gab und eben eine »neue« Geschichte. Da eine Serie auf diese Art unendlich lang laufen konnte, ist es klar, dass sich hier dann Dinge wiederholten und die Serie insgesamt einfach an Qualität verlor.

Bei dem »Lost-Konzept« will die Serie nur eine bestimmte Geschichte erzählen, welches das beste aller guten Dinge hat. Ein Ende. Außerdem gibt es nicht das typische A- und B-Story System. Zwar werden auch zwei Geschichten parallel erzählt, aber das Eine ist sozusagen die Geschichte der Serie, das Andere die Vergangenheit eines Charakters. Allerdings ist ein Serien-Teil meist so geschrieben, dass beides Hand in Hand geht. Und der rote Faden, der sich durch alle Staffeln der Serie zieht, ist zwar nichts neues, da es diesen auch schon in älteren Serien gab (z.B. bei diversen Science-Fiction-Serien), aber ist meiner Meinung nach das Alpha und Omega von dem Konzept Serie.

Der Pilot
Das merkt man schon beim Piloten, also dem ersten Teil einer Serie. Wir sehen das Auge von Jack, schauen tief hinein, wie wir es immer wieder im Verlauf der Serie tun werden. Es war für mich das erste mal, das mich ein Pilot so überzeugt hat und danach noch eine so gute Serie folgte. Ich wusste auch nicht was ich da sah, ich hatte keine Hintergrundinformationen, was dem ersten Teil sehr zu Gute kam. Denn nach dem Erwachen von Jack folgte das Chaos. Man ist mitten drin im abgestürzten Mittelstück des Flugszeuges, die Turbinen laufen noch, es brennt, Menschen schreien. Jack ist kurz überwältigt, aber als Arzt reagiert er dann schnell und hilft den Leuten. Das Geschehen nimmt seinen Lauf. Dann folgt ein Markenzeichen von Lost: wir sehen ein Teil der Vergangenheit von Jack. Es wird uns gezeigt, was er vor dem Flugzeugabsturz gemacht hat. Dadurch lernen wir ihn besser kennen und verstehen sein Handeln in der Gegenwart.

In jedem Teil der Serie bekommen wir diese Rückblicke für einen anderen Charakter. Durch dieses Konzept gibt es die schönen »Aha-Effekte« am laufenden Band, so wird uns die Begründung für die Handlung eines Charakters oft erst in den Flashbacks gezeigt. Oder wir sehen dort, dass bestimmte Personen sich bereits kennen oder vielleicht sogar starken Einfluss auf ein Geschehen eines anderen Charakters hatten.

Staffelübersicht
Die erste Staffel ist wirklich sehr gut gelungen, es tun sich viele Geheimnisse auf und jeder Charakter wird liebevoll gezeichnet. Das größte Mysterium, was man auch als Zuschauer unbedingt gelöst haben will ist »the Hatch«. Es ist einfach schön, wie in der ersten Staffel mit einfachen Mitteln eine so große Spannung aufgebaut werden kann. Da reicht eine Metallplatte im Dschungel und wenn das noch nicht reicht ein grelles Licht.

Lost - Staffel 2 Cast

In der zweiten Staffel wird dieses Geheimnis zwar gelüftet, aber dadurch ergeben sich natürlich diverse neue. Aber anders als bei den »X-Files« werden hier durchaus Erklärungen geliefert. Grundvoraussetzung ist natürlich, dass man jeden Teil der Serie schaut. Das soll für manche Menschen durchaus ein Problem sein. In dieser Staffel lernt man auch noch eine andere Gruppe an Überlebenden kennen. Diese waren in dem hinteren Teil des Flugzeuges und sind mehr im Landesinneren abgestürzt. Die beiden interessantesten Charaktere aus dieser neuen Gruppe dürften Ana-Lucia und Mr. Eko sein, die wirklich sehr viel Veränderungen in die Serie einbringen. Der wohl nervigste Charakter dagegen ist wohl good old Michael, der verständlicher Weise sein Sohn sucht, aber eben auf eine sehr nervige Art. Hier haben die Drehbuchautoren durchaus geschwächelt. Auch habe ich in dieser Staffel das Gefühl, dass manche Charaktere einfach herausgeschrieben wurden, da ihre Geschichte nicht abgeschlossen wirkte. Aber man kann auch durchaus behaupten, dass man dem Zuschauer zeigen möchte, dass hier die Charaktere durchaus unerwartet sterben können. Gegen Ende der Staffel wird auch noch der sehr sympathische Charakter Desmond eingeführt, der eine tragende Rolle bei diesem Staffelfinale hat.

In der dritten Staffel wird das Geheimnis um »the Others« gelüftet. Nun, zumindest ein großes Stück davon. Am Anfang der Staffel geht die Geschichte ein wenig langsam voran. Das hatte den Grund, da die Schreiber merkten sie müssen sich bestimmtes Material noch ein wenig aufheben um die gewünschten Staffeln des Senders voll zu bekommen. Deswegen haben sie wohl auch den etwas herausstechenden »Filler-Teil« gemacht: Exposé. Hier werden zwei Nebendarsteller vom Tag des Absturz bis zur Gegenwart begleitet. Dies ist durchaus der schlechtes Teil der ganzen Serie, aber dennoch um vieles unterhaltsamer, als so manch andere Serien.

Mit der vierten Staffel nimmt die Serie wieder ordentlich an Tempo zu. Da wie gesagt der Sender eine Staffel mehr wollte, bekam diese Staffel nur 14 Teile. Die Staffeln davor hatten 23-25. Zu dieser Zeit gab es auch den großen Autorenstreik in den USA, weswegen die kurze Staffel vielleicht durchaus ein Segen war.

Lost - Staffel 4 Cast

Zusammen mit der fünften Staffel, die nun stark auf das Ende der Serie zusteuert, heben die beiden Staffeln die einfachen Rückblicke auf und zeigen uns nun die Zukunft bzw. die Zeit zwischen der 4. und 5. Staffel. Dass die fünfte Staffel dann auch noch teilweise in der Vergangenheit spielt, macht die Serie zu einer großen Zeitreise. Es ließt sich jetzt vielleicht ein wenig kompliziert, aber wer alle Teile der Serie schauen kann, wird auch hier den Überblick behalten bzw. wissen, dass es nach und nach alles Sinn macht.

Mit der sechsten Staffel wird Lost zu ende gehen und darüber bin ich auch sehr froh. Denn ich wünsche mir für die Serie, dass sie einen würdigen Abschluss bekommt und als Gesamtwerk dann eine wirklich qualitativ gute Serie bleiben wird. Was gibt es schlimmeres, als wenn versucht wird, den Erfolg noch weiter fortzuführen und dann kläglich abzustürzen.

Link: Lostwiki

by jtheripper



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