Wenn ich nach dem Spiel gefragt würde, das mich am meisten Zeit gekostet habe, wäre Civilization die erste Antwort die mir einfallen würde (vor allem wenn man die Nachfolger und Clones mitzählt). Das Genre des rundenbasierten Strategiespiels ist vermutlich mein persönliches Lieblingsgenre und Civilization ist für mich Die Mutter des Selbigen.

Während die meisten Strategiespiele sich auf die Simulation von militärischen oder wirtschaftlichen Schlachten beschränken (speziell zum damaligen Zeitpunkt), bringt Civilization den Spieler als Führer einer ganzen Nation in die Lage den eigenen Weg selber zu wählen. Natürlich ist dies wie bei jedem Spiel im Vergleich zu der Realität welche es versucht abzubilden ein stark vereinfachtes Modell, aber für ein Spiel bietet Civ extrem viel Tiefe und für Computerspiele untypische Spielaspekte. Das Spiel im Detail zu erklären wäre müßig und sollte bei so einem Klassiker vermutlich auch annähernd nicht nötig sein, es sein nur grob gesagt, dass es bei Civ darum geht als Führer einer Nation sein Land von der Antike bis in die Moderne zu führen und dann über diverse Wege den "Sieg" zu erringen. Natürlich zählt hierzu auch ein militärischer Weg, aber auch ein wissenschaftlicher, diplomatischer und im dritten Teil (wenn ich mich nicht irre) auch kultureller sind möglich.

Die Freiheit und simulierte Macht sind wahrscheinlich die Hauptreize die den Spieler animieren und motivieren. Was ich bei Strategiespielen (speziell wenn sie Macht in so großem Maßstab simulieren) schon immer interessant fand war der moralische Aspekt solcher Spiele. Während in der, im Grunde nicht vohanden, öffentlichen Diskussion über die psychologische Wirkung von Spielen, immer explizite Gewaltdarstellung, als moralisch am fragwürdigsten dargestellt wird, fragt keiner nach Spielen in denen man anonyme Pixelbewohner zu Tausenden in den Tod schickt. Viele Spieler verhalten sich bei einem Spiel wie Civilization moralisch äußerst fragwürdig. Sie benutzen ohne Bedenken Nuklearwaffen, vergiften Trinkwasser in Großstädten oder löschen ganze Völker aus. Nun kann man argumentieren, das dies nur ein Spiel ist und der Spieler nur die verschiedenen Aspekte des Spiels ausprobiert und dies ist meiner Meinung nach auch eine mögliche Erklärung. Auffällig finde ich aber, das Leute wenn ihre Nation vom militärischen Potential her einer Anderen unterlegen ist, diese Dinge meist unterlassen um zu vermeiden den Zorn selbiger auf sich zu lenken. Man könnte also annehmen, das die meisten Spieler das Spiel schon in einem gewissen Maße ernst nehmen und sich "realistisch" verhalten. Im Falle ihrer eigenen Vorherrschaft allerdings lieber Regeln aufstellen als sich an welche zu halten. Ich frage mich, ob dieses Verhalten anders wäre, wenn Sie tatsächlich eine Nation führen würden oder noch interessanter ob viele tatsächliche Führer dies anders handhaben (diese wirken manchmal auch wie Spieler, deren Priorität ihr persönlicher Spielspass ist). Unter diesem Aspekt frage ich mich, ob Civ ein moralisch besonders fragwürdiges oder besonders wertvolles Spiel ist.

Natürlich kann Civ, mit diversen Nachfolgern und Clones aufwarten, wobei ich leider sagen muss das mich der dritte Teil weitestgehends enttäuscht hat (zu expansionistisch angelegt, schlechte Steuerung, schlechtes Kampfsystem).

Titel:CivilizationErscheinungsjahr:1991
Genre:RundenstrategieNachfolger/Add-Ons:Civilization II
Civilization: Call to Power (Clone)
Civilization: Call to Power II (Cl.)
Civilization III
Links: Test bei Kultpower.de
Civilization - Fanatics' Center
Apolyton