Barenaked Ladies – eine Empfehlung

jtheripper:
Mit der Musik hatte ich es schon immer schwer. Ich konnte mich fast nie für alles was ein Interpret oder Band gemacht haben begeistern. Meist nur einzelne Lieder und wenn ich mal ein Album gut fand, so gefiel mir das zweite dann schon nicht mehr. Als kleiner Pimpf schaffte das nur Michael Jackson und später noch mal Die Fantastischen Vier bis »Lauschgift«. Danach hielt ich meinen CD-Player mit Singels und Soundtracks am Leben.

Als ich das Album »Stunt« (1998) von den Barenaked Ladies von Todesglupsch bekam, habe ich mir erst nichts gedacht und kannte auch nur »One Week«, welches wohl das berühmtest Lied von den BNL ist. Das Album lief dann öfters mal im Hintergrund und nach und nach wurden immer mehr Stücke zu meinen Lieblingen bis ich das komplette Album mitsingen konnte. Denn die Texte von den BNL sind einfach nur genial. Zwar geht es da meist nur um Liebe und Verlust, wie in vielen anderen Liedern auch, aber sie sind oft witzig geschrieben und man bemerkt einfach die Arbeit, die die Ladies da hineingesteckt haben.

Ich weiß nicht warum, aber erst zwei Jahre später habe ich recherchiert, welche die anderen Alben der BNL sind. Dem erstes Album »Gordon« (1992) merkt man die Unerfahrenheit noch an, aber schon da hatten sie gute Stücke wie »Be My Yoko Ono« oder »Brain Wilson«. Die folgenden Alben »Maybe You Should Drive« (1994) und »Maroon« (2000) zeigen, dass die Junges sich jedes Mal steigern konnten. »Everything To Everyone« (2003) unterscheidet sich für Kenner-Ohren schon recht deutlich von den früheren Werken, aber trägt immer noch die typische BNL-Handschrift. Und mit ihrem neusten Album »Barenaked Ladies Are Me« (2006) haben die Kanadier mich erneut begeistert. Es tut mir leid, wenn ich einfach nur sagen kann wie toll sie sind, aber wie ihr vielleicht jetzt verstehen könnt, ist es für mich wieder etwas ganz neues von einer einzigen Band so begeistert zu sein.

Das musste ich einfach in die Welt schreien.

Steve und Ed Jim

todesglupsch:
Nun ja, eigentlich muss ich zugeben, dass ich mich nicht eingehend mit der Musik der BNL beschäftigt habe und ich mich deshalb nicht dazu berufen fühle in erschöpfender Art und Weise selbige zu beurteilen. Aber da ich zu mindestens das Album »Stunt« nun wieder seit Monaten fast täglich höre und es mit jeder Wiederholung immer besser zu werden scheint und mich der ZG-Kollege so freundlich gefragt hat werde ich mit meinen 5 Cent nicht an mir halten und zu mindestens kurz versuchen warum mich die Musik der BNL so besonders begeistert.

Erst einmal sind die BNL, anders als Ihr Name vermuten lassen könnte, 5 junge Männer aus Canada, die sich Anfang der 90er formiert haben und seitdem unverändert in dieser Konstellation gemeinsam eine mit "alternative Rock" noch am besten beschreibbare Musik machen. Das Album »Stunt«, welches ich letztendlich als einzige Grundlage für meine Begeisterung anführen kann, da ich die restlichen bisher nur unzureichend gehört habe, ist inzwischen mit dem Erscheinen 1998 auch nicht mehr ganz taufrisch. Es ist aber zum Einen für die BNL der große Durchbruch gewesen, vor allem dank dem Megaseller »One Week«, und zeigt zum Anderen gekonnt die musikalische Flexibilität der 5 Canadier. Die Jungs bewegen sich mit einer unvergleichlichen Leichtigkeit zwischen locker-flockigen und auch deshalb unkonventionellen Liebesliedern bis hin zu zynischen Selbstdemontagen. Gemein haben alle Titel, dass sie zwar teilweise ernste Themen behandeln, aber immer mit einer lässigen Grundstimmung daherkommen, so dass letztendlich auch bei Lyrics wie »And if i had a gun, there’d be no tomorrow« (»I’ll be that Girl«) im Context der Melodie keine melancholische Stimmung aufkommt.

Während die meisten Titel auf »Stunt« recht rockige Züge haben, so zeigt der Titel »When You Dream«, dass es auch deutlich melodischer, fast sphärisch geht... Dagegen zeigt der Titel »Alcohol« mit wieviel (Selbst?)Ironie man so ernste Themen wie Drogensucht musikalisch verarbeiten kann. »Who needs sleep?" wiederum beschreibt die Qualen von Schlaflosigkeit in erfrischender Art und Weise. »Some Fantastic« dreht sich um das klassische Thema verschmähter Liebe und ist dabei sowohl melodisch als auch von den Lyrics so Frisch, Fröhlich und Sarkastisch das man nur gute Stimmung bekommen kann.

So gestaltet sich das gesamte Album extrem erfrischend und nach einer Dosis BNL relativieren sich viele Dinge des Lebens auf ganz gelassene Weise. In dieser Qualität kenne ich keine andere Musik, welche die Stärke hat eine solch positive Grundstimmung zu vermitteln ohne dabei die unerfreulichen Teile des Lebens auszublenden.

BNL

jtheripper:
Hach, vielen lieben Dank werter Kollege, so wollte ich es auch ausdrücken, aber durch meine aufgewühlten Gefühle bei den Liedern, konnte ich mich einfach nicht auf das wesentlich konzentrieren.

Noch ein paar Worte zu den anderen Alben: »Maybe You Should Drive« erinnert mich von der Zusammenstellung des Albums noch am meisten an »Stunt«. Alles sehr rockig und flockig mit ein paar sehr ruhigen melodischen Liedern. Im ersten Lied singt Steve von »Jane«. Wenn man es ein paar mal gehört hat, bleibt einem (zumindest als Mann) keine Wahl und verliebt sich gleich auch in sie. Sweet Jane St. Claire, auch wenn man keine Chance bei ihr hat. Ed macht das in »These Apples« dann wieder auf seine ganz besondere, komisch und tragische Art. In »You Will Be Waiting" geht es um die schmerzhaftere Sache, die Trennung, und ist auch genau so gesungen. So wechseln sich die Songs ab und in einem weiteren Favoriten »Life, In A Nutshell« scheint es ausnahmsweise mal mit der Liebe zu klappen. Auf »Maroon« ist mein zur Zeit absoluter Liebling »Helicopters«. In dem Steve die Besichtigung eines Kriegsschauplatzes verarbeitet. Ansonsten ist das Album auch wieder in der perfekten Mischung wie die Anderen. Eine nennenswerte sarkastische Liedzeile und Titel ist dann das letzte Lied: »Tonight is the night I fell asleep at the wheel«

In »Everything to Everyone« ist dann wieder eine Frau in der Hauptrolle. Diesmal ist es jedoch Katie und es geht um die Frage warum der Mann sich nicht auf sie einlässt, denn »just because her youth is fading, doesn't mean that she's not worth dating«. Mit »Another Postcard« hat Ed mal wieder ein Song, der »One Week« zumindest in den Strophen das Wasser reichen kann. So lustig der Song auch ist, so traurig ist »War On Drugs«. Dies ist einer der wenigen, wo man wirklich nichts positives abgewinnen kann, was bei dem Thema verständlich ist. Aber auch genau aus diesem Grund ist das Lied eines der Höhepunkte auf dem Album. »Near where I live there's a viaduct / Where people jump when they're out of luck / Raining down on the cars and trucks below.« Ein starker Kontrast dazu ist »Shopping«, in dem es auch nur um den Kaufrausch geht: »So shutup / And never stop / Let's shop / Until we drop.« Oo

Wer das alles jetzt mal nachvollziehen will, sollte sich die Alben ruhig in der chronologischen Reihenfolge besorgen. Jedoch ist nach »Maroon« erstmal Schluss, denn »Everything To Everyone« soll in Deutschland erst noch erscheinen, aber wir danke Gott an dieser Stelle für das Internet und den Online-Kauf. Ausgelassen habe ich das Album »Born On A Pirate Ship« (1996), da ich es nicht besitze. Gehört habe ich schon, aber von allen Alben gefiel mir es am wenigsten. Mit zwei großen Ausnahmen: »I live with it every day« und »Straw Hat and Old Dirty Hank«, hier geht es um die unerwiderte Liebe eines »Fans« und endet mit der Strophe:

You say you love me, is that the truth?
Although they've heard the songs, my friends want living proof.
I know your address, I ring the bell
I bring you flowers and a .22 with shells.


»I'm running out of ink« - Barenaked Ladies Are Men (Die neue Seite 2)


The Bathroom Sessions (Infos auf Seite 2)
www.bnlmusic.com - Offizielle Seite der BNL (mit Blog und Shop)
www.bnlmusic.de - Fanseite auf deutsch (sogar mit Lyrics)

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