Ab sofort könnt ihr unter www.rotdorn.org die aktuelle Rotdornausgabe Nr. 53 bewundern. Zum ersten Mal in der 20jährigen Geschichte des Rotdorns ‑meine Wenigkeit ist erst seit knapp vier Jahren dabei- ist er 36 Seiten lang. Diesmal mit dem Schwerpunkt Afghanistan. Außerdem gibt es Interviews mit Mellowmark, mit Prof. Peter Grottian oder auch Film- und Buchtips zu lesen.
Schlagwort-Archive: Medien
Heulen für die Zielgruppe
Wer unseren Blog öfters liest, wird bemerkt haben, dass wir überdurchschnittliche Konsumenten von TV-Serien sind. In der »TV-Reflektion« schreiben wir über empfehlenswerte Serien und in »nicht vergessen...abschalten« zerreißen wir Fernsehsendungen, darunter auch Serien. Ein besonderer Aspekt in Serien ‑wie könnte es anders sein- sind die Charaktere. Eine spezifische Gruppe von Charakteren taucht dabei immer wieder auf: die Heul-und-Jammer-Protagonisten. Weiterlesen
Der Hort des Bösen...
Am Vorabend des Running Man
Im Jahre 1987 gab es einen US-Film mit dem Titel »Running Man«, der an Richard Bachmans Buch (alias Stephen King) »Menschenjagd« angelehnt war. In diesem Film ging es um eine Spielshow, die weltweit übertragen wurde und große Einschaltquoten hatte. Inhalt der Show war, dass eine Gruppe bzw. ein Mann von sog. Jägern gejagt und auch publikumswirksam getötet wurden. Während das Buch noch Medien- und Gesellschaftskritik enthielt, war der Film eine oberflächliche Hollywood-Materialschlacht mit Arnold Schwarzenegger. Weiterlesen
Den Frieden diffamieren
Wie entwertet man am besten unbequeme Aussagen? Indem man die Person öffentlich diffamiert, ihre moralische Integrität anzweifelt. Ganz besonders beliebt ist diese Methode, wenn es um moralische Instanzen wie z.B. die EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßman geht. Ihre Kritik an dem Krieg in Afghanistan wurde von Medien und Politikern gleichermaßen mißmutig aufgenommen. Wie kann es eine kirchliche Instanz nur wagen von Frieden zu sprechen und den Krieg zu verteufeln?
Welch große Propagandamaschine wir in Deutschland haben, sieht man auch daran, dass sich alle auf das Hetz-Flagschiff, die BILD, beziehen. SpiegelOnline, die Frankfurter Rundschau, der Stern, die Financial Times Deutschland und der Focus zitieren freimütig einen Artikel der BILD, indem die EKD-Ratsvorsitzende betrunken am Steuer erwischt wurde. Ich möchte nicht wissen, wer schon alles betrunken am Steuer erwischt wurde und wer nicht. Wäre es kein Politikum wie Frau Käßmann, wäre diese Meldung wohl eine schnöde Boulevard-Nachricht, die nur müdes gähnen verursachen würde. Nun kann man aber sagen: »Eine Säuferin kritisiert den Afghanistan-Krieg! Die muss man nicht ernst nehmen!«.
Anständige Medien?
Oft wird über den Inhalt der Medienberichterstattung gesprochen, aber nur selten über die Arbeitssituation, die in den Redaktionen vorherrschen. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat eine gute Auflistung von Verlagen erstellt, die sich nicht an die bundesweit ausgehandelten Tarifverträge halten. Kurzfristiges Profitdenken in der Medienbranche lässt viele Verlage nicht großartig anders handeln wie Schlecker oder Lidl. Die Berliner Tageszeitung B.Z. wurde am 1.1.2007 in eine eigene GmbH ausgelagert, die nicht tarifgebunden ist. Die Frankfurter Rundschau beschäftigt knapp 50 Redakteure als Leiharbeitnehmer. Auch die Journalistenschulen des WAZ-Konzerns und des »Gruner+Jahr« Zeitungsverlages bezahlen ihre Volontäre unter Tarif und lassen sie gleichzeitig in Regionalzeitungen als Redakteure arbeiten. Viele Zeitungen stellen neue Mitarbeiter über Leiharbeitsfirmen oder Tochtergesellschaften ein, die nicht an den Tarif des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) gebunden sind. Redaktionen werden teilweise ausgelagert, um keinen Tarif bezahlen zu müssen.
Die Verlogenheit wird komplett, wenn sich eine dieser Zeitungen das nächste Mal über Niedriglöhne, Leiharbeit oder Tarifflucht moralisch echauffieren werden.
ZG-Rückblick: Haiti
Was passiert wenn eines der ärmsten Länder der Welt von einem der stärksten Beben der jüngeren Geschichte heimgesucht wird? Weiterlesen
Sterben ist nicht gleich sterben
Spätestens seit der Tsunami-Katastrophe in Südostasien im Jahre 2004, bei der über 200.000 Menschen gestorben sind, wissen wir, dass sterben nicht gleich sterben bedeutet. Es muss einer biblischen Tragödie gleichen oder einem Wettlauf gegen die Zeit, wenn sich die Mainstream-Massenmedien der Toten annehmen sollen. Einfaches Verrecken, alltägliches Sterben ist eben unspektakulär und besitzt daher, wie Publizisten immer so schön formulieren, wenig »Nachrichtenwert«. Weiterlesen
Mut zum schlechten Geschmack
»Mit einem unglaublichen Mut, den wahrscheinlich nur das Privatfernsehen mit seinem Zwang, Geld verdienen zu müssen, haben konnte, ging es in Richtung schlechter Geschmack.«
- Medienwissenschaftler Norbert Bolz über »10 jahre Big Brother« in der TAZ vom 11. januar 2010
Anmerkung: Ohja. Unglaublich mutig, billig zu produzieren, um den größtmöglichen Gewinn einzufahren. In Wahrheit sind auch nicht die halbwegs intelligenten Zuschauer die Opfer dieser völlig öden Klosendungen, sondern die Medienkonzerne. Sie stehen schließlich unter »Zwang« Geld zu machen, die Armen. Prosieben-Sat1, Bertelsmann, Burda, die WAZ-Gruppe, der Holtzbrinck-Verlag und der Axel-Springer Konzern würden ja so gerne endlich Qualität und Aufklärungsarbeit bringen, aber sie können nicht. Sie stehen unter dem unsäglichen Zwang Geld verdienen zu müssen. Möchte sie nicht jemand von ihrem Leiden befreien?
Anstelle eines Weihnachtsgrußes...
...lässt uns Christine Kruttschnitt im Stern daran teilhaben, wie die wirklich wichtigen Menschen (ihr wisst schon: die Stars!) ihre Weihnachtseinkäufe machen und was sie so verschenken. Wenn nun jemand auf die Idee kommen sollte, dass wäre billigstes Boulevard-Niveau, der täuscht sich gewaltig. Selbst Gala und Bunte können von der lieben Christine noch was lernen. Knallhart recherchiert und brutalstmöglich geschrieben mit einem Hang zum Schwachsinn:
Wir wissen natürlich nicht, ob Pamela Anderson in diesem Jahr schon wieder ein Buch gelesen hat. Oder ob Kate Hudson ihren mittlerweile Sechsjährigen noch einmal in einen Zopfmusterpullover stopfen kann. [...] Natürlich gibt es auch in diesem Jahr wieder »gute« Geschenke, die ein Hollywood-Star seinen hundert engsten Freunden machen kann. Patenschaften für Eisbären zum Beispiel. [...] Victoria Beckham ist Stammkundin, das sollte eine Warnung sein für all diejenigen, die 150-Euro-Jeans für eine Lebensinvestition halten.
Bei soviel geistigem Dünnpfiff können die Feiertage ja nur gut werden, oder? ;)
Frohes Fest euch allen!