Der Anschlag (4)

anschlagDas Deutsche Institut für Wirtschaft (DIW) und der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) haben sich in einer gemeinsamen Pressekonferenz für eine Konsumpflicht der Deutschen ausgesprochen. Sie solle die Binnenkonjunktur beleben und die Krise überwinden helfen. Jeder Bundesbürger, mit Ausnahme von Vermögenden, Bankern, Aktionären, Spekulanten, Politikern und Unternehmern, solle ab sofort dem Finanzamt nachweisen, dass er 90 Prozent seines Einkommens verkonsumiere oder an Konzernen spende. Bei Nicht-Einhaltung soll der Lohn sowie das Bank- und Sparguthaben eingezogen und an Vermögende umverteilt werden.

Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) wollen, ab Anfang nächsten Jahres, in allen U- und S- Bahnen sowie in allen Bussen, ihr gesamtes Personal durch ein automatisiertes KI-System ersetzen. Die so knapp 50.000 freigestellten Beschäftigten können leider nicht auf einen Sozialplan hoffen und werden betriebsbedingt gekündigt. Sie hätten in der Vergangenheit nicht genug Eigenverantwortung gezeigt. Zudem würde jeder, der arbeiten wolle, auch Arbeit finden, so die Geschäftsführung der BVG.

Der Generalbundesanwalt, Harald Range, ist gegen die Inflation des Mafia-Begriffes. Es gebe in Deutschland keine Steuermafia, Atommafia, Bankenmafia, Pflegemafia, Strommafia, Finanzmafia, Lebensmittelmafia, Fleischmafia oder eine Müllentsorgungsmafia. Kriminell organisiert seien nur kriminelle Organisationen, so der Generalbundesanwalt.

Kollektive Kommunikationspflicht

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© epikur

Wer heutzutage ein Rebell oder Außenseiter sein will, muss dafür nicht viel machen. Sich beispielsweise einfach kein smartphone zulegen. Nichts verunsichert das Heer der Kommunikations-Fetischisten mehr. Warum man denn keines habe, ob man denn kein Geld dafür hätte (als wenn die noch was kosten würden) oder ob man so ein Datenschutz-Fanatiker sei, darf man sich dann immer wieder rechtfertigen. Man habe doch eh nichts zu verbergen und selbst wenn, die Geheimdienste und Konzerne würden doch sowieso schon alles wissen. Außerdem sei so ein Teil doch total cool, man könne sich kostenlos (!) schreiben, Chat-Räume aufmachen, lustige Videos und Bilder schicken und vieles mehr. Sei man vielleicht so ein genereller Miese-Peter, Über-Kritiker oder Kultur-Pessimist? Man könne und wolle diese negative Verweigerungshaltung einfach nicht verstehen. Weiterlesen

Frohe Weihnachten?

weihnachten_titelWeihnachten ist in Deutschland (und wohl nicht nur hier) ein scheinheiliges Konsumfest. Die Massen sind im Kaufrausch, drängeln, schubsen und jagen Schnäppchen. Die Unternehmen freuen sich über die »Konsumlaune« und über das Weihnachtsg-e-s-c-h-ä-f‑t. Auch wenn gerade die Städte teilweise sehr schön geschmückt sind: uns wird ein monströs-verlogenes Blendwerk sondergleichen vorgeführt, das nur dazu dienen soll, unsere Moneten locker zu machen. Denn genau darum, und um nichts anderes, liebe Leser, geht es hier: um den Profit. Besinnlichkeit, Ruhe, Konzentration, Frieden, Liebe — all die ständig beschworenen Weihnachtstugenden sind dem Kapitalismus das ganze Jahr über zuwider. Ja, er bekämpft sie sogar mit allen verfügbaren Mitteln. Weiterlesen

Presseblick (17)

Unsere Krankenhäuser würden Verluste machen, schreibt unter anderem spiegel.de: »Es ist schon dramatisch, wie das gegenwärtige System der Krankenhausfinanzierung mehr als die Hälfte der Kliniken in die roten Zahlen drückt.« Das Krankenhäuser überhaupt wie Wirtschaftsunternehmen geführt werden müssen, anstatt die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung als einen elementaren Bestandteil der sozialen Daseinsfürsorge zu bewerten und zu behandeln, ist der eigentliche Skandal in einem der reichsten Länder der Welt. Ob verschwendete Milliarden für unsinnige Großbau- oder Rüstungsprojekte, Bankenmilliarden oder Verluste durch Steuereinnahmen in Milliardenhöhe — Geld wäre da, wenn man will. Aber man will nicht. Weiterlesen

Freizeit ist Konsumzeit

»Heute sind Konsumzonen und öffentlicher Raum komplett ineinander verschmolzen. In den Flughäfen von London, Oslo, Bergen oder Mailand gibt es keine freien Durchgänge mehr«.

- Philippe Rekacewicz, »Shoppen bis zum Abheben«, Le Monde Diplomatique, März 2013, S. 13

Anmerkung: Schon als Kinder werden wir mit dieser Realität konfrontiert. Gerade in Großstädten sind Freiräume, abseits der Konsumzonen und Shopping Center mit Ausnahme von Spielplätzen und Parks, kaum noch vorhanden.

Idiotenalmosen

almosen_titelFür ein paar Brotkrumen der Reichen machen wir alles. Da kennen wir weder Stolz, Ehre, noch Schamgefühl. Wir beteiligen uns an Verlosungsaktionen und Gewinnspielen, bei der die Chance vom Blitz getroffen zu werden höher ist, als den Hauptgewinn zu erhalten. Wir rufen stunden- und tagelang bei endlosen TV-Telefon-Hotlines mit automatischen Sprechansagen an und bemerken nicht, dass unser Hauptgewinn vor allem die hohen Telefonkosten sind. Wir geben bereitwillig unsere E‑Mail‑, Telefon- und Adressdaten heraus, um eventuell ein Produkt testen oder etwas gewinnen zu dürfen, dass keine fünf Euro wert ist, während die Unternehmen mit unseren Daten ihren Profit erhöhen. Wir machen uns für ein paar Euro im Trash-TV zum Aufziehmännchen und Hampelmann der Medienkonzerne. Wir beteiligen uns an etlichen Rabatt‑, Coupon‑, Payback- und Gutschein-Aktionen, schauen uns freiwillig Werbung im Fernsehen an, ziehen uns regelmäßig die Discounter-Werbeprospekte rein und sind immer auf der Suche nach ein paar Prozenten und vermeintlich günstigen Angeboten. Selbst aufgeklärte und kritische Menschen haben diesen Habitus tief verinnerlicht. Unsere Wirtschaftsordnung hat uns zu Krämerseelen erzogen, in der jeder eingesparte oder gewonnene Euro als ein persönliches Erfolgs- und Glücksgefühl empfunden wird. Wo bleibt euer Selbstwertgefühl?

Klassentreffen

Klassentreffen sind eine gute Gelegenheit, um zu erkennen, was den meisten Menschen wirklich wichtig ist, um andere einschätzen und beurteilen zu können. In der Regel hat man sich 10 oder 20 Jahre nicht mehr gesehen und meist nur einen Abend Zeit, um sich wieder neu kennen zu lernen bzw. um die Vergangenheit zu reflektieren und mit dem neu gewonnenen Bild zu verknüpfen. Von Interesse ist hierbei die Lohnarbeit, die Wohnung, der Beziehungsstatus (Kinder? Ehe? Wie lange zusammen?) und das Aussehen (dicker oder dünner geworden? Kleidungsstil?). Alle Themen sind mit einer streng materialistisch-konsumistischen Lebenseinstellung besetzt.

Meine Versuche, Themen wie Philosophie, Kunst, Kultur, persönliches Glück, Leidenschaften, individuelle Neigungen, Medien oder Politik ins Feld zu führen, scheiterten. Entweder sie wurden ignoriert, abschätzig bewertet oder führten wieder zu den oben genannten Lebensbereichen. Es scheint, als sei das wirtschaftspolitische Vorhaben, die Bevölkerung ausschließlich zu Krämerseelen um zu erziehen, ein voller Erfolg.

Kinder in Deutschland; Teil 25: Knetmasse

Ich habe es hier schon öfter angesprochen: was Kinder wollen, was ihre Bedürfnisse und Wünsche sind, interessiert häufig nicht. Politiker und Unternehmer erst Recht nicht. Sie werden in Wirtschaft und Politik als Produkte, Ressourcen und Objekte betrachtet, die ganz nach den eigenen Interessen zurecht gebogen und abgerichtet werden dürfen. Weiterlesen