Allheilmittel Politik?

Dem Einen oder anderen wird es vielleicht aufgefallen sein, dass ich zunehmend immer weniger Beiträge über Politik, Politiker und Parteien veröffentliche. Das liegt nicht daran, dass ich resigniert habe oder gar mein Interesse an Politik abgenommen hat. Sicher, Korruption, Inszenierungen, Lügen und Schmierentheater nehmen nicht ab, ganz im Gegenteil. Der ständige Fingerzeig auf »die da«, also auf Politiker und Parteien, ist zwar wichtig, bringt außer einer moralischen Verurteilung, weder gesamtgesellschaftlich viel, noch erhellt sie den Leser in seiner persönlichen Perspektive großartig. Zumal die meisten Blogleser eh aufgeklärt sein dürften. Ich bin auch kein Anhänger des Positivismus, der krampfhaft nach Lösungen und Alternativen im Meer der Unmöglichkeiten bzw. im naiven Möchtegern-Utopia suchen will, so wie es vor allem im wissenschaftlichen Betrieb Allgemeinplatz ist. Argumente überzeugen mich meist nur, wenn sie kritisch und hinterfragend sind. Mit Werbung, Lügen-PR und einem »Alles-wird-Gut-Gelaber« werden wir schon genug zugemüllt.

Nein, was mich zunehmend beschäftigt, ist die zwischenmenschliche Komponente. Der Blick auf Strukturen, Rahmenbedingungen, Gesetze usw. ist wichtig, oft wird jedoch vergessen, dass der soziale Aspekt, der zwischenmenschliche Umgang diese mit beeinflussen und prägen. Das vermeintlich tollste politische System ist zum Scheitern verurteilt, wenn Menschen sich von Eigennutz, Materialismus und Gier treiben lassen. Und damit will ich nicht der unsäglichen propagandistischen »Eigenverantwortung« das Wort reden, sondern betonen, dass es immer noch jedem selbst überlassen ist, ob er eine alte Frau über die Straße hilft oder schnell weiter geht.

Der kleingeistige Glaspalast

Wie groß ist Deine Wohnung? Wieviel Zimmer hast Du? Und wie teuer ist die Miete? Welches Auto fährst Du? Wieviel verbraucht er so? Und wie teuer war er? Welches Handy hast Du? Nokia? Vertrag oder Prepaid? Ach, ein iphone hast Du auch? Hast Du schon den neuen Actionfilm mit Vin Diesel im Kino gesehen? Was machst Du so beruflich? Welchen Schulabschluss hast Du? Und wieviel verdienst Du? Hast Du einen Garten oder eine Laube? Ach, Du hast ja neue Klamotten? Von Esprit oder C&A? Hast Du einen PC und auch eine Playstation 3? Und warste am Wochenende mal wieder bissl feiern? Wodka oder Becks? Hast Du eine/n Freund/in? Wohin fährst Du in den Urlaub? Vollpension? Hast Du DSDS im Fernsehen gesehen? Habendenken als Normalzustand.

Echtes Leben im Falschen

  1. Eine Professorin verliebt sich in einen erwerbslosen Maurer, heiratet ihn und bekommt zwei Kinder mit ihm.
  2. Ein Vorstandsvorsitzender von Vattenfall spendet jeden Monat 50% seines Lohns an Greenpeace, ohne dass es jemand weiß.
  3. Eine Gruppe rechtsextremer Jugendlicher verteilt zu Weihnachten Schokoweihnachtsmänner an Obdachlose.
  4. Ein Kind weint in der Öffentlichkeit und alle anwesenden Menschen lächeln.
  5. Die Bundesregierung verbietet jede Form von Praktikum, Minijob und prekärer Lohnarbeit.
  6. Chefredakteure, Ökonomen, Verlagsbosse, Manager, der Adel und die bürgerlichen Medien rufen zu Protest, Widerstand und zu Demonstrationen in Deutschland auf. Für eine Gesellschaft, die dem Menschen und nicht dem Kapital dient.

Was fehlt?

Von Idealisten und Pragmatikern

Seit längerem beschäftigt mich das Thema der eigenen Prinzipien und Ideale. Insofern kann es heute etwas esoterisch werden. Ich denke, jeder Mensch hat sich im Laufe seines Lebens Gedanken über Gerechtigkeit, Freiheit, Frieden, Liebe und über den Sinn des Lebens gemacht. Mich interessiert hierbei, wie und warum soviele Menschen diese Gedanken aufgegeben haben? Ist der Glaube und der Kampf für eine bessere Welt weniger sinnerfüllend und wertvoll als Konsum, Habendenken und Lohnarbeit? Weiterlesen

Alles ist Meinung

Alles ist Meinung. Das Streben nach Objektivität und das Ideal der Versachlichung und Neutralität ist ein demagogischer Schachzug, um das ideologische Denken hinter den Aussagen zu verstecken. Jetzt werden vielleicht einige einwenden, dass die Wissenschaft der Forschung verpflichtet sei und demnach zumindest versuche, objektiv und empirisch vorzugehen. Schließlich wird jedem Studenten einer Sozialwissenschaft nahegelegt, im Laufe seines Studiums stets empirisch, objektiv und wertfrei zu sein. Andere werden vielleicht behaupten, meine These sei zu radikal und ich versuche eh nur das Meinungsbloggen hochzuschreiben. Mag sein. Weiterlesen

Reichtum und Armut

Neulich war ich mit meiner Freundin im Dunkelrestaurant in Berlin, der sog. »Unsichtbar«. Ich hatte einen Gutschein zu Weihnachten geschenkt bekommen. Das Besondere an diesem Restaurant ist, dass man komplett im Dunkeln speist. Da der Laden sehr voll war, durften wir lange warten. Nach knappen zwei Stunden ist unser Geduldsfaden gerissen und wir sind gegangen. Obwohl wir Tage vorher reserviert hatten. Angeblich hatte eine Touristengruppe sich spontan angekündigt gehabt und damit die gesamte Organisation durcheinandergebracht. Die Preise in der Unsichtbar sind nicht ohne: das Günstigste 4‑Gänge Menü (vegetarisch) für eine Person ohne Getränke kostet 41,50 Euro. Weiterlesen

Das Wort zum Sonntag

Im August 2009 schrieb ich einen Beitrag über Einsamkeit und Stille. Meine Gedanken zu diesem Thema möchte ich an dieser Stelle etwas vertiefen. Alleine zu sein setzen viele mit einsam sein gleich, was z.B. bedeutet keine Liebesbeziehung zu führen. Für mich gibt es zunächst eine grundlegende Unterscheidung zwischen allein sein und einsam sein. Wer allein ist, also z.B. kaum oder wenig soziale Kontakte pflegt, wenig mit Menschen zu tun hat oder eben alleine wohnt, ist nicht zwingend einsam. Sich einsam fühlen können auch Menschen, die in einer Beziehung sind oder in einer großen Familie leben. Als allein sein bezeichne ich den Zustand einer temporären oder dauerhaften sozialen Isolation und als einsam sein, ein inneres Befinden, sich nicht verstanden, akzeptiert oder geborgen zu fühlen. Zwischen beiden Sachverhalten wird oft ein Zusammenhang hergestellt, der meiner Meinung nach zu Missverständnissen und zu zweifelhaften Entscheidungen führen kann. Weiterlesen

Verkorkste Lieblichkeit

Schwülstige Drehbuch-Tränen necken die sexuelle Gleichschaltung. Immunschwache Liebesklammern verlieben sich in stachelige Produkte. Romantik als berechnender Wohlfühlmarkt. Niedliche Maschinen verleidenschaften sich. Nichtdenken als vorzeigbare Sinnlichkeit. Sein als Störfall. Haben als Machbarkeit. Rosarote Mondüberlegenheit kokettiert mit schönen Allzeitmenschen. Eigennutz als Eleganz getarnt. Anmutige herzlose Püppchen. Knuspriges Erlebnisprickeln als Vertragsfundament. Inszenierte Gefühlsmarken als süße Selbsterfahrung.

Ist das Liebe?

Krankhafte Gesundheit

Ich fühle mich gesund. Ich bin zufrieden mit mir und meinem Leben. Sicher gibt es immer Rückschläge, nachdenkliche Zeiten, aber auch Erfolgsgefühle und glückliche Momente in meinem Leben. Alles in allem bin ich jedoch ein recht zufriedener und ausgeglichener Mensch, auch wenn einige vermuten mögen, mein kritischer Geist rühre von einer unzufriedenen Seele her. Dem ist aber nicht so. Es ist eben einfach meine Art. Soweit so gut.

Wenn ich mich jetzt entscheiden würde, eine Therapie zu machen, stelle ich folgende These auf:

Der Therapeut würde nach spätestens zwei oder drei Sitzungen, bei mir etwas vermeintlich ungesundes finden. Er würde vermutlich solange in meiner Psyche bohren und popeln, bis er eine Diagnose erstellen kann. Was würde das über Psychologen und Therapeuten aussagen? Machen sie gesunde Menschen krank bzw. sorgen sie für ihre eigenen Patienten? Werden Therapeuten maßlos überschätzt? Oder sind wir einfach alle krank und wissen es nur nicht?

P:S: Passt zwar jetzt nicht hier hin, aber wir haben unsere »Kommentieren-Infoseite« aktualisiert.