Kindheit
Im Jahr 2013 wurden von den Behörden in Berlin fast 10.000 Verfahren wegen Kindeswohlgefährdung eingeleitet, berichtet die Berliner Morgenpost. Bei zwei Drittel der akuten Fälle geht es vor allem um Vernachlässigung. Kinder leiden demnach eben nicht am häufigsten unter Missbrauch (3,9 Prozent), Gewalt oder Drogen (wie es RTL und die Springer-Medien so gerne skandalisieren), sondern schlicht daran, dass sie ständig wegorganisiert und allein gelassen werden. Lohnarbeit, Konsum und Karriere stehen bei den meisten Erwachsenen an erster Stelle. Für die Kinder bleibt dann wenig Zeit. Weiterlesen
Schlagwort-Archive: Arbeit
Neusprech: Sozialkompetenz
In der Wirtschaft definiert sich die soziale Kompetenz über folgende Charaktereigenschaften: Team‑, Konflikt‑, Kommunikations‑, Kompromiss- und Kritikfähigkeit. Die Bereiche der Pädagogik und der Psychologie gehen jedoch weiter und umfassen hierbei auch Empathie, rücksichts- und respektvolles Verhalten, ethische Wertvorstellungen, Solidarität und Toleranz. Die Definition des Schlagwortes ist hierbei schwammig und nicht eindeutig festgelegt, da der Begriff viele gesellschaftliche Bereiche des zwischenmenschlichen Miteinanders umfasst. Weiterlesen
Der tägliche Lohnarbeitswahnsinn (Teil 3)
[In der Kaffeeküche]
Frau Hein: (verärgert) Oh man, schon wieder über 500 Akten sortieren. Dafür habe ich doch nicht fünf Jahre studiert!
Frau Sonntag: Ja, das macht wirklich keinen Spaß. Aber gehört nun mal leider zur Arbeit dazu. Ach, wann fängt eigentlich der neue Praktikant bei uns an?
Frau Hein: Ich glaube, der kommt morgen früh.
Frau Sonntag: Naja, Du kannst das ja dem Praktikanten übertragen. So wird er gleich eingearbeitet. Weiterlesen
Der Anschlag (8)
Der Top-Ökonom Hans-Werner Sinn sei stolz auf den demokratischen, rücksichtsvollen und solidarischen Geist, welche die neoliberale Wirtschaftsordnung hervorgebracht habe. Dies zeige sich vor allem in den Städten, wo Tausende Menschen, bei Großveranstaltungen, Grillfesten, Konzerten und an Silvester, ihren Müll auf die Straße werfen würden. Schließlich würden die Menschen dabei hauptsächlich an die so geschaffenen Arbeitsplätze in den örtlichen Straßenreinigungsbetrieben denken, so der Experte.
Die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) hält Süchte und Abhängigkeiten für einen starken Wirtschaftsfaktor und plädiert für einen weniger gesellschaftlich abwertenden Umgang mit Ihnen. Schließlich würden Alkohol‑, Tabletten‑, Zigaretten- und Spielsüchtige als Dauerkonsumenten dem Wirtschaftsstandort Deutschland einen großen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Ganz im Gegenteil müsse die Bundesregierung dafür Sorge tragen, mehr Kunden zu Süchtigen zu machen, so das Institut in einer internen Mitteilung.
Die Bundesregierung und das Bildungsministerium wollen im nächsten Jahr das »marktkonforme Studium« einführen. Im Rahmen des neuen Gesetzes werden alle geisteswissenschaftliche Fächer, wie beispielsweise Afrikanistik, Philosophie oder Kunstgeschichte bundesweit komplett abgeschafft. Zukünftig dürfen sich Studierende dann von maximal drei Fächern, die vom Arbeitgeberverband vorgegeben werden, eines für ihren Studiengang aussuchen.
Der tägliche Lohnarbeitswahnsinn (Teil 2)
[Im Büro vom Chef]
Chef: (angespannt) Sie wollten mich sprechen, Frau Lange?
Frau Lange: Ja.
Chef: Gut. Worum geht es? Bitte machen Sie schnell, ich habe gleich noch einen wichtigen Geschäftstermin.
Frau Lange: Die Frau Uhlig erzählt in der Firma Lügen über mich. Sie behauptet, ich würde faul sein, keine Fachkenntnisse haben und Kunden vergraulen. Außerdem sei ich nicht flexibel und belastbar, weil ich eine alleinerziehende Mutter sei. Weiterlesen
Der tägliche Lohnarbeitswahnsinn
[Im Pausenraum]
Chef: (wütend) Das ist unglaublich! Was erlauben die sich eigentlich?
Sekretärin: Entschuldigen Sie, was ist denn passiert?
Chef: Mein Sohn hat einen Strafzettel bekommen, weil er angeblich zu schnell gefahren ist. Aber das ist unmöglich, denn ich habe ihm persönlich beigebracht, wie man sich im Straßenverkehr zu verhalten hat.
Sekretärin: Ich verstehe. Und was haben Sie nun vor? Weiterlesen
Arbeit. Anpassung. Ausbeutung.
Die Menge an Euphemismen für einen Sachverhalt, kann als ein Indikator dafür dienen, wie unangenehm eine Wahrheit für die Herrschenden ist. Die Realität soll, im Dienste von Partikularinteressen, so zurecht gebogen, verdrängt, verharmlost und schöngefärbt werden, bis sie in die vorherrschende Ideologie passt. Ein gutes Beispiel hierfür sind die Euphemismen, wenn es um die Kündigung von (Lohn-)Arbeitskräften geht, also wenn Menschen ihrer finanziellen Existenzgrundlage entzogen und zum Bittsteller beim Arbeitsamt gemacht werden:
- Den Mitarbeiter freistellen oder freisetzen.
- Umstrukturierungs- oder Restrukurierungsmaßnahmen.
- Das Unternehmen sanieren.
- Personalumbau.
- Gesundschrumpfung.
- Sich neu aufstellen.
- Sozial verträglicher Stellenabbau. Betriebsbedingte Kündigung.
Die Euphemismen sollen mit allen Mitteln verhindern, dass ein wirtschafts‑, unternehmens- oder gar kapitalismuskritisches Weltbild entstehen könnte. Außerdem sind sie stets aus der Position des Unternehmens formuliert, also beschreiben, was das Unternehmen will, ohne jedoch die Verantwortlichen beim Namen zu nennen. Dies verdeutlicht zum Einen, dass die Sprache immer die Sprache der Herrschenden ist und zum Anderen, dass Lohnarbeiter als reine Verfügungsmasse für den Profit betrachtet werden. Denn was Lohnarbeiter denken und fühlen, findet in unserer Sprache erst dann Berücksichtigung, wenn es zur »Depression« oder zum »Burnout-Syndrom« kommt.
Presseblick (25)
SpiegelOnline veröffentlicht einen Artikel mit dem Titel »Geldvermögen: Deutsche sind so reich wie nie«. Im entsprechenden Forum gibt es verständlicherweise große Kritik zu dem armutsrelativierenden Beitrag. Bei ausufernder Leiharbeit, Dumping-und sinkenden Reallöhnen, gestiegenen Lebenshaltungskosten, steigenden Miet- und Energiepreisen, Massenerwerbslosigkeit und mindestens acht Millionen ALG 2 — Empfängern, von den »Deutschen« zu sprechen ist schon krass realitätsverweigernd und dreist. Es gibt auch keine Schere zwischen arm und reich (wie man immer wieder betont), denn Scheren sind am Ende miteinander verbunden. Millionäre, Reiche und Vermögende leben jedoch schon längst in einem Parallel-Universum. Weiterlesen
Vollbeschäftigung erreicht!
Wie Bundeskanzlerin Angela Merkel auf einer Pressekonferenz gestern mitteilte, ist die Massenerwebslosigkeit in Deutschland überstanden: »Jeder, der arbeiten will, findet nun auch eine Arbeit«, so Merkel. Mit einer groß angelegten Joboffensive im öffentlichen Sektor, einer Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich sowie einer Entkoppelung der Sozialabgaben vom Faktor Arbeit, ist es der Bundesregierung gelungen, innerhalb von nur 5 Jahren die Massenerwerbslosigkeit von statistisch schöngerechneten 3 Millionen (also ca. 6 Millionen) Arbeitslosen, auf sagenhafte ca. 100.000 Arbeitslose zu reduzieren. Während die Mehrzahl der Bürger die Entwicklung begrüßt, sind die Reaktionen aus der Wirtschaft eher verhalten. Weiterlesen
Was ist Leistung?
- Ist es leistungsfeindlich oder solidarisch, wenn die finanziell Starken die finanziell Schwachen unterstützen?
- Wie viel leistet ein unbezahlter Praktikant, der 40 Stunden in der Woche arbeitet?
- Wie hoch ist die Leistung eines Millionen-Erben oder eines Lotto-Millionärs?
- Was leisten Alkoholsüchtige für die Spirituosenindustrie?
- Ist die Leistung so hoch wie der Lohn oder der Lohn so hoch wie die Leistung?
- Die physikalische Größe für Energie pro Zeit?