Doppelte Viktimisierung

Ein Phänomen, welches bei der Medien-Hetze gegen Hartz4 Empfänger immer wieder zu beobachten ist, kann man als eine »doppelte Viktimisierung« bezeichnen. Viele Arbeitslose, die sich schon häufig als traumatisierte Opfer fühlen, da ihnen Anerkennung, Würde und gesellschaftliche Teilhabe nicht nur ökonomisch schwer, sondern auch ideologisch aberkannt wird, werden zusätzlich noch Opfer falscher Beschuldigungen. Arbeitslose  werden zu Tätern gemacht, da sie ja »selbst schuld« seien.  Das wirklich Bedenkliche, wenn nicht gar Erschreckende ist meines Erachtens, die ideologische Aneignungsweise dieser Opfer-Täter-Verkehrung vieler nicht-Betroffener Menschen. Schließlich wurden die Juden auch zu Tätern gemacht, bevor man sie in die Gaskammern geschickt hatte.

Neusprech: »sozial verträglich«

»HypoVereinsbank will weitere 1.500 Stellen sozialverträglich abbauen«

- Meldung aus der FAZ.net vom 6. Februar 2009

Die Begriffe der »Sozialverträglichkeit« bzw. der Formulierung vom »sozial verträglichen Stellenabbau« sollen suggerieren, dass im Sinne der ethischen und sozialstaatlichen Normen Menschen gekündigt, gefeuert bzw. aus der Firma geworfen werden. »Sozial verträglich« vermittelt eine Metapher des »weichen Fallens« aus der Firma bzw. dem Arbeitsplatz. Insofern ist es in erster Linie ein Euphemismus, welcher die individuelle Situation des soeben Gekündigten ausblendet. Weiterlesen

Bezahlte Blogger?

Kürzlich las ich auf dem Spiegelfechter-Blog einen Beitrag bzw. eine Diskussion darüber, ob man sich fürs bloggen bezahlen lassen sollte. Der Spiegelfechter argumentierte mit einem vermeintlich innovativem Bezahlsystem »Kachingle«, welches er befürwortete und wonach man nur für gute Artikel bezahlen müsse. Meiner Meinung nach kann eine Unabhängigkeit der Blogger-Community nur dann gewährleistet sein, wenn nicht ein Cent fließt. Weiterlesen

Sozialdarwinismus hat Konjunktur

»Die Erhöhung von Hartz IV war ein Anschub für die Tabak- und Spirituosenindustrie«

- Philipp Mißfelder, Vorsitzender der Jungen Union (CDU) zitiert aus SpiegelOnline vom 20. Februar 2009

Anmerkung: 2003 hatte Mißfelder bereits laut verkündet, dass man 85jährigen keine künstlichen Hüftgelenke mehr bezahlen sollte. Nun macht er vermutlich bald Karriere als Nachfolger von Ex-Verkehrsminister Oliver Wittke in Nordrhein-Westfalen. Immer offener und dreister wird auf die Schwachen der Gesellschaft eingekloppt. Solidarität? Hilfestellung? Fehlanzeige.

Der Euphemismus

Der Euphemismus bezeichnet ein Wort oder eine Formulierung, welcher einen Sachverhalt verschleiernd und beschönigend darzustellen versucht. Wie z.B. »heimkehren« für »sterben« oder »Umbau« statt »Abbau«. In George Orwells Dystopie Roman »1984« wurde diese Technik der Sprachmanipulation  bis zur Spitze getrieben. So wurde das öffentliche »Folterzentrum« als »Liebesministerium« und das »Kriegsministerium« als »Friedensministerium« bezeichnet. Euphemismen gehören im politischen Sprachgebrauch auch heute noch zum Alltag. Weiterlesen

Petition zum Grundeinkommen

52.976 Personen haben die Petition zum bedingungslosen Grundeinkommen unterschrieben. Zwar ist sie somit die seit der elektronisch Umstellung erfolgreichste Petition, aber sehr erfolgsversprechen ist es trotzdem nicht. Es bleibt nur die Hoffnung, dass so noch mehr Leute davon erfahren und die Idee dahinter auch verstehen (Hö?? Dann arbeitet doch niemand mehr, wie soll das gehen...).

Weiterführende Links:

Schuftet und schluckt Pillen!

Eine vor kurzem veröffentlichte Studie der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK) besagt, dass knapp 800.000 Menschen in Deutschland regelmäßig Medikamente am Arbeitsplatz einnehmen. Insgesamt haben zwei Millionen schon einmal Medikamente am Arbeitsplatz eingenommen. Dabei handelt es sich vor allem um Anti-Depressiva, Beruhigungspillen und leistungssteigernde Medikamente. Interessant ist hierbei vor allem die Wortwahl der Berichterstattung: von der Studie selbst und der Presse. Weiterlesen