Neusprech: Krankheit

»Es geht nicht, dass sich jeder bei Kopfschmerzen drei Tage krank schreiben lassen kann. Die ersten drei Krankheitstage sollten auf den Urlaub angerechnet oder nicht mehr bezahlt werden.«

- Klaus-Peter Meinzer, stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Mittelstands — und Wirtschaftsvereinigung bei netdoktor.de am 13. Juni 2006

Die Krankheit wird gemeinhin als eine unerwünschte Einschränkung bzw. Benachteiligung des Menschen gesehen. Sie wird als eine negative Zustandsform betrachtet, welche die eigenen Fähigkeiten beeinträchtigt. Das nicht Vorhandensein von Harmonie und Glück wird als Krankheit definiert. Im marktradikalen Deutschland wird die Krankheit sprachlich und ideologisch auf eine fehlende Funktion reduziert, da der Lohnarbeiter nicht mehr ganz (oder eben nur teilweise) fähig ist, einer bezahlten Arbeit nachzugehen. Weiterlesen

ZG-Rückblick: Few-Multiplayer-Offline-Games

Die Wochenenden im Juni waren vom Wetter her doch sehr durchwachsen, also was gibt es schöneres als alleine ein fesselndes Computer-/Videospiel zu zocken? Mit Freunden zocken! Oder gibt es da etwa gar keine Auswahl, weil die Spieleindustrie gar nicht interessiert ist, dass mehrere Leute zusammen nur ein Spiel kaufen? Weiterlesen

Links, linker, am linkesten

»Fällt das Bündnis eher links aus, geht es den Reichen an den Kragen. Fällt es eher rechts aus, schrumpfen die Staatsausgaben und steigt die Mehrwertsteuer«

- Rainer Hank in der FAZ.net vom 28. Juni 2009

Anmerkung: Ein Bündnis sollte in der Regel ja mindestens aus zwei Parteien bestehen, oder? Wen, außer der Linkspartei, sieht Herr Hank denn noch als links an? Die pragmatischen Grünen, die zum Machterhalt eh alles mitmachen würden (schwarz/grün)? Die SPD, die seit Jahren links blinkt und rechts fährt? Den Reichen wird es niemals »an den Kragen gehen«, solange bezahlte Lobbyisten, skrupellose Karrieristen und pöstchengeile Politiker sich im Bundestag tummeln. Nach der Wahl wird es ein sehr grausames Erwachen für viele Bürger geben.

Verfassungsschutz als Büttel des Kapitals

»Wenn sich der Verfassungsschutz bei der Beobachtung von Teilen unserer Partei darauf beruft, dass Teile unserer Partei eine andere Wirtschaftsordnung, eine andere Verteilung des Eigentums wollen, dann ist der Verfassungsschutz eine Organisation zum Schutze verfassungswidriger Eigentumsverhältnisse«

- Oskar Lafontaine auf dem Wahlparteitag der Linkspartei am 20. Juni 2009

Mit zweierlei Maß

Die Unruhen und Proteste im Iran beherrschen seit längerer Zeit die Presse. Der moralische Zeigefinger und die Verärgerung des Westens über eine erneute Amtszeit Ahmadinedschads ist nicht zu überlesen. Allerdings wird sich auch, ohne jede Rücksicht auf die staatliche Souveränität des Iran, eingemischt und Stimmung gemacht. Wenn das Handelsblatt vom »Polizeistaat« schreibt oder die Welt betont, der »Iran schotte sich von der Welt ab«, frage ich mich wieviel Heuchelei und Verlogenheit der Mainstream-Presse eigentlich noch ertragbar ist? Weiterlesen

Über die Volksverblödung

»Dünn hungern mit Heidi Klum, Dreck fressen mit Dirk Bach, kleine Mädchen fertig machen mit Dieter Bohlen«, so konstatiert Georg Schramm in gewohnt intelligent-satirischer Art die derzeitige Volksverdummung. Schramm fragt sich, ob diese systematische Verblödung nicht doch gewollt ist? Steckt vielleicht ein tiefer Sinn hinter der Bildungsmisere?

Demobericht: Bildungsstreik

Die große Bildungsstreik — Demonstration in Berlin am 17. Juni hat mich sehr beeindruckt. Es waren schiere Massen unterwegs, friedlich aber doch kämpferisch. Man spürte förmlich, wie alle beteiligten Gruppen: Schüler, Studenten, Azubis, Antifa-Gruppen, linke Bewegungen, Gewerkschafter usw. die Nase gestrichen voll hatten. Ein Gewerkschafter von ver.di äußerte mir gegenüber sogar die Hoffnung, dass dies eine neue 68er Bewegung sein könnte. Wie üblich verfolgten die bürgerlichen Mainstream-Medien die gängigen Taktiken: ignorieren, verleugnen, verschweigen, als Krawall diskreditieren, damit die Botschaft nicht ankommt, die Teilnehmer-Zahlen runterspielen und Demonstrationen generell als »Störung« diffamieren. Beispiele hierfür findet ihr bei SpiegelOnline, der FAZ oder bei Bild. Die Polizei rechnete, wie üblich bei Demonstrationen, die Teilnehmerzahlen herunter und die Veranstalter herauf. In den bürgerlichen Medien waren Teilnehmer-Zahlen zwischen 10.000 und 30.000 zu lesen. Ich kann nur sagen, es war wirklich riesig und hat einen förmlich mitgerissen. Bleibt nur zu hoffen, dass dies keine Eintagsfliege war.

Sperren und gesperrt werden

Am Dienstag kam die Meldung bei Spiegel Online: »Koalition einigt sich über Internetsperren« und so soll man in Zukunft über deutsche Provider keine kinderpornografischen Seiten ansurfen können. Es ist nur sehr fraglich warum dieses Gesetzt kommen soll. Denn wir (da könnt ihr euch dazu zählen oder auch nicht) wollen gar nicht auf solche Seiten surfen und die Persongruppen, die mit Kinderpornografie zu tun haben, so zeigten es etliche Recherchen von z.B. Spiegel-Journalisten, bewegen sich über andere Kommunikationswege (Telefon, SMS, usw.). Außerdem kommt nun folgendes Problem auf uns zu:
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Neusprech: Bedarfsgemeinschaft

»Erwerbsfähige Hilfebedürftige und die mit ihnen in einer Bedarfsgemeinschaft lebenden Personen müssen alle Möglichkeiten zur Beendigung oder Verringerung ihrer Hilfebedürftigkeit ausschöpfen«

- SGB2 vom 24. Dezember 2003, §2 »Grundsatz des Forderns«, Seite 3

Mit der Neuregelung des ALG 2 zum 1. Januar 2005 (auch Hartz 4 genannt) wurde der Begriff »Bedarfsgemeinschaft« neu geprägt. Im technisch-funktionalen Bürokratendeutsch verschwindet der Mensch aus der Formulierung. Freunde, Ehepaare, Liebende, Geschwister — sie alle werden als eine »Gemeinschaft« klassifiziert, die sich nicht durch Individualität, Charakter oder Werte auszeichnet, sondern die schlichtweg einen finanziellen »Bedarf« hat. Der Mensch und sein soziales Umfeld als Kosten — Nutzen Rechnung. Weiterlesen