Menschenfreund Sarrazin

Der ehemalige Berliner SPD-Finanzsenator Thilo Sarrazin, der nun im Vorstand der Bundesbank sitzt, macht wieder von sich reden. Nachdem Sarrazin — unter anderem — mit Sprüchen wie »das kleinste Problem von Hartz 4 Empfängern ist das Untergewicht« aufgefallen war, wurde er jetzt sogar von der Bundesbank selbst gerügt. Menschenfreund Sarrazin sagte in einem Interview mit der »Lettre International«, dass Berlin belastet sei, »von der 68er-Tradition und dem Westberliner Schlampfaktor«. Außerdem habe Berlin das Problem, dass »40 Prozent aller Geburten in der Unterschicht stattfinden und türkische Wärmestuben könnten die Stadt nicht voranbringen. Ich würde einen völlig anderen Ton anschlagen und sagen, jeder, der bei uns etwas kann und anstrebt, ist willkommen, der Rest sollte woanders hingehen«. Sarrazin ist eben ein echter Menschenfreund.

Die Sklavenmoral

Arbeit, Arbeit, Arbeit. (Lohn-)Arbeit ist der Sinn des Lebens. Nur wer arbeitet, für seinen Herren schuftet und ein paar Brotkrumen von ihm bekommt, soll Anerkennung erhalten. Arbeitslose sind faule Säcke, Asoziale, Überflüssige. Wir wollen und wir brauchen sie nicht. Jeder der arbeiten will, findet doch auch Arbeit! Dem folgt also, dass Arbeitslose nicht arbeiten wollen. Sie sind Schmarotzer, Parasiten, leben auf Kosten der Allgemeinheit. Sie zu treten, ihnen Verachtung ins Gesicht zu schleudern ist legitim — ja, die Pflicht eines jeden aufrechten Arbeiters! Denn nur wer auch arbeitet, ist ein wertvoller Mensch. Arbeit, Arbeit, Arbeit.

Filmtip: »the Wrestler«

Der neueste Streich vom Ausnahme-Regisseur Darren Aronofsky (auch »the Fountain« ist von ihm) ist ein Film, der tief bewegt. Randy »The Ram« Robinson war in den 80ern ein großer Wrestling-Star, ist aber nun in die Jahre gekommen. Auch privat läuft nicht alles zum besten. Seine Tochter will nichts mehr von ihm wissen und mit Frauen hat er auch nicht allzu viel Glück. Randy ist sehr einsam und vom Leben sowie von den Drogen, die der Wrestling-Sport mit sich bringt, tief gezeichnet. Weiterlesen

Bekenntnis

Morgen sind Bundestags- wahlen. Und wenn nicht alles täuscht, werden wir eine schwarz-gelbe oder große Koalition bekommen. Eines steht jedenfalls fest: auf die Bürger werden harte soziale Einschnitte und Steuererhöhungen zukommen. Schließlich müssen die Milliarden, die man den Banken geschenkt hat, wieder eingetrieben werden. Und das wird am liebsten bei den Schwächsten der Gesellschaft gemacht. Nicht zu vergessen, der weitere sinnlose Einsatz in Afghanistan und die Millionen Kurzarbeiter, die nach der Wahl in die Arbeitslosigkeit geschickt werden. Der Ton und das Klima in Deutschland wird rauer werden. Insofern unterstützen wir die spontane Aktion von Frank Benedikt: 100 Blogs für die Linke.


Von der schönen Last ein Freidenker zu sein

Arbeiten, Geld scheffeln, konsumieren, sich vergnügen, Status Symbole anhäufen und der Unterhaltungsindustrie frönen — ist das der Sinn des Lebens? Der Freidenker kann damit auf Dauer nicht viel anfangen. Es genügt ihm nicht. Deswegen wirkt er nach außen hin oft als ein notorischer Nörgler, Pessimist und Kritiker. Er stellt zuviele Fragen, denkt zuviel nach und will für alles eine Erklärung haben. Er ist  für viele unbequem und anstrengend, da er festgefügte Weltbilder und Meinungen in Frage stellt. Er fügt sich selten in eine Rolle, die ihm von seinen Mitmenschen, Freunden und der Familie zugewiesen wurde. Er geht seinen Weg abseits des Mainstreams. Und wird damit nicht selten zum Außenseiter. Weiterlesen

Links V

Zur Abwechslung mal wieder ein paar empfehlenswerte Beiträge.

Unser verehrter Stammleser Antiferengi liefert uns einen genüßlich ironischen Beitrag über Joschka Fischer, der nun nach Gerhard Schröder auch zum Energie-Lobbyisten geworden ist. Geld und Macht korrumpieren. Gerade bei den Grünen kann man das sehr gut beobachten.

Der Politikwissenschaftler Christoph Butterwegge schreibt in den Blättern für deutsche und internationale Politik einen Beitrag über die jahrelange gezielte Reichtumsförderung der Bundesregierung und zieht ein düsteres Fazit: »Wenn nicht alles täuscht, stehen wir am Vorabend einer »Agenda 2020« die den Bismarckschen Sozial(versicherungs)staat zunehmend in einen bloßen Fürsorge‑, Almosen- und Suppenküchenstaat verwandelt«.

Zum Abschluss: Thomas Rothschild betont im Freitag, wie sehr Journalismus und Public Relations, d.h. die Öffentlichkeitsarbeit von Unternehmen, bereits vermischt sind. Denn viele Journalisten können sich vorstellen vom Journalismus zur PR-Arbeit zu wechseln.

Die Sprache der Liebe

Der inzwischen schon fast eingestaubte Artikel »die Liebe« bekommt nach Jahren eine Seite 2: die Sprache der Liebe. Inspiriert von Erich Fromms »die Kunst des Liebens« wird aufgezeigt, wie sehr unsere zwischenmenschliche Sprache bereits marktwirtschaftlich geprägt ist: »Die Sprache der Liebe ist im Deutschen durchsetzt von der Ideologie des Kapitalismus. Marktwirtschaftliche Begriffe prägen das zwischenmenschliche Miteinander.« weiterlesen auf zeitgeistlos.de