»Nicht die Selbstvermarktung einschlafen lassen«...

...rät uns die Personalberaterin Maren Lehky in Zeiten der Wirtschaftskrise. Anständiges sich-verwursten, sich wertvoll machen, sich einbringen, sich anstrengen, Leistung zeigen, schuften bis der Arzt kommt. Ach nein, das solle man natürlich schon vermeiden, sagt Lehky. Aber »sich einen Tick mehr engagieren als sonst«, das wäre schon ganz gut. Weiterlesen

Sterben ist nicht gleich sterben

Spätestens seit der Tsunami-Katastrophe in Südostasien im Jahre 2004, bei der über 200.000 Menschen gestorben sind, wissen wir, dass sterben nicht gleich sterben bedeutet. Es muss einer biblischen Tragödie gleichen oder einem Wettlauf gegen die Zeit, wenn sich die Mainstream-Massenmedien der Toten annehmen sollen. Einfaches Verrecken, alltägliches Sterben ist eben unspektakulär und besitzt daher, wie Publizisten immer so schön formulieren, wenig »Nachrichtenwert«. Weiterlesen

Die Grünen: etabliert, normal, überflüssig

Im SpiegelOnline-Interview wird betont, dass sich die Grünen von der Strickpulli-Fraktion zur etablierten Partei entwickelt hätten. Die vermeintliche heutige Normalität betont der Spiegel vor allem durch den Kleidungsstil und weniger durch politische Inhalte. Ströbele wird dafür gleich deutlicher:

Ich war immer für Rot-Grün und finde nach wie vor, dass sich die Koalition in wesentlichen Bereichen gelohnt hat. Aber: Die Grünen haben während dieser Zeit einen Teil ihrer Seele verloren.

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Mut zum schlechten Geschmack

»Mit einem unglaublichen Mut, den wahrscheinlich nur das Privatfernsehen mit seinem Zwang, Geld verdienen zu müssen, haben konnte, ging es in Richtung schlechter Geschmack.«

- Medienwissenschaftler Norbert Bolz über »10 jahre Big Brother« in der TAZ vom 11. januar 2010

Anmerkung: Ohja. Unglaublich mutig, billig zu produzieren, um den größtmöglichen Gewinn einzufahren. In Wahrheit sind auch nicht die halbwegs intelligenten Zuschauer die Opfer dieser völlig öden Klosendungen, sondern die Medienkonzerne. Sie stehen schließlich unter »Zwang« Geld zu machen, die Armen. Prosieben-Sat1, Bertelsmann, Burda, die WAZ-Gruppe, der Holtzbrinck-Verlag und der Axel-Springer Konzern würden ja so gerne endlich Qualität und Aufklärungsarbeit bringen, aber sie können nicht. Sie stehen unter dem unsäglichen Zwang Geld verdienen zu müssen.  Möchte sie nicht jemand von ihrem Leiden befreien?

Tacheles sieht anders aus

»Die Koalition steht vor einer gewaltigen Aufgabe. Wir werden die Bürger auf Kürzungen vorbereiten müssen«

- Finanzminister Schäuble im Tagesspiegel vom 9. januar 2010

Anmerkung: Diese Ankündigung ist für viele natürlich keine neue Botschaft. So langsam wird sich aber vorgetastet, wenn es auch beim WischiWaschi-Gelaber bleibt, denn die zwei wichtigsten Fragen werden indes  nicht beantwortet:

1.) Wie sieht denn diese »Vorbereitung« aus?
2.) Wo werden die Kürzungen vorgenommen?

Was ist Glück?

»Glück hängt nicht davon ab, wer du bist oder was du hast; es hängt nur davon ab, was du denkst.«

- Dale Carnegie

In letzter Zeit bekomme ich immer wieder zu hören, dass Glück bedeute, einen Lebenspartner, Haus, Geld, Kinder, Auto und einen Garten zu haben, zu besitzen. Ein »erfolgreiches« Leben ist für viele im Kapitalismus eben viel Besitz zu haben — abstrakte wie fassbare Dinge. Unsere Sprache ist derart marktwirtschaftlich korrumpiert, dass selbst das Streben nach Glück, kaum mehr mit wahrer Freude, Leben im Sein und schöpferischem Handeln identifiziert wird, sondern vor allem mit einem sozialen Status, mit Haben-Denken. Kaum jemand hinterfragt, diese Glücksformel einmal — sie wird als natürlich gegeben angesehen. Weiterlesen

Neusprech: Agenda 2010

Die rotgrüne Regierung unter Schröder hatte im Jahre 2003 mit dem Schlagwort der »Agenda 2010« ein ganzes Bündel arbeitgeberfreundlicher Reformen in Form einer modernen politischen Vision angekündigt. Nun haben wir das Jahr 2010. Was von dieser vermeintlich großen Vision übriggeblieben ist, sind vor allem millionenfach verprellte SPD-Wähler, eine zukünftig stark steigende Altersarmut, privatisierte Lebensrisiken, über 2,5 Millionen Kinder in Armut, ein Niedrig-Lohnsektor, der mittlerweile fast ein Drittel aller Beschäftigungsverhältnisse ausmacht und vieles  mehr,  dass das Leben in Deutschland für Millionen Menschen erschwert hat. Der Begriff der »Agenda 2010« dürfte — ähnlich wie der Begriff der Reform — sehr negativ besetzt sein. Just in diesem Augenblick startet der Konzern Mediamarkt, Tochter der Metro AG, eine Spass- und Kaufaktion mit dem Namen: »Agenda 2010«. Weiterlesen

Zahlenfetischismus

Frisch zum neuen Jahr 2010 widme ich mich eines Themas, dass mir schon seit längerem durch den Kopf schwebt: unsere Fixierung auf Zahlen. Alles wird gemessen, in eine Zahlen-Form gebracht, nach Zahlen bewertet und beurteilt, die Welt wird vermessen. Wir beten Zahlen an, wie Götzen. Ja, die Zahl selbst wird zum Bestandteil der Lebenskultur: Geburtstage, Hochzeitstage, Silvester, Valentinstage, Muttertage, Volljährigkeit usw. werden gefeiert. Zahlen bestimmen unser Leben: von wann ist der Film? Wann war dieses oder jenes Ereignis? Wieviele sind gestorben? Wieviel Lohn erhalte ich? Welche Note bekomme ich für die Klausur? Wie teuer ist die Zeitung? Wie schnell darf ich mit dem Auto fahren? Weiterlesen