Jeder kann etwas bewirken

Es gibt Formeln, die man gern zur Beschwichtigung oder zur Tarnung der eigenen Bequemlichkeit benutzt. Dazu gehört der Satz: »Alleine kann man doch ohnehin nichts bewirken«. So oft heisst es also: »Was soll man machen?«, die Welt sei halt schlecht, »das war schon immer so und das wird auch so bleiben«. Es sind Sätze der Gleichgültigkeit, Sätze der Trägheit, der Apathie, der Resignation, manchmal auch der Feigheit. [...] Eine Demokratie kann man aber mit solchen Sätzen nicht bauen. Einen guten Rechtsstaat auch nicht. Und die Menschenrechte bleiben, wenn man solchen Sätzen nachgibt, papierene Rechte.

- Heribert Prantl, »Der Unruhestifter«, Blätter für deutsche und internationale Politik, Seite 63

Anmerkung: Dem ist nichts mehr hinzuzufügen, außer dem Hinweis auf meinen Artikel zur Politikverdrossenheit.

Anti-Diskriminierungsland

Deutschland ist ein Anti-Diskriminierungsland! Hier wird nicht diskriminiert. Schon gar nicht wegen der Hautfarbe, der Herkunft, der sexuellen Ausrichtung, dem Haarschnitt oder der Religion. Weder Medien noch Politiker würden jemals hetzen oder verunglimpfen. Und die Bürger schon gar nicht. Alle wahren und leben doch Artikel 1 des Grundgesetzes! Angeblich soll die Post nun einen Afrikaner nicht eingestellt haben, eben weil er eine schwarze Hautfarbe hatte. Die Post beruft sich aber darauf, sie habe ihn nicht eingestellt, weil er »nicht gut genug deutsch« könne. Nun darf die Post dem Afrikaner 5400 Euro Entschädigung zahlen. Ob »der Afrikaner« — der im SZ-Artikel immer nur als namenloser »Afrikaner« tituliert wird — sich von dem Geld nun wenigstens einen Deutsch-Kurs gönnt?

Super-Gregor

Eine wirklich gute Rede von Gregor Gysi zum Afghanistan-Krieg und der derzeitigen schwarz-gelben Politik. Ein gelungener rhetorischer Rundumschlag zur aktuellen Katastrophenpolitik: Kein Mindestlohn, Steuersenkungen für Reiche, Kopfpauschale, Lobbyismus, Leiharbeit und Niedrig-Lohnsektor sowie radikaler Sozialabbau.

Rente mit 67=Rentenkürzung

Laut einer neuen Studie der Hans-Boeckler Stiftung schafft es nur ca. jeder zehnte ohne große berufliche Unterbrechungen bis zum derzeitigen Renteneintrittsalter von 65 Jahren. Wer derzeit vor dem 65. Lebensjahr in Rente geht, darf mit saftigen Rentenkürzungen rechnen. Da es kaum Beschäftigungsmöglichkeiten für ältere Menschen gibt bzw. viele vor dem 65. Lebensjahr aus dem Berufsleben geworfen werden, ist die Rente ab 67, die ab 2012 langsam eingeführt werden soll, nichts anderes als eine Rentenkürzung. Eine stark ansteigende zukünftige Altersarmut steht uns damit bevor. Ein Schelm der denkt, dies wäre  von der Politik beabsichtigt, um den Menschen Angst zu machen, damit sie privat vorsorgen.

Quelle: Böckler Impuls 1/2010 der Hans-Böckler-Stiftung

Hetze gegen Alleinerziehende

»Eine alleinerziehende Hartz-IV-Empfängerin wäre nicht nur dumm, sich offiziell wieder einen Partner zuzulegen. Es wäre auch unklug, wenn sie einen regulären Job annähme.«

- Rainer Hank und Georg Meck in ihrem Artikel »die Hätschelkinder der Nation« in der FAZ vom 24. Januar 2010

Es gibt kein Halten mehr. Während vor einigen Monaten medial auf Ausländer und Migranten geprügelt wurde, sind jetzt wohl die Alleinerziehenden fällig. In völlig infamer Weise behaupten Meck und Hank, dass sich eine ganze »Wohltäterindustrie von Kirchen, Gewerkschaften, Arbeitgebern oder freien Unternehmen« um Alleinerziehende kümmern würden. Das Sozialrecht schaffe für Alleinerziehende Anreize, in Arbeitslosigkeit zu bleiben und in keine neue Partnerschaft zurückzukehren. So wird gleich der Unmensch Hans-Werner Sinn mit folgenden Worten zitiert:

»Die staatliche Unterstützung nimmt den Charakter einer Trennungsprämie an«

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Buchtip: Unzugehörig

Im Frühjahr 2008 schrieb ich die Nachdenkseiten an und wies sie auf meinen »Neusprech Heute« Artikel auf Zeitgeistlos hin, den sie dann in ihren Hinweisen des Tages untergebracht hatten. Daraufhin schrieb mich ein gewisser Roberto J. De Lapuente per email an und schlug mir vor, ob ich nicht eine regelmäßige Begriffskritik auf seinem Blog »ad sinistram« veröffentlichen wolle? Am 23. April 2008 erschien dann auch der erste Begriff  »Eigenverantwortung« in der Rubrik »Nomen non est omen« (der Name ist kein Zeichen). Mittlerweile gibt es auf Robertos Blog ganze 41 Begriffe. Lange bevor es den ZG-Blog und damit die Neusprech-Rubrik gab, hat Roberto Zeitgeistlos und mich im besonderen, immer unterstüzt. In diesem Sinne ist es mir  heute eine besondere Ehre, sein Erstlingswerk »Unzugehörig« rezensieren zu dürfen. Weiterlesen

Neulich in der U‑Bahn...

...saß mir eine etwas ältere Frau gegenüber, als sie plötzlich einen jüngeren Herren wieder erkannte. Daraufhin folgte ein Dialog zwischen den Beiden, der in Sachen Sklavenmoral und Arbeitsfetischismus fast schon repräsentativ war:

Sie: »Wie gehts Dir? Haste endlich Arbeit?«
Er: »Gut. Ne, keine Arbeit.«
Sie: »Ach komm, so richtig Bock haste eh nicht, wah? Gibs zu, bist bissl faul?«
Er: »Ich will ja arbeiten, finde aber nix. Ich such auch schon....« (es folgt eine große Rechtfertigungsrede)

Vielleicht hätte er sagen sollen: »Ja, ich bin stinkend faul, ernähre mich von Chips, Pizza und Cola,  sitze nur vorm Fernseher, werde immer fetter und will sowieso nicht arbeiten«. Ob die Ironie eine Wirkung gezeigt hätte? Oder wäre die Antwort dann: »Wenigstens bist Du ehrlich« gewesen?

Weniger Geld bei Krankheit

»Wenn Arbeitnehmer den berühmten, berüchtigten gelben Zettel einreichen, dann haben wir erstmal davon auszugehen, dass die Menschen anerkannt arbeitsunfähig erkrankt sind, wir wissen aber auch, dass der Blaumacher diesen gelben Zettel vorlegt. Und dann ist die Differenzierung wiederum schwierig.«

- Torsten Bökenheide, Personalmanager PVG (Pinneberger Busgesellschaft) in der Kontraste-Sendung vom 14. januar 2010

Über sog. »Aktivprämien« werden diejenigen finanziell entlohnt, die weniger krank sind und diejenigen finanziell bestraft, die öfters krank sind im Jahr. Diese neue Lohnregelung umgeht ganz gezielt die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Die Busgesellschaft und viele andere Unternehmen wollen mit dieser Regelung »Blaumacher« erwischen. Sie führt aber vor allem dazu, dass viele Lohnarbeiter krank zur Arbeit gehen, damit sie kein Geld abgezogen bekommen.