Neusprech: Protestwähler

Die Wahlforschung unterscheidet vier Wählertypen: den Stammwähler, den Wechselwähler, den Nichtwähler und den Protestwähler. Während die ersten drei sich von selbst erklären, wird der Begriff des »Protestwählers« häufig instrumentalisiert, um Wähler einer bestimmten Partei zu unterstellen, sie würden diese nicht wegen den Inhalten wählen, sondern nur, um andere Parteien und Politikern zu schaden. Inwiefern kann man überhaupt Protest wählen? Nur weil man für keine große Partei stimmt, ist man automatisch ein Protestwähler? Weiterlesen

Interview mit Prof. Peter Grottian

Am 26. April 2010 führte der Rotdorn ein Interview mit Prof. Peter Grottian über das Bankentribunal von Attac und den Bildungsstreik. Peter Grottian ist 1942 in Wuppertal geboren, war von 1979 bis 2007 Professor für Politikwissenschaft am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin und ist seit langem in vielen linken sozialen Bewegungen, wie z.B. dem »Komitee für Grundrechte und Demokratie« oder der »Initiative Berliner Bankenskandal«, aktiv. Während des von Attac ins Leben gerufene Bankentribunals saß Prof. Peter Grottian auf der Seite der Ankläger.
Im folgenden ein kurzer Auszug aus dem Interview. Das vollständige Interview ist auf der Rotdorn-Homepage als MP3 verfügbar. Weiterlesen

In diffuse Angst treiben

Der BILD-Leser soll sich nicht fürchten. Furcht kennt ihre Gründe, man kann sie beschreiben, begreifen, sich wehren, sich schützen. Sie fordert geradezu Aktivität — in der Familie, am Arbeitsplatz, in der Gesellschaft, in der Politik. Deshalb soll der BILD-Leser nicht Furcht, sondern Angst haben, soll in einen rational nicht mehr faßbaren Zustand wehrlosen Zitterns versetzt werden: überall drohen Gefahren, unvorhersehbar, bis das Schicksal zuschlägt.

- Günter Wallraff, Der Aufmacher, Kiepenheuer und Witsch Verlag 1977, Seite 64

Anmerkung: Wer Angst hat, ist leichter zu manipulieren, zu beeinflussen und konsumiert mehr. Wer Angst hat, bleibt passiv und unmündig. Angst ist kein Mittel der Aufklärung, sondern der Kontrolle. Soll BILD die Massen kontrollieren?

Selbstbewusstsein

Sich seiner Selbst bewusst zu sein bedeutet nicht, sich seiner äußerlichen Attraktivität bewusst zu sein. Einer unserer heutigen großen Unglücklichmacher ist der eigene Perfektionismus in Sachen Aussehen und Attraktivität. Wer sein Selbstbewusstsein (bzw. weniger vorhandenes) vorrangig aus seinem eigenen Aussehen bezieht, baut das Fundament seiner Persönlichkeit und seines Charakters auf wackeligem Boden. Wir alle werden alt, faltig, bekommen graue Haare und werden eines Tages sterben. Der Versuch dies aufzuhalten zeigt eben auf, dass man sich seiner selbst eben nicht bewusst ist, sich selbst verleugnet.

Wir sollten uns nicht der sexualisierten Gesellschaft unterwerfen. In ihrem Schönheits- und Jugendwahn hinterlässt diese Gesellschaft nur massenweise verunsicherte Menschen voller Komplexe.  Wir sollten unser Selbstbewusstsein aus unseren Hobbys, Interessen, Neigungen, Leidenschaften und unseren Beziehungen zu anderen Menschen beziehen. Denn die sind ‑im Vergleich zur Lohnarbeit oder des eigenen Aussehens- weniger vergänglich und oberflächlich.

Medienpropaganda über Griechenland

Unsere Einheitsmedien stürzen sich beim Thema Griechenland auf die drei Toten bei einem Brandanschlag auf eine griechische Bank. Über 100.000 Menschen demonstrierten in Griechenland und ein Generalstreik fand statt. Totschlag, Brände, gewalttätige Demonstranten, Randalierer — das interessiert die bürgerlichen Medien. Weiterlesen

Nennen wir es »Sklave«!

»Ein wirklich leistungsfähiger totalitärer Staat wäre ein Staat, in dem die allmächtige Exekutive politischer Machthaber und ihre Armee von Managern eine Bevölkerung von Zwangsarbeitern beherrscht, die zu gar nichts gezwungen zu werden brauchen, weil sie ihre Sklaverei lieben«.

- Aldous Huxley in seinem Vorwort zur »Schönen Neuen Welt«

Oder anders ausgedrückt: früher peitschen uns die Herren, heute peitschen wir uns selbst. Ob es um Lohnkürzungen, Überstunden, Mobbing, Schichtdienste, Akkord-Arbeiten und vieles mehr geht — wir nehmen alles hin. Der Begriff des »Arbeitskraftunternehmers«, der sich selbst antreibt, bringt dies auf die Spitze. Wo Sklaven früher von der Freiheit träumten, haben wir sie zu unserem ganz persönlichen Lieblings-Gefängnis gemacht. Wir haben uns mit der Situation abgefunden. Ein Leben ohne Lohnarbeit? Ohne Materialismus, Konsum und Unterhaltung? Ohne Eigennutz und Egoismus? Unvorstellbar! Weiterlesen

Mac & PC vs. User

Immer wieder wird die Frage gestellt: »Mac oder PC«. Dieses Video bringt es auf den Punkt: Es sind beides Computer und beide nerven. Oder auch nicht, wenn man a) mit ihnen umgehen kann und b) Zeit für Updates, Konfiguration, etc investiert und c) weiß, warum man gerade dieses Betriebsystem benutzen will. Weiterlesen

ZG-Rückblick: Digitale Sozialisierung

Die technische Entwicklung hat die Art und Weise wie wir kommunizieren schon immer geprägt. Ohne genaueres Hintergrundwissen scheint mir bis zur Entwicklung des Fernsehens der Nutzwert im Verhältnis zu den Nebenwirkungen meist als positiv betrachtet worden zu sein.  Das digitale Zeitalter definiert sich quasi durch einen Quantensprung in der Entwicklung der Kommunikationstechnik. Ab sofort ist jeder potentiell immer und überall erreichbar und die Kommunikationsform ist vor allem von der Software abhängig. Die Hardware ist in der Lage alles mögliche zu unterstützen. Dank der Vernetzung ist empfänger- und senderseitig quasi keine Einschränkung mehr vorhanden: Jeder kann potentiell die ganze Welt erreichen und die ganze Welt erreicht potentiell ihn.

Heutige Teens und teilweise Tweens sind mit dieser uneingeschränkten Vernetzung groß geworden. Ist das ein Grund zum Kulturpessimismus? Oder ist das einfach Fortschritt? Gegenüber dem TV mit seiner einseitigen Kommunkationsform womöglich ein durchaus begrüßenswerter.

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Erschöpfte Blogger?

Feynsinn schrieb vor kurzem, er sei unentspannt, der Öffinger Freidenker fühlt sich müde, Roberto von Ad Sinistram hält für eine Weile still und Frank Benedikt vom Auto-Anthropophag kündigt an, er wolle mit dem bloggen aufhören. Wütet derzeit eine Bloggerseuche, die alle dahinrafft und ich habe davon noch nichts mitbekommen? Wie wichtig diese Blogs alle sind, brauche ich an dieser Stelle wohl nicht extra zu betonen. Einige grundsätzliche Dinge zum Thema bloggen und den damit verbundenen Erscheinungen von Frust und Müdigkeit will ich hier aber ansprechen. Weiterlesen

Interview mit Tobias Pflüger

Tobias Pflüger ist 1965 in Stuttgart geboren, ist deutscher Friedensforscher und Politiker. Er gründete 1996 die Informationsstelle Militarisierung e.V., gehört der Redaktion der Zeitschrift »Wissenschaft und Frieden« an und war Mitherausgeber der Monatszeitschrift »Graswurzelrevolution«. Der Friedensaktivist Pflüger ist parteilos, kandidierte in der Vergangenheit jedoch für die Linkspartei.

Am 12. April 2010 führte der Rotdorn ein Interview mit dem Friedensaktivisten über den Afghanistankrieg. Auf Rotdorn.org ist das vollständige Interview als MP3 zum runterladen zu finden. Im folgenden ein kurzer Auszug. Weiterlesen