Neusprech: Integrationsverweigerer

»Nach Innenminister de Maizière fordern zahlreiche Unionspolitiker, Integrationsverweigerer härter zu bestrafen. Wer sich Integrationskursen entziehe, müsse mit konsequent angewandten Strafen rechnen. [...] Innenminister Thomas de Maizière (CDU) sprach am Sonntag in der ARD-Sendung Bericht aus Berlin von vielleicht 10 bis 15 Prozent wirklichen Integrationsverweigerern.«

- Meldung bei SpiegelOnline vom 6. September 2010

Das Schlagwort setzt sich aus den Nomen Integration und Verweigerung zusammen. Integration kommt vom lateinischen integratio und meint die Wiederherstellung, Eingliederung bzw. Vervollständigung einer Einheit. Integration bezeichnet somit aktive Maßnahmen, damit jemand Teil einer Gruppe wird. Eine Verweigerung ist eine bewusst getroffene Entscheidung, eine bestimmte Handlung nicht auszuführen. Integrationsverweigerer sind somit Menschen, die sich dazu entschlossen haben, nicht Teil einer größeren Gruppe sein zu wollen. Weiterlesen

Ein wertvolles Mitglied

Und da diese Volksschicht jene gepriesene Schicht ist, die den Staat in seinen Fundamenten erhält, so würde ich dann ein wertvolles Mitglied der menschlichen Gesellschaft genannt werden können. Dieses Ziel erreichen zu können, ist fünfzig Jahre des Sparens und Arbeitens wert. Das Jenseits hat man sich dann gesichert und das Diesseits für andre.

- B. Traven, Das Totenschiff, Seite 8

Anmerkung: Diesen Satz hat Traven schon im Jahre 1926 geschrieben und er hat von seiner Aktualität nichts verloren. Die Geschichte verläuft nicht zielgerade nach vorn, dem Fortschritt entgegen, sondern verläuft in Zyklen, ist ein Kreis.

Filmtip: the Road

The Road ist ein Film der den Titel »Endzeitfilm« wirklich verdient hat. Das Genre hat schon jedemenge Filme herausgebracht, aber nur sehr wenige haben es geschafft, die düstere und hoffnungslose Stimmung einer postapokalyptischen Welt einzufangen. Viele dieser Endzeitfilme haben stereotype Protagonisten (Waterworld, Postman, Book of Eli, Cyborg, Aeon Flux usw.)  die in Hollywoodmanier platte Sprüche und dumme Witze reißen. Das Setting und das Aussehen der Charaktere ist vermeintlich cool und dient nur als Mittel zum Zweck. »The Road« geht an das Thema völlig anders heran und nimmt die postapokalyptische Welt sehr ernst. Dies verleiht dem Film eine einzigartige Atmossphäre. Weiterlesen

Rechtliches Unrecht

In einem Rechtsstaat kann es kein Unrecht geben, da das Recht institutionalisiert wurde. Wer in einem Rechtsstaat, Unrecht begeht, aber juristisch nicht verfolgt wird oder sich mit einem Anwalt erfolgreich verteidigt, ist im Recht. Wer in einem Rechtsstaat demonstrieren geht, ist im Unrecht.

In einem Unrechtsstaat kann es kein Recht geben, da das Unrecht institutionalisiert wurde. Recht hat in einem Unrechtsstaat nur, wer gegen das staatlich verordnete Unrecht ankämpft und sich durchsetzt. Wer in einem Unrechtsstaat demonstrieren geht, ist im Recht.

Der Ernst des Lebens

Das Leben ist schon eine ernstzunehmende Angelegenheit. Wir werden in die Welt hineingeworfen und müssen von da an mit allem fertig werden. Oft sogar ganz alleine. Das Leben ist voller Ernsthaftigkeit und wir haben nichts zu lachen.

Was Eltern sagen, müssen wir ernst nehmen. Wir sollen schließlich Respekt, Anstand und Ordnung lernen! Ansonsten müssen wir Sanktionen spüren oder werden ins Heim gesteckt. Weiterlesen

»Die armen Teufel«

Ein Berater muss herausfinden, welchem jungen Menschen er mit Strenge begegnen muss, damit der sich Mühe gibt und es sich nicht im System bequem macht. Dem armen Teufel, der von der Familie keine Anerkennung und Unterstützung kriegt, der in der Schule versagt, muss er Selbstbewusstsein und Aufmerksamkeit geben.

- BA-Chef Weise im Interview mit der Süddeutschen am 11. Oktober 2010

Anmerkung: So ist das also. Arbeitsvermittler sind in Wahrheit Pädagogen und Therapeuten, die sich der armen Seelen der erwerbslosen, und damit wertlosen, Jugendlichen angenommen haben. Durch autoritäre Strenge und Härte wird den Jugendlichen Selbstbewusstsein und Aufmerksamkeit gegeben. Sie werden gepeitscht und zum sich-selbst-verwerten getrieben. Was würden erwerbslose Jugendliche ohne Arbeitsvermittler nur machen?

Vermeintliche Größe

Für viele Menschen scheint es nur zwei Möglichkeiten zu geben, Selbstbewusstsein und Größe zu erlangen:

  1. Ich mache andere Menschen nieder, drücke sie runter, so dass ich über ihre Köpfe hinweg sehen kann.
  2. Ich erhöhe mich selbst, stelle mich auf einen Stuhl, so dass ich größer als alle Menschen um mich herum bin.

Wahre Größe kommt von innen und braucht keinen äußeren Bezugspunkt.

Marktkonformer Habitus

In der Blätter-Ausgabe vom September 2010, schreibt der Publizist Robert Misik über Weltverbesserung und linke Reformen. Misik spricht sich gegen Ohnmacht, Resignation und Zynismus aus. Denn: es waren immer die Optimisten, die die Welt verändert haben, niemals die Pessimisten, so Misik. Er beschwört eine ökonomische Fairness und fordert progressive Reformen, eine progressive Wirtschaftspolitik. Progressiv meint hier vor allem dem Fortschritt zugewandt. Misik möchte den Vorwurf der linken, vermeintlich rückwärtsgewandten, Wirtschaftspolitik begegnen, indem er Vorschläge zu einer neuen Wirtschaftspolitik macht. Weiterlesen

Kinder in Deutschland; Teil5: Das Verschwinden der Kindheit

Das demographische Gespenst wird in Deutschland immer wieder beschworen: wir werden älter und sterben aus! Männer treten in den Zeugungsstreik und Frauen in den Gebärstreik. In Diskursen, Debatten und Talkshows diskutieren und streiten sie über Hintergründe, Ursachen und Lösungskonzepte. Einig sind sich fast alle: wir brauchen mehr Kinder. Was das Kind-Sein ausmacht und was Kindheit eigentlich bedeutet, wird dagegen kaum thematisiert. Kindern wird das Kind-Sein kaum noch gestattet. Ob die weit um sich greifende Kinderfeindlichkeit oder die Forderung nach einer frühen marktkonformen staatlichen Erziehung — die Kindheit wird zum Verschwinden gebracht. Weiterlesen

Neusprech: Corporate Behaviour

»Noch grundsätzlicher als die Corporate Communication spiegelt das Corporate Behaviour die Identität einer Organisation wider. Wesentlich umfassender, wenn auch bisweilen subtiler, werden hier Werte, Normen und Intensionen repräsentiert.«

- Dr. Sascha A. Lehmann auf foerderland.de vom 10. Juli 2008

Als corporate behaviour (CB) wird das Unternehmensverhalten bezeichnet. Ähnlich wie die corporate identity (CI), die corporate communication (CC) und das corporate design (CD) wirken diese gemeinsamen Merkmale eines Unternehmens intern sowie extern. Sie sollen die Unternehmensphilosophie, die Unternehmenskultur, die Unternehmensidentität sowie die Unternehmensziele unterstreichen. Das CB bezieht sich zum Einen auf die Mitarbeiter eines Unternehmens, von denen ein bestimmtes Verhalten gefordert wird sowie auf die Personalpolitik. Dieses Verhalten soll außerdem eine identititätsstiftende Wirkung in Bezug auf das jeweilige Unternehmen haben. Weiterlesen