Der Neonationaliberalismus

Der Neoliberalismus spricht mit einer schrecklichen Einheitlichkeit aus all seinen Lebensäußerungen und Hinterlassenschaften [...]. Was irgendwie von der einen zugelassenen Form abwich, drang nicht an die Öffentlichkeit; Buch, Zeitung, Behördenschrift und Formulare — alles schwamm in derselben neoliberalen Soße [...]. Der Neoliberalismus glitt in Fleisch und Blut der Menge über durch Einzelworte, die Redewendungen, die Satzformen, die er ihr in millionenfachen Wiederholungen aufzwang und die mechanisch und unbewusst übernommen wurden.

Anmerkung: Die Zitate wurden aus Victor Klemperers Buch »LTI« (lingua tertii imperii — die Sprache des Dritten Reiches), Stuttgart 1975, Reclam Verlag,  übernommen und die Begriffe Nationalsozialismus bzw. Drittes Reich mit Neoliberalismus ersetzt.

Anime II — Ergo Proxy

Die Anime-Serie »Ergo Proxy« (2006) konnte ich schauen, wie ich japanische Animes am liebsten schaue. Im Original mit Untertiteln. Denn ich finde keine deutsche oder englische Synchronisation kann der emotionale Sprechweise der Japaner das Wasser reichen. Allerdings dürfte »Ergo Proxy«  selbst in der Muttersprache nicht leicht zu verstehen sein. Nicht weil die Story so kompliziert ist, sondern weil der Zuschauer oft im Ungewissen gelassen wird und man sich manche Dinge selbst zusammenreimen muss. Weiterlesen

Diskussionsthread: Abtreibung wegen Behinderung?

In Zeiten der Meinungspluralität will jeder zu allem eine Meinung haben und gibt zu allem seinen Senf ab. Doch manchmal gibt es Themen, wo ich mich nicht entscheiden kann: Pro oder Contra? Ich verstehe beide Seiten, kann beide nachvollziehen und mich schwer entscheiden. Diesen Zustand auszuhalten ist nicht immer leicht. Im folgenden geht es um den Schwangerschaftsabbruch bei Bekanntwerden von schwerwiegender geistiger oder körperlicher Behinderung des zukünftigen Kindes. Abtreiben, ja oder nein? Was spricht dafür, was dagegen? Diskutiert mit!

PRO:

Man muss sich selbstkritisch eingestehen, ob man wirklich Kraft, Zeit und Energie für z.B. ein Down-Syndrom-Kind aufbringen kann? Möchte man dem zukünftigen Kind zumuten, in einer ohnehin schon oft menschenfeindlichen Gesellschaft, als Minderheit sich durchzuschlagen, das womöglich sein Leben lang gehänselt, schief angeguckt und gemobbt wird?

CONTRA:

Jeder Mensch, auch mit schwerwiegender Beeinträchtigung hat das Recht zu leben und wird das Leben in seiner eigenen Wahrnehmung erleben. Auch behinderte Menschen empfinden Glück, Liebe und Freude, wie jeder andere Mensch auch. Wenn man ein Fötus abtreibt, weil eine Behinderung festgestellt wurde, macht man es ganz sicher nicht dem Kind zuliebe, sondern aus egoistischen Interessen.

Anime I — Prinzessin Mononoke

Da wir zu dem Thema »Anime« bis jetzt nur sehr wenig gebracht haben, schreibe ich mal ein paar Vorschläge, was man sich so angucken kann. Und damit ihr seht, dass es eine Außnahme ist, habe ich mal für Atmosphäre geschaffen. Keine Angst, es wird nicht zu viel und auch nicht auf einen Schlag. Weiterlesen

Kinder in Deutschland, Teil 16: Kitas

Anja G. arbeitet seit mehreren Jahren in einem Montessori-Kindergarten in Berlin. Sie hat insgesamt mehr als zehn Kinder eingewöhnt, betreibt Vorschularbeit, macht regelmäßig Elterngespräche sowie Entwicklungsgespräche und arbeitet in der Kleinkind-Pädagogik. Das Interview wurde am Samstag, den 3. September 2011 geführt.

epikur: Wie sieht die konkrete Bildungsarbeit mit Kleinkindern aus?

Anja: Ich sehe die zentrale Aufgabe einer Kindertagesstätte (= erste Bildungseinrichtung) darin, Kinder in ihrer Beziehungsfähigkeit und Persönlichkeitsentwicklung zu fördern. Erst wenn sich das Kind aufmerksam mit seiner Lebensumwelt auseinandersetzt, geschieht Lernen. Das aber setzt   emotionale Ausgeglichenheit, das Frei sein  von Ängsten und mit sich selbst in Einklang zu sein voraus. Hier schon beginnt die Bildungsarbeit. Weiterlesen

Menschenwürdig leben

»Weder mit 359 Euro noch mit 364 Euro kann man in unserer Gesellschaft menschenwürdig leben und am gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Leben teilhaben«

- Christoph Butterwegge, »Schwarz-Gelbes Elend« in »Blätter«/Ausgabe September 2011, Seite 70

Anmerkung: Vielleicht liegt es aber auch im Interesse der Machthaber, dass die Ärmsten in unserer Gesellschaft, nicht am Leben teilhaben, sondern nur überleben sollen? Vielleicht sollen sie als Mahnmal für alle Lohnarbeiter stehen? Denn schließlich soll nur der essen, der auch (lohn-)arbeitet, oder? (F. Müntefering)

P:S: Ich war übrigens wieder 4 Tage im Krankenhaus. Ein böser Abzess im Hals, der nach knapp 1,5 Jahren wieder gekommen ist und mir wortwörtlich fast die Kehle zugeschnürt hatte. Zum Glück waren Beiträge im voraus geplant, sodass es keine Leselücke gab. Nun bin ich aber wieder fit und froher Hoffnung, dem Halsding endgültig abgeschworen zu haben.

verschweigen und verzerren

Ulli Sander hat auf der AG Friedensforschung auf einen interessanten Aspekt hingewiesen.  Letzten Samstag (3. Sep) gab es in Dortmund einen Nazi-Aufmarsch mit rund 7.ooo Teilnehmern. Jedoch stellten sich ihnen knapp 10.000 Antifaschisten und Linke in den Weg. Die Polizei half den Nazis ihr »Versammlungsrecht« wahrzunehmen. Für Eingeweihte und Aktivisten dürfte dies kein neuer Umstand sein, da dies jährlich bei den Nazi-Aufmärschen am 15. Februar in Dresden der Fall ist. Und nicht nur dort.

Interessant ist ein kleiner Pressespiegel, der eindringlich zeigt, dass sog. »bürgerliche Medien« jedwede Demonstration in Deutschland verurteilen. Wer in Deutschland demonstrieren geht, sich Nazis in den Weg stellt oder den Kapitalismus hinterfragt, ist ein Spinner, Chaot, Randalierer, Verschwörungstheoretiker und Träumer. Nur wer im Iran, in Saudi-Arabien oder in China demonstrieren geht, ist ein aufrechter Demokrat. Ein kleiner Auszug:

Linksextreme fallen über Polizei her (SZ-online, 04.09.2011)

Linksextreme bewerfen Polizisten mit Steinen (SPIEGEL-online)

Autonome randalieren bei Demo gegen Neonazis (SPIEGEL-online, Diehl)

Krawalle in Dortmund bei Aktionen gegen Neonazis (Bild am Sonntag)

 

Breaking Bad

Ich bitte um höflichste Beachtung, dass wir nun »Breaking Bad« in unserer TV-Reflektion haben.

Nachdem die Sopranos die Dramaturgiekonventionen für Fernsehserien auf den Kopf stellten, wussten wir, dass Verbrecher auch nur Menschen sind. Breaking Bad schickt sich an, auch noch den Umkehrschluss zu belegen. So ist das Verbrechen in zeitgenössischen Serien häufig nicht mehr nur auf der Straße zu verorten, sondern bei uns hinter verschlossen Türen.

So ist Walter White (Bryan Cranston) eigentlich nur ein einfacher Familienvater um die 50, der in einem für die USA typischen Vorort irgendwo in New Mexiko versucht seine bald vierköpfige Familie durchzubringen. Die Arbeit als Lehrer an einer High School scheint weder seine fachlichen Fähigkeiten als Chemiker ernsthaft zu fordern, noch scheint sich seine Begeisterung für die Materie zu übertragen. Demütigenderweise ist die Arbeit aber auch nicht lukrativ genug, speziell wo jetzt Familienzuwachs erwartet wird, so dass Walter noch in einer Autowaschanlage aushilft. Als er unter erhöhtem Stress einen Zusammenbruch erleidet wird eine Krebserkrankung in terminalem Zustand diagnostiziert. Er hält diese Information vorerst vor seiner Familie geheim, aber er scheint dabei eine Entwicklung durchzumachen. Bisher war Walter ein eher höflicher zurückgenommener Mensch, der vermutlich nicht immer der Beste darin war seine eigenen Interessen zu wahren, aber nun scheint seine Risikobereitschaft zu steigen, er wirkt teilweise sogar aggressiv. (...)

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Sozial ist, was tötet!

Führende Ökonomen und Wissenschaftler bescheinigen der deutschen Wirtschaft eine neue jahrelange Krise. Hunderttausende Arbeitsplätze würden abgebaut werden und Massenentlassungen könnten nicht verhindert werden. Der Sachverständigenrat der Bundesregierung sowie die Wirtschaftsprofessoren Dieter Hundi und Hans-Werner Unsinn haben jedoch einen innovativen Lösungsvorschlag!

Bestattungsunternehmen seien die Branche der Zukunft! Arbeitsplätze, Ausbildungsplätze und der Anstieg des BIP´s seien hier zu erwarten. Damit Sargmacher und Totengräber jedoch mehr Kundschaft, d.h. mehr Umsatz machen können, müsse zahlreich und recht schnell gestorben werden. Ärzte, Krankenhäuser und die Medizin im Allgemeinen sollten sich endlich ihrer Verantwortung bewusst werden und die Menschen nicht vom Sterben abhalten! Konkrete Pläne und Vorschläge zur Umsetzung der Tod-Agenda nannten Unsinn und Hundi nicht. Die Kreativität der Regierung sei hier gefragt, meinten die Experten.