Alltagsmarktsprache

»ALG2-Empfänger leben auf unsere Kosten«

»Das wird sich irgendwann auszahlen«

»Ich sollte mehr an mir arbeiten«

»Das lohnt sich für mich nicht«

»In diese Freundschaft habe ich viel investiert und sie ist mir wertvoll«

»Davon können alle Seiten profitieren«

»Sie müssen sich einfach besser verkaufen, wenn sie erfolgreich eine Stelle finden möchten«

Auch die Sprache der Liebe ist vermarktwirtschaftlicht.

Rabatt ist geil

Geiz ist geil hat ausgedient. Rabatt ist geil. Kaufen, kaufen, kaufen. Billig, billig — das will ich! Ohne Rabatt macht das Leben keinen Spass mehr! Vorbei sind die Zeiten des Personal‑, Treue‑, Jahres‑, Positions‑, Erstbesteller‑, Jubiläums‑, Aktions‑, Web‑, Frühbucher‑, Lagerräumungs- oder Punkterabatts! Ab sofort gibt es auch den Scheiss‑, Spritz‑, Kotz‑, Kack- und Leck-mich-am-ich-mach-Dir-den-Eimer-voll-Rabatt! Nur beim Händler Ihres Vertrauens! Greifen Sie zu!

(Für die Qualität des Bildes muss ich mich entschuldigen. Wurde in einem Einkaufszentrum in Berlin mit meinem Handy aufgenommen, weil ich noch keine neuen Batterien für meine Digi-Cam rabattet habe)

Der Markt-Dämon

Von unvergleichlicher Pracht ist das Reich des Marktes. Es ist ein Reich des Friedens und der Schönheit und doch ohne Liebe. Ein Paradies der Ordnung und der Glückseligkeit. Ein Ort der erfüllten Wünsche und Träume. Und da sind Freuden in solcher Vielzahl, mit denen man ins Innerste der eigenen Seele schauen kann. Weiterlesen

Reichtum durch Leistung?

Die ärmsten 50 Prozent aller Haushalte verfügen zusammen über 3,8 Prozent des Gesamtvermögens in Deutschland.  Die reichsten zehn Prozent besitzen über 46,8 Prozent des privaten Vermögens. In Deutschland leben ca. 800.000 Vermögensmillionäre. Davon sind ca. 13.000 Einkommensmillionäre, d.h. die ein zu versteuerndes Einkommen von einer Million Euro oder mehr erzielen. Wie sind die anderen 787.000 Millionäre, die in Deutschland leben, zu ihrem Reichtum gekommen? Aktien? Erbschaft? Banküberfall? Im Lotto gewonnen? Oder zahlen sie etwa keine Steuern und werden deshalb nicht als Einkommensmillionäre aufgeführt?

Anime V — Death Note

Einen Anime habe ich noch. Wie konnte ich nur »Death Note« (2006) vergessen. Denn dieser Anime ist so intelligent gemacht, wie sein Hauptcharakter Light Yagami ist. Dieser findet das Notizbuch eines Shinigami (Todesengel). Nach der Berührung kann nur Light den Todesengel sehen und ist nun Besitzer der »Death Note«. Wenn man in dieses Buch den Namen einer Person schreibt, die man kennt oder zumindest gesehen hat stirbt diese. Man kann sogar noch erweitern wie diese Person sterben soll und so geschieht es dann. Dazu kommen noch mehr Regeln, wie das Buch funktioniert, die man zusammen mit Light mehr und mehr versteht. Weiterlesen

Die Bevölkerung zahlt

Im folgenden die Rede von Gregor Gysi zur Regierungserklärung der Kanzlerin zum Euro-Rettungsfonds EFSF am 26. Oktober 2011. Gysi erklärt den ganzen Wahnsinn des »Euro-Rettungsschirms«. Wer am Ende die Milliarden-Zeche zahlen darf, könnt ihr euch denken. Steuererhöhungen, Einsparungen, Sozialabbau und Kürzungen in sämtlichen politischen Bereichen werden uns in den nächsten Jahren und Jahrzehnten erwarten. Von politischer Gestaltungskraft kann dann keine Rede mehr sein.


 

Volk und Markt

»Griechenlands Premier Papandreou irritiert die Märkte: Er will sein Volk über das Euro-Rettungspaket abstimmen lassen — die meisten Beobachter fürchten ein Nein, was das Land in die Staatspleite treiben könnte. Die Börse reagiert verstört, der Dax startet mit einem dicken Minus in den Handel.«

- SpiegelOnline vom 1. November 2011

Anmerkung: Wer oder was sind denn »die Märkte«? Wieso werden keine Namen genannt? Die Medien sind doch sonst immer schnell dabei, Sachverhalte zu personalisieren. Beim »Markt« wird immer so getan, als sei er ein Gott-Leviathan, ein namenloses Etwas, dem man sich zu unterwerfen hat. Während der Leviathan bei Hobbes, dem Volk dienen sollte, ist er hier sein Gegenspieler: Markt vs. Volk. »Markt« und Demokratie (Volksabstimmung) vertragen sich wohl doch nicht, hm? Ich dachte immer, »die Wirtschaft« und »der Markt« seien für den Menschen da?

Neusprech: Rettungsschirm

»Die Mehrheit ist deutlich: 503 Bundestagsabgeordnete haben für die Stärkung des Euro-Rettungsschirms votiert«

- SpiegelOnline vom 26. Oktober 2011

Der Begriff »Rettungsschirm« besteht aus zwei Wörtern: Rettung und Schirm. Einen Schirm trägt man meist über seinen Kopf und er soll den Betreffenden vor einer Naturgewalt schützen: vor Wind, Regen oder Sonne. Nicht zu verwechseln mit Bild- oder Lampenschirm. Das Wort »Rettung« impliziert, dass jemand oder etwas vor einer Gefahr gerettet werden müsse und der vermeintliche Retter eine menschenfreundliche Tat vollbringt. Insofern ist der Terminus »Rettungsschirm« doppelt positiv aufgeladen. Weiterlesen

ZG-Rückblick: Gonna Occupy Them All!

Am 15. Oktober sollte nun endlich ernst gemacht werden mit einer weltweiten Bewegung, die endlich die Welt zu ihrem Besseren veränderm sollte. Attac hat aufgerufen. Was soll denn überhaupt erreicht werden? Und wie erfolgreich war dieser Tag? Und überhaupt, macht dieses Vorgehen überhaupt Sinn? Weiterlesen

Gutmenschelnde Bioesser

Um ein guter Mensch zu sein, fährt man im Bioladen vor. [...] in den Kosten für das Abendessen ist dann auch etwas enthalten, das man nicht überall kriegt: ein deutlich verbessertes Gewissen. [...] Man kann sich gewissermaßen gutessen.

- Katharina Döbler, »Zurückessen«, le monde diplomatique, Ausgabe Oktober 2011, Seite 2

Anmerkung: Besserverdiener, Grünen-Wähler und Bioladen-Konsumenten brauchen sich nicht politisch zu engagieren, sich an Demos zu beteiligen oder zu streiken. Sie kaufen und konsumieren Bioprodukte und schon ist die Welt ein wenig besser, friedlicher und gerechter. Oder nicht?