Wahlplakate 2013 — Teil 4: Die Grünen

Am 22. September sind Bundestagswahlen und die Straßen sind bereits zugemüllt mit Phrasen, Versprechungen, Lügen und Verdrehungen. Ich habe einige Wahlplakate fotografiert und möchte sie hier kurz kommentieren. Heute stelle ich mich den etablierten Grünen.
Die Grünen, die endlich oben angekommen sind und dabei all ihre Prinzipien, Ideale und politischen Ziele dem Machtstreben geopfert haben, versuchen sich nun als lustige Kabarett-Gruppe. Manche mögen das womöglich humorvoll finden, wenn man verdrängt, dass die Grünen längst keine Oppositionspartei mehr sind. Denn für Privilegien, Pöstchen und Regierungsbeteiligung sind für sie alle Inhalte verhandelbar. Weiterlesen

Presseblick (12)

Das Hamburger Abendblatt titelt reißerisch »Währungscrash bedroht ein Viertel der Menschheit«. Wie wärs mit: »Banken bedrohen mit ihren Geschäften ein Viertel der Menschheit«? Währungskrise, Finanzkrise, EU-Krise, Schuldenkrise, Wirtschaftskrise — es ist und bleibt das Verschulden der Banken und somit: eine Bankenkrise. Die Aufspaltung in viele kleine Einzelkrisen ist eine perfide Taktik um zu verschleiern, dass unser Wirtschaftssystem kollabiert.

Auf netzwertig.com (Blog über Internet-Ökonomie) schreibt Jürgen Vielmeier über die »der Kunde ist König« — Redewendung und darüber, dass Kritik anders formuliert werden müsse: »Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man mit einer freundlichen Anfrage und der höflichen Verpackung einer Kritik das gleiche, wenn nicht sogar mehr erreicht.« Der typische Vorwurf, die Kritik komme nur nicht an bzw. werde nicht angenommen, weil der Sender, sie nicht richtig kodieren würde, ignoriert die bewusst gewollte Realitätsverdrängung vieler Menschen. Es ist häufig völlig unerheblich, wie blumig, euphemistisch oder gefühlvoll ich eine Kritik verpacke, manche Themen will man einfach nicht hören. Hier wird nur die Verantwortlichkeit auf den Kritiker gelenkt, der ja selbst schuld sei, dass man ihn nicht anhören wolle.

Die Wirtschaftswoche berichtet, dass Unternehmen sich angeblich immer mehr den Shitstorms der User beugen würden und bezieht eindeutig Stellung dagegen: »Doch nicht immer ist es ratsam, alles, was den Kunden nicht gefällt, sofort wieder aus dem Programm zu nehmen. Es kommt drauf an, wie die Marke positioniert ist.« Die Verbraucher schlagen zurück. Nachdem wir Jahrzehnte mit Werbe-Lügen, schlechten Produkten, Endlosschleifen-Service-Hotlines und unfreundlichen Mitarbeitern gequält wurden, werden viele Unternehmen plötzlich ganz empfindlich, wenn ein Shitstorm über sie hereinbricht. Mein Mitleid hält sich in Grenzen.

Gysis Rundumschlag

Super Rede von Gregor Gysi. Alle wichtigen politischen Themen werden angesprochen (Rente, Bildung, Arbeitsmarkt, Waffenexporte, Kriegseinsätze, EU-Politik etc.). Und außerdem betont er richtig, dass wir in Deutschland eigentlich nur zwei Parteien haben: den neoliberalen Mitte-Block (bestehend aus CDU/FDP/SPD/GRUENE) und die LINKE.

Wahlplakate 2013 — Teil 3: FDP

Am 22. September sind Bundestagswahlen und die Straßen sind bereits zugemüllt mit Phrasen, Versprechungen, Lügen und Verdrehungen. Ich habe einige Wahlplakate fotografiert und möchte sie hier kurz kommentieren. Heute widmen wir uns der FDP.

Nein, das ist keine Satire, sondern ernst gemeint. Selbst nachdem uns der ungehemmte Gott-Markt-Leviathan die Wirtschaftskrise beschert hat, wird mit einem »weiter so« geworben. Lindner agiert hier als Koyote aus Road Runner, der bei einem Sturz in den Abgrund weiter versucht zu laufen. Die Zeit ist bei der FDP vollkommen stehen geblieben. Weiterlesen

»Tiere sind besser als Menschen«

Fundamentalisten gibt es in jeder Ideologie. Eher stiefmütterlich behandelt werden die Anhänger von PETA, der Tierschutzorganisation. Auf einem Facebook-Beitrag fragen sie die User: »Ich setze mich für Tiere ein, weil _____________ .« Über 800 Kommentare wurden bisher hierzu abgegeben. Anstatt nun aber unsere Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung zu kritisieren, die auf Raubbau, Umweltzerstörung, Profitgier und Konsum basieren und letztlich das Fundament für jegliche Tiermisshandlungen darstellen, zeigt sich der kleingeistige Menschenhass der User: »Weil der Mensch die größte Plage und die schlimmste Seuche auf dieser Welt ist«, »sie die besseren Menschen sind«, »Menschen sind zu allem fähig. Tiere sind gerecht«, »keine andere Liebe so bedingungslos ist, wie die von einem Tier«, »Weil Tiere unschuldig sind und nichts böses tun« und so weiter. Hier wird eine überhöhte Moral von Tieren sozial konstruiert, Menschenhass kultiviert und Intoleranz gegenüber all jenen gepredigt, die keine Vegetarier oder Veganer sein wollen. Gibt es etwa eine bessere Welt, wenn wir alle Veganer werden? Ist das die Lösung?

Neusprech: Spähaffäre

»Die Kanzlerin fordert mit Blick auf die NSA-Spähaffäre Verhältnismäßigkeit. Merkel sieht keinen Grund an den US-Angaben zur Einhaltung des deutschen Rechts zu zweifeln — eine kritische Überprüfung sei aber wichtig.«

- handelsblatt.com vom 19. August 2013

Im Zuge der Aufdeckung von PRISM, Tempora und XKeyscore durch den ehemaligen NSA- und CIA- Mitarbeiter Edward Snowden, wird in den deutschen Medien zunehmend von der »Spähaffäre« statt vom »Überwachungsskandal« gesprochen. Hier wird eine Verharmlosungstrategie gefahren, da die Konnotation von »spähen« nicht so negativ ist, wie von »Überwachung«. Faktisch findet jedoch eine weltweite Überwachung durch den US-Geheimdienst NSA und keine Aufklärungsmission statt. Weiterlesen

Kinder in Deutschland; Teil 27: Kontaktabbruch

Wenn Kinder den Kontakt zu ihren Eltern abbrechen, hat das meist ernste Gründe. Ein vermeintlich kleiner Streit kann das Fass zum Überlaufen bringen. Jahrelange zwischenmenschliche Differenzen, emotionale Kälte und eine Beziehung, die nicht auf Augenhöhe basiert, kann vor allem erwachsene Kinder, dazu bewegen, den Kontakt komplett abzubrechen. Die Dunkelziffer verlassener Eltern wird in Deutschland auf über 100.000 geschätzt. Natürlich sind Eltern nicht für alles allein verantwortlich, ihre Kinder werden auch von Freunden, Erziehern, Lehrern, Liebespartnern und den Medien geprägt. Dennoch sperren sich die meisten Eltern dagegen, die Kindheit der eigenen Kinder ernsthaft zu reflektieren. Weiterlesen

ZG-Rückblick: Retro-Games

ZG-RückblickSpiele-Neuauflagen bzw. die Fortführung von längst vergessenen Game-Franchise überfluten gerade den Spielemarkt. Ob die Baldurs Gate — Enhanced Edition, Schicksalsklinge HD, Might and Magic X, Tomb Raider oder das kommende Age of Wonders 3 und Thief 4 — was ist da nur los? Ist das Kickstarter-Phänomen dafür verantwortlich? Werden PC-Spieler emanzipierter und wollen sich nicht länger mit Spielen abfertigen lassen, in denen der Spieler zum passiven Zuschauer mutiert? Oder hängt das damit zusammen, dass Marketing-Experten erkannt haben, dass die Macht der Kindheitserinnerungen vieler Gamer nicht unterschätzt und somit profitabel verwertet werden sollte?
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Wahlplakate 2013 — Teil 2: SPD

Am 22. September sind Bundestagswahlen und die Straßen sind bereits zugemüllt mit Phrasen, Versprechungen, Lügen und Verdrehungen. Ich habe einige Wahlplakate fotografiert und möchte sie hier kurz kommentieren. Heute geht es mit der bigotten SPD weiter.

Den Sozialdemokraten scheint nichts mehr peinlich zu sein. Wie ein sinkendes Schiff, dass nichts mehr zu verlieren hat. Nachdem sie mit der Agenda 2010 den Grundstein für den radikalen Sozialabbau in Deutschland gelegt hat, inszeniert sie sich nun im Wahlkampf 2013 als die große soziale Partei. Weiterlesen

Martin Luther King

»Kings wahre Botschaft ist heute politisch höchst brisant. Denn Martin Luther King sprach sich nicht gegen ein garantiertes Mindesteinkommen aus, sondern dafür; er redete nicht bloß Konzerninteressen das Wort, sondern unterstützte offen gewerkschaftliche Kämpfe. King wollte keinen untätigen Nachtwächterstaat, der, seine sozialen Verpflichtungen abstreifend, nur den Reichen nützt, sondern forderte massive sozialstaatliche Programme gegen die Armut.«

- Albert Scharenberg, »der unvollendete Traum«, Blätter, Ausgabe August 2013, S. 116

Anmerkung: Am 28. August 2013 ist der 50. Jahrestag des March on Washington. Das gesamte Wirken des schwarzen Bürgerrechtlers wird in vielen Medien auf seine »I have a dream« – Rede reduziert werden. Ganz so, als sei er ein verträumter Romantiker gewesen, der einfach nur wollte, dass sich alle Menschen wieder lieb haben. Dabei hat King auch die wirtschaftliche und soziale Benachteiligung der Afroamerikaner kritisiert und den Vietnamkrieg verurteilt. Er galt den Herrschenden als Störenfried, er wurde vom FBI überwacht und man versuchte mit einer breit angelegten Schmutzkampagne seine Autorität zu untergraben. Am 4. April 1968 wurde er schließlich erschossen. Und jetzt, da wir einen schwarzen US-Präsidenten haben, wird die Geschichtsklittung einen neuen Höhepunkt erreichen.