Durch die Machtübernahme der Partei wurde sie 1933 aus einer Gruppen- zu einer Volkssprache, d.h., sie bemächtigte sich aller öffentlichen und privaten Lebensgebiete: der Politik, der Rechtsprechung, der Wirtschaft, der Kunst, der Wissenschaft, der Schule, des Sportes, der Familie, der Kindergärten und der Kinderstuben [...] es war immer, gedruckt und gesprochen, bei Gebildeten und Ungebildeten, dasselbe Klischee und dieselbe Tonart.
- Victor Klemperer. LTI. Reclam. Stuttgart 2007. S. 31
Anmerkung: Begriffe wurden mit der eigenen Weltanschauung besetzt, Schlagwörter neu definiert oder erschaffen, Wörter, die vormals positiv konnotiert waren, haben nun eine negative Bedeutung und umgekehrt. Euphemismen wurden konstruiert, um unbequeme Entscheidungen und Tatsachen zu verschönern oder zu verzerren. Ohne den Nationalsozialismus mit dem heutigen Neoliberalismus vergleichen zu wollen, so haben sich die Methoden der Machthaber, die Sprache mit der eigenen Ideologie zu besetzen, um so das Denken der Menschen zu beeinflussen, wenig geändert. Wir haben zwar keine Herrschaftspartei, die alles steuert, dafür aber ein Wirtschaftskonglomerat von Banken und Konzernen. Oder wie seht Ihr das?