Der Anschlag (4)

anschlagDas Deutsche Institut für Wirtschaft (DIW) und der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) haben sich in einer gemeinsamen Pressekonferenz für eine Konsumpflicht der Deutschen ausgesprochen. Sie solle die Binnenkonjunktur beleben und die Krise überwinden helfen. Jeder Bundesbürger, mit Ausnahme von Vermögenden, Bankern, Aktionären, Spekulanten, Politikern und Unternehmern, solle ab sofort dem Finanzamt nachweisen, dass er 90 Prozent seines Einkommens verkonsumiere oder an Konzernen spende. Bei Nicht-Einhaltung soll der Lohn sowie das Bank- und Sparguthaben eingezogen und an Vermögende umverteilt werden.

Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) wollen, ab Anfang nächsten Jahres, in allen U- und S- Bahnen sowie in allen Bussen, ihr gesamtes Personal durch ein automatisiertes KI-System ersetzen. Die so knapp 50.000 freigestellten Beschäftigten können leider nicht auf einen Sozialplan hoffen und werden betriebsbedingt gekündigt. Sie hätten in der Vergangenheit nicht genug Eigenverantwortung gezeigt. Zudem würde jeder, der arbeiten wolle, auch Arbeit finden, so die Geschäftsführung der BVG.

Der Generalbundesanwalt, Harald Range, ist gegen die Inflation des Mafia-Begriffes. Es gebe in Deutschland keine Steuermafia, Atommafia, Bankenmafia, Pflegemafia, Strommafia, Finanzmafia, Lebensmittelmafia, Fleischmafia oder eine Müllentsorgungsmafia. Kriminell organisiert seien nur kriminelle Organisationen, so der Generalbundesanwalt.

Der Anschlag (3)

anschlagDer spanische Innenminister Jorge Fernandez Diaz will in den nächsten Monaten rund 5.000 deutsche Staatsbürger aus Spanien wieder nach Deutschland abschieben. Die nicht spanisch sprechenden Spaß-Urlauber und Party-Touristen seien geistig schwache Armutszuwanderer, die in regelmäßigen Abständen die spanischen Strände verdrecken und mit ihrem ständigen Alkohol-Konsum die einheimische Bevölkerung belästigen würden. Die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen bezeichnete das Vorgehen des spanischen Ministers als fremdenfeindlich.

Die drei führenden Bestattungsunternehmen und die Waffenindustrie in Deutschland befürworten einen Angriffskrieg auf Polen. Waffen und Tote gebe beiden Branchen einen belebenden Impuls und würde zusätzliche Arbeitsplätze schaffen. Außerdem könne die deutsche Wirtschaft nur so aus der Krise und einer kommenden Rezession geführt werden.

Die BILD-Zeitung porträtiert nun wöchentlich in ihrer neuen Rubrik »Das Monster von nebenan« Vergewaltiger, Kinderschänder und andere Sexualverbrecher. Neben der kriminellen Laufbahn werden auch das Foto, die Kontaktdaten und die persönliche Adresse bzw. der Aufenthaltsort des Täters veröffentlicht. Der Axel Springer Verlag möchte dazu beitragen, die Welt zu einem monsterfreien Ort zu machen.

Vergauckt

J. Patrick Fischer, wikimedia

Auszüge aus der Lobrede zum Neoliberalismus, gehalten von Bundespräsident Joachim Gauck, bei der Festveranstaltung zum 60-jährigen Bestehen des Walter Eucken Instituts am 16. Januar 2014 in Freiburg. »Wer dies im Hinterkopf hat, kann es übrigens nur höchst merkwürdig finden, dass der Begriff neoliberal heute so negativ  besetzt ist«, meint unser Bundespräsident. Frech und unhöflich übersetzt von epikur. Der liberale Kampfbegriff »Freiheit« wurde im Original insgesamt 31 mal verwendet. Weiterlesen

Der Anschlag (2)

anschlagDer Blogger Edward S. will herausgefunden haben, dass die vier Stromriesen in Deutschland gemeinsam an einem geheimen Forschungsprojekt arbeiten, dass die europäischen Winter dauerhaft auf die Temperatur von Minus 20 Grad senken würde, um so die Gewinne zu steigern. Politik, Unternehmen und Medien bezeichneten diese Behauptung als realitätsfremde Verschwörungstheorie und den Blogger Edward S. als einen Spinner.

Die Tierschutzorganisation PETA findet, dass alle Fleischesser Mörder seien. Ausgenommen sind fleischfressende Venusfliegenfallen, Spinnen und Haie, da Tiere besser als Menschen und von Natur aus lieb seien.

In den neuen allgemeinen Geschäftsbedingungen von Facebook, ist das Teilen und Veröffentlichen von Tier- und Babybildern beziehungsweise –Videos, ab sofort untersagt. Bei Nichtbeachtung drohe eine Geldstrafe von bis zu 1.000 Euro. Nun demonstrieren und protestieren seit Wochen täglich mehrere Millionen Menschen und belagern die deutsche Facebook-Zentrale in Hamburg.

Der Anschlag (1)

anschlagDie Bundesregierung gibt bekannt, dass sie bei seit Jahren sinkenden Reallöhnen, steigender Inflation und Massenerwerbslosigkeit, bei der Verlagerung von Fabriken in Billiglohnländern, bei Banken, die Milliarden Euro verzocken und verbrennen sowie bei einer großflächigen Internet-Überwachung durch die NSA, das »Prinzip Eigenverantwortung« für die Bevölkerung weiterhin befürwortet. Strengere Regeln und Gesetze würden nur das freie Spiel der sich selbst reinigenden Marktkräfte gefährden.

Die Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände (BDA) rät allen Unternehmen bei bekannt gewordener Korruption, Steuerhinterziehung, Skandalen und Umweltverschmutzung, von Einzelfällen und fehlender Zuständigkeit zu sprechen. Im schlimmsten Fall solle man die Redewendung »wir kümmern uns darum« verwenden oder jemanden als Bauernopfer entlassen, um die Öffentlichkeit zu besänftigen. Auch das »aussitzen« oder der Einsatz von Anwälten hätten sich in der Vergangenheit bewährt, so die BDA.

Die US-Botschaft in Deutschland ist gegen den Vorschlag der Vertretungen von Iran, Nordkorea und Venezuela, die Verwendung der Begriffe Anti-Nordkoreanismus, Anti-Venezualismus und Anti-Iranismus in der Forschung zu verwenden. Die Schlagwörter Anti-Semitismus und Anti-Amerikanismus würden völlig ausreichen, so ein US-Diplomat.

Eingeschmiert

Sehr geehrter Großkonzern, Global Player und Marktführer,

gerne komme ich Ihrer unaufgeforderten Bitte nach, für immer über Ihre Geschäfte zu schweigen. Ich werde niemals über unlautere Methoden, Steuerhinterziehung, Korruption, Mobbing, Bestechung, Preisabsprachen, menschenunwürdige Arbeitsbedingungen Ihrer Subunternehmen, Lobbyarbeit, Lohndumping, Klüngel oder über die Überwachung Ihrer Mitarbeiter etwas sagen. Weder Journalisten, Mitbürger noch die Polizei werden von mir jemals Informationen über Ihr Unternehmen erhalten. Weiterlesen

Ausgrenzungsromantik

Das Netzwerk »Soziales Marketing« startet im Oktober 2013 eine bundesweite Kampagne mit dem Titel »Initiative zur Romantisierung von Erwerbslosen, Flüchtlingen und Obdachlosen«. Ziel sei es, »die armen Bevölkerungsschichten der Öffentlichkeit näher zu bringen und für ein positives Image zu sorgen«, so der Pressesprecher Armin Müller. Man habe eine professionelle Werbeagentur verpflichtet, die sich bei der Gestaltung der Plakate vor allem an das Kindchenschema von Tierkindern und Babys orientiere: »Mit Empathie, Mitgefühl und Humanismus spricht man heutzutage keine Zielgruppe mehr an. Haustiere und Babys werden jedoch immer beliebter, das zeige besonders Facebook, wo Millionen User täglich Tier- und Babybilder miteinander tauschen würden«, meint der Werbefachmann. Den »ist das  aber süß – Effekt« wolle man auch für Obdachlose, Asylanten, Rentner und Erwerbslose erreichen.

Sozialverbände, Gewerkschaften und Tafeln zeigten sich begeistert. Sie hoffen, dass diese Kampagne dazu beiträgt, die Interessen von finanziell armen Menschen in Deutschland besser vertreten zu können. Auf die Frage, was das Netzwerk »Soziales Marketing« von der Agenda 2010 halte, betont Armin Müller, dass man sich zu politischen Fragen nicht äußern wolle. Er halte jedoch besonders die Hartz-Gesetze als eine wichtige Errungenschaft für eine moderne Gesellschaft: »Nur so werden Eigenverantwortung, Chancengerechtigkeit und Erwerbsanreize gefördert und gefordert«. Gesponsert wird das Projekt von der Deutschen Bank, McKinsey und der Allianz.

Vollbeschäftigung erreicht!

Wie Bundeskanzlerin Angela Merkel auf einer Pressekonferenz gestern mitteilte, ist die Massenerwebslosigkeit in Deutschland überstanden: »Jeder, der arbeiten will, findet nun auch eine Arbeit«, so Merkel. Mit einer groß angelegten Joboffensive im öffentlichen Sektor, einer Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich sowie einer Entkoppelung der Sozialabgaben vom Faktor Arbeit, ist es der Bundesregierung gelungen, innerhalb von nur 5 Jahren die Massenerwerbslosigkeit von statistisch schöngerechneten 3 Millionen (also ca. 6 Millionen) Arbeitslosen, auf sagenhafte ca. 100.000 Arbeitslose zu reduzieren. Während die Mehrzahl der Bürger die Entwicklung begrüßt, sind die Reaktionen aus der Wirtschaft eher verhalten. Weiterlesen

Konsumtierchen

Vorkommen: weltweit, geschlechts- und generationsübergreifend. Besonders in Großstädten und Ballungsräumen. Aber auch im Internet häufig anzutreffen. Geschätzte Anzahl: vier Milliarden Exemplare.

Alter: 3–99. Tatsächlich werden diese Wesen nicht geboren, sondern gezüchtet.

Verhalten: hedonistisch, ich-bezogen, ungeduldig, schaut gerne Massenmedien, exhibitionistisch, kaufsüchtig, definiert sich selbst über sein/ihr Äußeres, neurotisch, chronisch unselbstbewusst, oberflächlich, materialistisch, gibt gerne heiße Luft von sich.

Fortpflanzung: nach Erreichen der Geschlechtsreife begeben sich Männchen und Weibchen in Zonen der Begegnungen: Partys, Soziale Netzwerke, Clubs, Schulen und so weiter. Erfüllt das Männchen vordefinierte Ideale und Wunschvorstellungen, dann gestattet das Weibchen die Annäherung. Bis es zur tatsächlichen Fortpflanzung kommt, vergehen jedoch noch Jahre des Werbungs- und Paarungsverhaltens, in denen massenhaft Alkohol, Medien und Menschen verbraucht werden.

Unterarten: Markentussi, Gelegenheitskäufer, Stammkunde, Fan-Boy, Shopping Queen, Bio-Besser-Esser, Konsumzombie, Luxus-Weibchen, Koma-Säufer und viele andere.