Presseblick (16)

Als erstes gibt es von mir heute einen absoluten Lesebefehl (!) für »TAFTA — die große Unterwerfung« von Lori Wallach in der aktuellen Le Monde Diplomatique. Der Artikel thematisiert das gerade in Verhandlung stehende sogenannte »Freihandelsabkommen« zwischen der USA und der EU. Alleine der Begriff ist nicht nur Neusprech, sondern pure Propaganda. Es wird zwar ständig darüber berichtet, aber nicht, was genau in dem Vertrag nun stehen wird. Faktisch geht es um nichts anderes als um einen Putsch der Konzerne gegen die Nationalstaaten, die Demokratie und die Weltbevölkerung. Unternehmen dürfen fortan Nationalstaaten wegen vermeintlich fehlender Gewinne verklagen, Verbraucherschutzgesetze werden abgeschafft, der Datenschutz faktisch aufgehoben, der Klimaschutz entsorgt und vieles mehr. Einen guten und ausführlichen Blogbeitrag zum Thema gibt es auch auf Pravda TV. Für Linksliberale ist das natürlich alles nur Verschwörungstheorie. Weiterlesen

Smartphomanie

Das Video zeigt eindrucksvoll, wie die smartphone-Sucht unsere zwischenmenschlichen Fähigkeiten und unsere Kommunikation verkümmern lässt! Lasst doch alle mal für eine Woche das Ding liegen und öffnet eure Sinne wieder für eure Umgebung! Auf youtube.com wurde der Clip bereits über 30 Millionen mal aufgerufen. Er scheint wohl einen Nerv getroffen zu haben ;)

Menschelnde Unternehmen

Konzerne, Marken und Unternehmen werden in den Massenmedien als handelnde Lebewesen, als schöpferische Menschen mit Ängsten, Wünschen und Hoffnungen inszeniert und personalisiert. Ganz so, als sei eine Firma ein in sich geschlossenes System. Als sei sie eine Schöpfung Gottes, dass auf äußere Reize reagiert, Bedürfnisse hat und Gefühle empfindet. Die kalte Fratze des profitorientierten Geschäftsgebarens von neoliberalen Leistungslügnern, die Lohnarbeiter nur als Mittel zum Geld-Zweck betrachten, wird dadurch versteckt. Zur Verdeutlichung meiner These hier einige Beispiele. Weiterlesen

Presseblick (15)

In einer Pressemitteilung schreibt das statistische Bundesamt: »In 50 Jahren vom Luxus zum Standard« und vergleicht die Lebensverhältnisse in Deutschland von vor 50 Jahren (Nachkriegszeit) mit den heutigen. So kann man auch die Alters- und Kinderarmut, die sinkenden Reallöhne und die krasse Umverteilung des gesellschaftlichen Reichtums von unten nach oben relativieren helfen: »Was vor 50 Jahren noch kostbarer Luxus war, ist inzwischen für die meisten Haushalte zum Standard geworden.« Weiterlesen

Nichtgedanken — Charlotte Roche

Oliver Kalkofe liest aus dem Bestseller-Buch »Feuchtgebiete« von Charlotte Roche. Auch wenn viele ihre pseudo-anarchohaften Züge mögen bzw. ihre Moderation bei »Roche & Böhmermann« gar nicht so schlecht fanden, ist sie dennoch weit davon entfernt eine gute Romanautorin zu sein. Skandalisieren und provozieren kann sie, da sie sich bestens im Medien-Business auskennt und weiß, wie die Aufmerksamkeitsökonomie funktioniert. Ihre Bücher werde ich dennoch nicht kaufen.

Presseblick (14)

Während in Deutschland der Atomstrom zurecht stark umstritten ist, werden in Osteuropa neue Kernkraftwerke gebaut. In Polen soll laut nuklearforum.ch im Jahr 2024 der erste Atommeiler in Betrieb gehen. Russland will bis 2030 insgesamt 26 neue Atomkraftwerke bauen, auch in der Ukraine, Bulgarien und der Slowakei sollen neue Meiler gebaut werden. Osteuropa ist das neue Paradies der Atomkonzerne. Weiterlesen

Die gesichtslosen Alten

Wir leben in einer altersfeindlichen Lohnarbeitsgesellschaft. Wer mit über 50 plötzlich erwerbslos wird und einen neuen sozialversicherungspflichtigen Job sucht, bekommt das deutlich zu spüren. Auch in den Medien wird der Jugendwahn zelebriert: schön, gesund und geil ist, was jung ist. Auch in der Öffentlichkeit werden Senioren und Rentner weitestgehend ignoriert oder als Belastung empfunden. Seit einiger Zeit ist mir zudem aufgefallen, dass unsere Online-Massenmedien beim Thema Rente, Pflege oder Demografie, nur die Hände von alten Menschen zeigen, nicht aber ihre Gesichter. Einige Beispiele:

- faz.net vom 12. September 2013

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Presseblick (13)

Als erstes gibt es von mir einen ausdrücklichen Lesebefehl zu »Heute CDU/SPD – morgen arbeitslos« auf dem monopoli-Blog. Hier findet ihr eine ausführliche Auflistung aller zukünftigen geplanten Stellenstreichungen von Unternehmen, Konzernen und Banken. Für alle, die noch an der Illusion festhalten, die »soziale Marktwirtschaft« würde euch »Selbstverwirklichung durch Lohnarbeit« ermöglichen. Zieht euch das rein und öffnet euch für Lebens-Alternativen.

In einem Zentrallager von Aldi-Süd wurden Azubis vom Arbeitgeber körperlich gezüchtigt, schreibt SpiegelOnline. Die physische Misshandlung wird hier breit betitelt und zeigt auf, wie rücksichtslos unser Wirtschaftssystem geworden ist. Aber ist sicher nur ein »Einzelfall«. Was ist eigentlich mit der täglichen ökonomischen Erpressung von Millionen ALG2-Empfängern, Mini-Jobbern, Leiharbeitern und Aufstockern? Ist das keine seelische Misshandlung?

Auf taz.de gibt es einen empfehlenswerten Artikel von Uli Hannemann, der nicht nur unser TV-Programm zerreißt, sondern hübsch formuliert, welchen Einfluss und welche Wirkung das Trash-TV auf uns hat: »Das Fernsehen ist unser Fenster zur Welt. Mit zunehmender Erblindung dieses Fensters erblinden auch die Zuschauer.« Sehr viel konkreter wird er dann leider nicht, denn auch die TAZ braucht schließlich Werbekunden.

Presseblick (12)

Das Hamburger Abendblatt titelt reißerisch »Währungscrash bedroht ein Viertel der Menschheit«. Wie wärs mit: »Banken bedrohen mit ihren Geschäften ein Viertel der Menschheit«? Währungskrise, Finanzkrise, EU-Krise, Schuldenkrise, Wirtschaftskrise — es ist und bleibt das Verschulden der Banken und somit: eine Bankenkrise. Die Aufspaltung in viele kleine Einzelkrisen ist eine perfide Taktik um zu verschleiern, dass unser Wirtschaftssystem kollabiert.

Auf netzwertig.com (Blog über Internet-Ökonomie) schreibt Jürgen Vielmeier über die »der Kunde ist König« — Redewendung und darüber, dass Kritik anders formuliert werden müsse: »Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man mit einer freundlichen Anfrage und der höflichen Verpackung einer Kritik das gleiche, wenn nicht sogar mehr erreicht.« Der typische Vorwurf, die Kritik komme nur nicht an bzw. werde nicht angenommen, weil der Sender, sie nicht richtig kodieren würde, ignoriert die bewusst gewollte Realitätsverdrängung vieler Menschen. Es ist häufig völlig unerheblich, wie blumig, euphemistisch oder gefühlvoll ich eine Kritik verpacke, manche Themen will man einfach nicht hören. Hier wird nur die Verantwortlichkeit auf den Kritiker gelenkt, der ja selbst schuld sei, dass man ihn nicht anhören wolle.

Die Wirtschaftswoche berichtet, dass Unternehmen sich angeblich immer mehr den Shitstorms der User beugen würden und bezieht eindeutig Stellung dagegen: »Doch nicht immer ist es ratsam, alles, was den Kunden nicht gefällt, sofort wieder aus dem Programm zu nehmen. Es kommt drauf an, wie die Marke positioniert ist.« Die Verbraucher schlagen zurück. Nachdem wir Jahrzehnte mit Werbe-Lügen, schlechten Produkten, Endlosschleifen-Service-Hotlines und unfreundlichen Mitarbeitern gequält wurden, werden viele Unternehmen plötzlich ganz empfindlich, wenn ein Shitstorm über sie hereinbricht. Mein Mitleid hält sich in Grenzen.

»Tiere sind besser als Menschen«

Fundamentalisten gibt es in jeder Ideologie. Eher stiefmütterlich behandelt werden die Anhänger von PETA, der Tierschutzorganisation. Auf einem Facebook-Beitrag fragen sie die User: »Ich setze mich für Tiere ein, weil _____________ .« Über 800 Kommentare wurden bisher hierzu abgegeben. Anstatt nun aber unsere Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung zu kritisieren, die auf Raubbau, Umweltzerstörung, Profitgier und Konsum basieren und letztlich das Fundament für jegliche Tiermisshandlungen darstellen, zeigt sich der kleingeistige Menschenhass der User: »Weil der Mensch die größte Plage und die schlimmste Seuche auf dieser Welt ist«, »sie die besseren Menschen sind«, »Menschen sind zu allem fähig. Tiere sind gerecht«, »keine andere Liebe so bedingungslos ist, wie die von einem Tier«, »Weil Tiere unschuldig sind und nichts böses tun« und so weiter. Hier wird eine überhöhte Moral von Tieren sozial konstruiert, Menschenhass kultiviert und Intoleranz gegenüber all jenen gepredigt, die keine Vegetarier oder Veganer sein wollen. Gibt es etwa eine bessere Welt, wenn wir alle Veganer werden? Ist das die Lösung?