...die Lauten brüllen sich in den Mittelpunkt«. So war es schon immer! Ja. Nichts Neues. Schon klar. Und dennoch: im Social-Media-Zeitalter bekommt diese Redewendung eine ganz neue Dimension. Kritiken, Reviews, Forenbeiträge, Twitter-Geschrei und Kommentare werden bei Medienanalyse-Zwecken als quantitative Messeinheiten herangezogen, um Statistiken und vermeintlich repräsentative Grafiken zu erzeugen. Nur: die stillen Leser oder diejenigen, die ihre Meinung nicht äußern, werden gar nicht mehr mit einberechnet. Es gibt keine Quote für Lesebeteiligung (wie die Wahlbeteiligung), Umfragen für die stillen Leser (»Warum kommentieren Sie nicht?«) oder Ähnliches. In den quantitativen und qualitativen Medienanalysen existieren sie schlicht nicht.
Insofern scheinen provozieren und polarisieren für viele Webseiten-Betreiber eine geeignete Methode zu sein, um Aufmerksamkeit, Kommentare und Klickzahlen zu generieren (»Clickbait!«). Auch hier lautet das Motto: »Inhalte überwinden!« Argumente im Twitter-Format. Überschriften, die Versprechen machen, die sie nicht einlösen. Zwei‑, Drei- und Vierdeutige Botschaften. Personalisierungen statt Sachdiskussionen. Konflikte generieren. Gezielten Bullshit in den Äther rotzen. Und vor allem: immer und überall laut brüllen!
Was sagt eigentlich Habermas dazu, der Zeit seines Lebens immer an die Macht der »Kommunikation« geglaubt hat?