Strukturelle Gewalt

»Nach den jüngsten Anschlägen auf Fahrzeuge des Immobilienkonzerns ›Deutsche Wohnen‹ wächst der Druck auf den rot-rot-grünen Berliner Senat [..] Wer tagein, tagaus die Immobilienwirtschaft dämonisiert [...] nimmt auch Gewalt in Kauf.«

dnn.de vom 29. März 2019

Anmerkung: Es ist wie bei Konflikten unter Schulkindern: viele Eltern, Pädagogen und andere Kinder schreien meist erst dann auf, wenn die Gewalt körperlich wird. Die psychische Gewalt vorher, das provozieren, triezen, beleidigen und stänkern — fällt häufiger unter den Tisch. Oder mal provokant gefragt:

1.) Warum ist denn die strukturell-existenziell-gefährdende Gewalt der Immobilienkonzerne erlaubt (und wird teilweise auch gesetzlich gefördert/unterstützt), während die Sachbeschädigung an einem Auto als »Anschlag« tituliert wird?

2.) Und wer übt hier eigentlich Gewalt aus und ist gleichzeitig im Besitz der eigentlichen Macht? Die Immobilien-Haie oder die Vandalisten?

Selbstinszenierung

Im Übrigen wird nach Aussehen und Ansehen verurteilt. Das unausgebildete Gewissen der Masse ist auf diese Weise befriedigt.“
(Gustave le Bon. „Psychologie der Massen“. Nikol Verlag. Hamburg 2009. S. 152)

In der modernen, neoliberalen und digitalen Gesellschaft, gibt es primär drei bestimmende Aspekte des Selbst: die Selbstoptimierung, die Selbstentfremdung und die Selbstinszenierung. Diese Phänomene geben das Framing und die Agenda der sozial und gesellschaftlich erwünschten »Individualität« vor. Wer sich nicht in diesem vordefinierten Rahmen bewegen will oder kann, muss mit persönlichen Nachteilen oder Sanktionen rechnen. Wer sich beispielsweise nicht gut verkaufen kann oder will, hat womöglich Schwierigkeiten bei der Jobsuche. Wer sich auf Facebook, whatsapp, Twitter oder Instagram nicht gut in Szene setzen kann oder will, muss womöglich mit sozialen oder gar beruflichen Nachteilen rechnen. Identitätsproduktion, Selbstvermarktung und Geltungsbedürfnisse, erzeugen ein narzisstisches Ich-Miteinander, bei dem Objekte über ihre Masken Dialoge führen. Weiterlesen

Die Inszenierung des Krieges

Ich gehöre zur glücklichen Generation, die persönlich noch keinen Krieg miterlebt hat. Dennoch reicht meine Fantasie aus, um mir vorzustellen, wie unfassbar schrecklich, brutal und grausam ein Krieg sein muss. Es scheint fast unmöglich, diese totale Zerstörung menschlichen Geistes und menschlicher Emotionen in Bildern, Gedichten, Büchern oder Filmen zu dokumentieren und festzuhalten. Es gibt zahlreiche Werke, die diesen Versuch unternommen haben. Darunter empfehlenswerte Filme wie »der schmale Grat«, »Apocalypse Now« oder »the deer hunter«.

Trotzdem fällt auf, dass gerade die besonders absurden, wahnwitzigen und höllischen Folgen eines Krieges, immer wieder ‑auch bei den sehr kritischen Werken- häufig ausgeklammert werden. Beispielsweise das Phänomen des »Friendly Fire«, der Eigenbeschuss von Soldaten und Kriegsgerät (»Im Vietnamkrieg starben 18 % der 58.220 in Vietnam getöteten US-Soldaten durch friendly fire«.). Massenvergewaltigungen, Plünderungen, Zivilisten-Morde und ‑Massaker sowie das massenhafte Desertieren von Soldaten. Diese Phänomene werden selten in Büchern und Filmen thematisiert. Sie passen in keine poetisch-verklärende Helden-(Kriegs-)Geschichten und würden die Rezipienten nur unnötig verstören.

Wann gibt es den nächsten US-Blockbuster über das Desertieren oder das »friendly fire« von US-Soldaten im Zweiten Weltkrieg?


»Und plötzlich war er da: der Krieg«
Kriegssprache
Kriegsfolgen

Apotheken: »Einfach unverzichtbar?«

Twitter-Meldung vom 21. Dezember 2018

Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e.V. (ABDA) hat im Mai 2018 eine deutschlandweite Kampagne gegen das vermeintliche »Apotheken-Sterben« gestartet. Die Kampagne läuft vorerst zwei Jahre und das Budget liegt bei zwei Millionen Euro pro Jahr. Es gibt hierzu Motive und Medien-Material in Apotheken, Print-Anzeigen, Plakate auf öffentlichen Plätzen sowie eine intensive Social-Media-Kommunikation (#unverzichtbar).

Da ergreifen beispielsweise viele Bürgermeister deutschlandweit Partei für die Apotheken:

  • »Strukturen für gute Versorgung kommen nicht von alleine.« (Armin Elb, Bürgermeister von Wernau)
  • »Bei uns sind die Apotheken vor Ort auch sozialer Treffpunkt.« (Maik Strömer, Bürgermeister von Oranienbaum-Wörlitz)
  • »Für den Fortbestand unserer Apotheken sollten wir vorbeugen.« (Anita Meinelt, Bürgermeisterin von Moosburg an der Isar)
  • »Jede Apotheke vor Ort ist eine Investition in unsere Zukunft.« (Norbert Büscher, Bürgermeister von Much)

Bürgermeister(innen) als Kronzeugen für die Vertriebseinrichtungen der Pharmaindustrie zu instrumentalisieren, hat nicht nur einen faden Beigeschmack, sondern lässt auch viel Raum für böse Verschwörungstheorien (»big pharma«) zu. Ob die Bürgermeister(innen) sich öffentlich auch für alternative Medien, Gewerkschaften, die Vermögenssteuer, linke Tageszeitungen, gegen Sozialabbau und gegen westliche Oligarchen sowie für Waffenexport-Verbote in Steinzeit-Diktaturen aussprechen würden?

Statistisches Jahrbuch 2018

Jetzt ist Schluß mit der Nörgel-Mecker-und-Meinungs-Bloggerei! Für alle Zahlenfreunde gibt es heute ein paar knallharte Fakten aus dem Statistischen Jahrbuch 2018. Los gehts!

  • Gut zwei von fünf Haushalten sind Einpersonenhaushalte.
  • Die Hälfte aller 15–25jährigen hat das Abitur.
  • Die Vereinigten Staaten, Frankreich und die Volksrepublik China waren wichtigste Empfängerländer deutscher Waren.
  • 23 % der Unternehmen betrieben 2016 E‑Commerce.
  • Ende März 2017 saßen knapp 51.000 Strafgefangene im Justizvollzug ein.
  • Rund jede zehnte Person erhält Ende 2016 Mindestsicherungsleistungen.
  • 516 Unternehmen waren 2016 Umsatzmilliardäre.
  • 48 % der deutschen Wahlberechtigten beteiligten sich 2014 an der Wahl zum Europäischen Parlament.
  • Auf über einem Viertel des Ackerlandes wird Weizen angebaut.
  • Knapp 12 % der Stromproduktion entfielen auf Kernenergie.
  • Verbraucherpreise erhöhten sich im Jahr 2017 mit + 1,8 % wesentlich stärker als in den Jahren zuvor.
  • 46,5 Millionen zugelassene Pkw. 3.180 Verkehrstote im Jahr 2017.
  • 68 % der Freiheits- und Jugendstrafen wurden zur Bewährung ausgesetzt.
  • Weihnachtsgeschäft bringt 27 % des Jahresumsatzes im Jahr 2016 im Spielwarenhandel ein.
  • Fast 70 % der Wertschöpfung entsteht in Dienstleistungsbereichen.
  • Vollzeitbeschäftigte verdienten durchschnittlich rund 50.000 Euro brutto im Jahr. :kicher:

Zahlenfetischismus

»Temptation Island«

Was einmal Geist hieß, wird von Illustration abgelöst.“
Theodor W. Adorno. »Minima Moralia«. Suhrkamp Verlag. 8. Auflage 2012. S. 160

Trash. Trash. Trash. Trotzdem reden und schreiben alle darüber. RTL lässt mal wieder selbstverliebte Schauspieler-Models aufeinander los. Es gibt bei »Temptation Island« viel nackte Haut zu bewundern. Gesehen hat es natürlich Niemand. Aber sich künstlich darüber empören (und nebenbei den Klick abholen), das können sie. Die Journalistinnen der LeiDmedien. Weiterlesen

Bürgerliche U‑Boote

Heute: die Taz.

Sie reden von Gleichberechtigung, Feminismus, Frauen und Identitätspolitik, aber meinen CDU, Bundeswehr und bürgerliche Werte. Sebastian Carlens fasst es bei der »Jungen Welt« sehr gut zusammen: Hauptsache, es geht irgendwie um Frauen. Da werden Angela Merkel (CDU), Gerda Hasselfeldt (CSU) und Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) gelobt und hochgeschrieben. Nicht wegen ihrer Inhalte oder Positionen (Haha! Als wenn das irgendjemanden interessieren würde!), sondern allein deshalb, weil sie eben Frauen sind. Das genügt doch! Und als Bonbon schaltet man in der Taz-Printausgabe auch noch Anzeigen der Bundeswehr. Die Taz ist links. Genau. :kicher:


Merkel-Versteher
Was macht eigentlich Kristina Schröder (CDU)?

Presseblick (80)

Hauptsache: Aufmerksamkeit!

Auf horizont.net entdeckt Cosmin-Gabriel Ene den Leser: »Leserumsätze sind nicht nur ein modisches Extra zu Werbegeldern für die Verlagsbranche, sie sind eine Notwendigkeit — und das erkennen die Medienmacher zunehmend. Nun müssen sie mit den unbequemen Feinheiten dieser Erkenntnis zurechtkommen, den Kniefall vorm viel zu lange ignorierten Nutzer machen.« Frei nach dem Motto: gebt uns euer Geld, aber die Meinungs- und Deutungshoheit behalten wir! Oder werden tatsächlich die zahlreichen, geschlossenen Kommentar-Sektionen der großen Medienportale wieder eröffnet? :pfeif:

Der Fake-News-Skandal um Claas Relotius ist und bleibt natürlich ein absoluter Einzelfall: »Acht weitere Redaktionen haben Belege für Manipulationen gefunden.« So etwas wird es nie nie wieder geben! Versprochen! »Recycelte Protagonisten, geänderte Namen, falsche Altersangaben« — also das kann in der Hektik des WDR-Alltags schon mal passieren! :jaja: Weiterlesen

Smombie City

Ich könnte dieses Bild hier jeden Tag veröffentlichen. Ob es einen Unterschied machen würde? Vermutlich nicht. Ist doch eh alles halb so wild, nicht wahr? Immer diese Kulturpessimisten! Das ist eben modern so! :jaja: Dennoch: wenn ich das täglich in Bus und Bahn sehe, muss ich an viele dystopische Romane und Filme denken...aber auch das: wen interessierts? :)

»Meinungs- und Pressefreiheit«

Kein seltenes Bild auf zeit.de.

Immer wenn Journalisten, Verlage und Presse-Eigentümer sich selbst und ihre Branche auf diversen Veranstaltungen feiern (»Wir sind die Wahrheitspresse!«), loben sie die hohe Meinungs- und Pressefreiheit in Deutschland. Fernab der täglichen Realität in den Redaktionen, wo Copy&Paste-Agenturmeldungen, Selbstzensur, SEO-Druck, werbekonformes Texten sowie Tendenzschutz herrschen, kann auch jeder selbst beobachten, wie ihre Online-Partner mit Meinungsfreiheit wirklich umgehen.

Abweichende Kommentare zu den Themen-Bereichen Sexismus, Syrien, Feminismus, Putin/Russland, NATO, Ukraine-Konflikt, AfD oder Flüchtlinge, werden nur noch sehr selten geduldet. Ganz aktuell ist auch die sehr einseitige Berichterstattung zum Thema Venezuela. Geostrategische Machtinteressen sowie neoliberale Narrative sollen in die Köpfe gehämmert werden. Darüber hinaus wird auch auf Facebook und Google fleißig gelöscht und zensiert. Eine kleine Rundreise unserer Online-Meinungsfreiheit. Weiterlesen