Neulich im Schwimmbad

In Ruhe seine Bahnen ziehen, ist schon lange kein Vergnügen mehr, sondern eher eine Herausforderung geworden. Das Schwimmbad in meiner Nähe, welches ich in 15 Minuten per Fußweg erreiche, ist voller Treibholz und Schwimmbojen. Ältere Damen jenseits der 60 segeln fröhlich mit Stehgeschwindigkeit im Duett oder im Trio nebeneinander (!!) her, schwatzen entspannt über das Wetter, Krankheiten und vermeintliche Familienprobleme. Schimpfen jedoch sofort los, wenn man es wagen sollte, sie zu überholen oder wenn sie einen Tropfen Wasser, beispielsweise durchs Kraulschwimmen, abbekommen. Senioren üben sich im Rückenschwimmen und drängen alle Hindernisse, also andere Menschen, rücksichtslos ab: »Oh, Entschuldigung!« Na klar. Dabei bin ich derjenige, der ständig am ausweichen ist und Rücksicht nimmt. Sie alle haben aber schließlich Eintritt bezahlt und nun das Recht erworben, sämtliche Bahnen mit ihrem Egoismus zu blockieren.

Bis 15 Uhr kostet der Eintritt 3,50 Euro, danach 5,50 Euro. Das tolle: ab 15 Uhr fängt auch der Parallelbetrieb an. Schwimmkurse für Kinder und Erwachsene, Aqua-Fitness und so weiter. Man darf also ab 15 Uhr mehr als 50 Prozent des Grund-Eintrittspreises draufzahlen und bekommt dafür dann weniger Schwimmfläche zur Verfügung als vor 15 Uhr. Als ich die Badeaufsicht auf diese absurde Logik hinweise, macht sie auf unschuldig: »Ich bin dafür nicht verantwortlich.« Das stimmt sogar. Verantwortlich sind die politischen Budget-Kürzungen für Bildung, Kultur und Soziales. Irgendwie müssen die Milliarden, die man den Banken geschenkt hat, ja wieder eingetrieben werden. Schwimmen wird zunehmend zu einer privilegierten Freizeitbeschäftigung.

Gott ist tot? Mitnichten!

»Nun lobt den Markt, der Wunderbares auf der Erde vollbringt, der einen Menschen erhöht vom Mutterschoß an und an ihm handelt nach seinem Gefallen. Er gebe euch Weisheit ins Herz und der Friede sei mit euch.«

- Das Buch Jesus Sirach. 50,16 – 51,13. Das Alte Testament. (Gott durch Markt ersetzt).

Anmerkung: In den Massenmedien wird behauptet, die meisten Menschen in Deutschland stehen den Religionen (besonders dem Islam) eher skeptisch gegenüber. Und seit 1970 gebe es einen Mitgliederschwund bei den christlichen Volkskirchen in Deutschland. Der Glaube an Gott und an die Religionen wurde jedoch nur ersetzt durch unsere Verehrung an den unfehlbaren Gott-Markt-Leviathan. Geld ist unser Götze. Die Werbung der Psalm. Die Shopping-Center unsere Tempel. Profitmaximierung das oberste Gebot. Die unsichtbare Hand der Heilige Geist.

Verdammte Kacke

kacke_teaserUngefähr einmal im Monat trete ich in Hundescheiße. Wie kann man nur so blöd sein, fragen sich jetzt sicher einige? Tja, wenn man viel in Parks, am Rande von Spielplätzen, im Dunkeln sowie nachts unterwegs ist und dann noch in einer Gegend wohnt, wo gefühlt mehr Hunde als Menschen leben, passiert das eben häufiger mal. Was beim ersten und zweiten Mal ein inneres »Na gut, Pech gehabt« hervorruft, fängt spätestens beim dritten Mal an, richtig ab zu stressen.

Ich werde jetzt auch nicht zum Hundehasser. Denn wenn jemand für den Dreck verantwortlich ist, dann die egoistischen Halter. Ohne Rücksicht, auf irgendwas oder irgendwen, lassen sie ihre Vierbeiner Parks, Gehwege und Spielplätze zuscheißen. Wie gerne würde ich mal einem solchen ignoranten Hundefreund vor, oder besser noch: in die Wohnung kacken. Einen schönen dicken Haufen nach einem leckeren Chicken Curry. Widerlicher als der Kotgestank selbst, ist nur dieses Verhalten der vermeintlichen Tierfreunde.

Viele Katzen meiden das Katzenklo, wenn es nicht sauber ist, da sind sie (zurecht) sehr eigen. Wir Menschen aber lassen uns unsere Infrastruktur freiwillig von den Kläffern vollkacken? Irgendetwas stimmt hier nicht. Ganz und gar nicht. Wenn ich demnächst ein Herrchen dabei beobachten sollte, wie er die Kacke seines Köters liegen lässt, werde ich ihn ganz höflich fragen: »Entschuldigen Sie, ich habe gerade gesehen, dass die Kackwurst hier ganz frisch ist. Darf ich vielleicht als erster reintreten?«

Natürliche Todesursachen

Es gibt keine Geheimdienste, die Attentate aus politischen oder wirtschaftlichen Interessen, auf öffentliche Personen verüben. Das ist alles reine Verschwörungstheorie. Wenn…

  1. der Fallschirm nicht auf geht…
  2. man einen Verkehrsunfall hat…
  3. das Flugzeug abstürzt…
  4. man sich eine Lebensmittelvergiftung zu zieht…
  5. vom Hochhaus fällt…
  6. in der Öffentlichkeit erschossen wird...
  7. in der Badewanne ertrinkt...

...dann ist das ein bedauerlicher und tragischer Zwischeneinzelfall. Nicht mehr.

Meine guten Vorsätze für das Jahr 2015

  1. Alles glauben und nachplappern was mir BILD und RTL sagen.
  2. Keinen Sport treiben, weiter rauchen, saufen und auf der Couch rumlümmeln sowie fleißig Junk Food und Zuckerbomben fressen.
  3. Meine Lohnarbeit als mein größtes Hobby und als meine größte Leidenschaft verinnerlichen und keine Zeit für schöpferische Tätigkeiten verwenden.
  4. Weiter in meinem mental-emotionalen Biedermeier-Glasbunker leben; weltweite Armut, Ausbeutung und Kriege verleugnen.
  5. Mir ganz viel neues Zeug kaufen, was ich gar nicht brauche. Und es dann nach zwei Wochen wieder wegwerfen. Mindestens drei neue smartphones zulegen.
  6. Kinder, Migranten und alte Menschen ordentlich verabscheuen und hassen.
  7. Einen großen Bogen um Gesellschafts‑, Medien- und Wirtschaftskritik machen. Und jeden, der sich damit beschäftigt als nervigen Spinner beschimpfen.
  8. Auf Facebook viele Katzenbilder posten und teilen, fleißig Familienbilder hochladen und mein Profilbild öfter wechseln, um Bestätigung zu bekommen.
  9. Mir im Fernsehen sämtliche Pseudo-Doku-Sozialsoaps reinziehen.
  10. Weiterhin den Neoliberalismus als alternativlose Wahrheit anbeten.

Ich muss nichts verändern. Ich bin Deutschland. Ich bin perfekt.

P:S: Meine 10 Wünsche für das Jahr 2014 sind natürlich nicht in Erfüllung gegangen.

»Was ist denn jetzt wieder los?«

weihnachten 2014...ist eine Frage, die genau dann kommt, wenn man gesellschaftliche Normen und Konventionen in Frage stellt, beispielsweise zu Weihnachten. Wenn man eine andere Perspektive einnehmen oder die Normalität des Alltags durchbrechen will. Wer sich abseits der standardisierten Gedanken, der gleichgeschalteten Kommunikation und der infantilen Emotionen bewegt, mit dem muss etwas nicht stimmen. Wer Interessen hat, die den eigenen kleinen Dunstkreis, die eigene Familie und den eigenen Arbeitsplatz nicht betreffen, der ist ein unbequemer Nerd. Ein Wichtigtuer, Klugscheißer und Möchtegern. So einer ist nicht nur komisch, sondern auch furchtbar anstrengend. Das Beste ist, sich mit so einem nicht einzulassen und ihn bestmöglich zu ignorieren. Weiterlesen

Neusprech: Gesellschaftliche Teilhabe

Nur wer ein regelmäßiges und ausreichendes Einkommen besitzt, ist in der Lage, sich in die Gesellschaft einzubringen und am kulturellen Leben teilzuhaben.

- Piratenpartei

ZG-Artikel: Neusprech HeuteEine immer wiederkehrende Erzählung in Politik und Gesellschaft, ist die Redewendung von der »gesellschaftlichen Teilhabe«. Besonders Gewerkschaften, Parteien und linke Organisationen verwenden dieses Narrativ gerne, um auf existenzielle Armut und die immer größer werdende Schere zwischen Armut und Reichtum aufmerksam zu machen. Wer an Politik, Kultur und Gesellschaft teilnehmen will, so die Erklärung, braucht ein Mindestmaß an finanzieller Sicherheit. Wer nicht über ausreichend monetäre Mittel bzw. ein regelmäßiges Einkommen verfüge, der würde ausgegrenzt werden. Diese Argumentation ist im (links-)politischen Diskurs weit verbreitet. Mir stellen sich hierzu jedoch einige Fragen. Weiterlesen

Vorwürfe rechtfertigen

Typische Euphemismen um sich selbst eine Legitimation zu schaffen, um vorwurfsvoll sein zu dürfen, ohne jedoch der/die »Böse« zu sein, weil man den Gesprächspartner doch darauf vorbereitet habe, sind:

  1. Du darfst das jetzt bitte nicht persönlich nehmen, aber...
  2. Bitte nicht falsch verstehen...
  3. Das ist jetzt nicht böse gemeint...

Wenn man einen Satz so beginnt, kann man mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass danach Schuldzuweisungen, Vorwürfe, Kritik, Verurteilungen, Tadel, Rügen, Maßregelungen und Beanstandungen folgen. Der Versuch, die Kritik präventiv rosarot zu färben, heißt noch lange nicht, dass sie zwingend angemessen ist.

Marktgerechtigkeit und Verwertungsmoral

Und täglich sollt Ihr einkehren in unsere Konsumtempel!

Und täglich sollt Ihr einkehren in unsere Konsumtempel!

Das oberste Gebot im Kapitalismus lautet: alles ist erlaubt und angemessen, was Profit bringt. Lügen, betrügen, sparen und kürzen, verschleiern, verheimlichen, abzocken, verschmutzen, verschwenden: solange es dem Wirtschaftswachstum dient –also der heiligen Götze des Marktes- ist es gut und richtig. Der Rendite muss sich alles unterordnen. Der Kapitalismus ist nicht daran interessiert, dass es der Bevölkerung und der Umwelt gut geht, sondern einzig daran, dass die wenigen Reichen, noch reicher werden. Ganz im Gegenteil: umso mehr Menschen ängstlich, unzufrieden, chronisch krank, ungebildet oder drogenabhängig sind, umso besser. Weiterlesen