Mut zur Stille

stille_titelEs wird geplappert, gechattet und gelabert was das Zeug hält. Hunderte Millionen E‑Mails, SMS, WhatsApp- und Facebook-Nachrichten werden täglich in Deutschland verschickt. Geschreibsel ohne Ende. Ganz nach Gottfried Ben lautet heute die Devise:

»Kommt reden wir zusammen. Wer redet ist nicht tot.«

Nur was heute alles als Kommunikation bezeichnet wird, grenzt teilweise schon an Körperverletzung. Quasselstrippen, Labertaschen und Ruhe-Vernichter ergießen sich im selbstreferentiellen Marketing- und Inszenierungssprech, lechzen nach Bestätigung und Aufmerksamkeit und ergötzen sich an ihrem nervtötenden Dramaqueen- und Soap-Gesabbel. Die Kultur des Schweigens geht heute vielen Menschen völlig ab. Dabei ist die Angst vor der Stille, letztlich nur die Furcht vor sich selbst.

Die Hoffnung ausbeuten

  1. ) »Nach dem Praktikum, der Fortbildung, dem Trainee-Job, dem Volontariat, der Ausbildung und dem Mini-Job bekommen Sie einen unbefristeten Arbeitsvertrag.«
  2. ) »Diese Anti-Falten-Creme mit der Pro-Aktiv-Formel und diese Tote Meersalz-Maske mit natürlichen Wirkstoffen machen sie jung und schön.«
  3. ) »Fahrradschlösser, Alarmanlagen, Überwachungskameras, Versicherungen und Waffen bieten Ihnen persönliche Sicherheit und Schutz.«
  4. ) »Sie müssen nur einmal hier anrufen, da mitmachen, dort Ihre Daten eingeben – und schon sind Sie ein glücklicher Gewinner!«

Smalltalk? Ich kann nicht mehr!

smalltalk_titelAls smalltalk bezeichnet man (laut Wikipedia) eine »beiläufige Konversation ohne Tiefgang« Wenn man Menschen neu kennenlernt, ist es durchaus nachvollziehbar und verständlich, sich zunächst einmal über eher belanglose und oberflächliche Themen zu unterhalten: das Wetter, die Lohnarbeit, der Wohnort, Verwandtschaftsverhältnisse. Leider erlebe ich es in den letzten Monaten und Jahren immer wieder, dass –selbst wenn man Menschen schon länger kennt und sich schon öfters getroffen hat- die Gespräche auf einem unverfänglichen und eher unverbindlichen Niveau bleiben. Weiterlesen

Die Logiklücke

logik_titelGeld regiert die Welt, so sagt man. Und wer hat das Geld? Banken, Konzerne, Hedgefonds-Manager und die vielen weltweiten kriminellen Mafia-Organisationen und Drogen-Kartelle. Wer aber behauptet, dass genau die uns regieren und beherrschen, gilt als Verschwörungstheoretiker. Kann mir das mal jemand erklären?

Notizen einer Eidechse

Gesammelte Gesprächsfetzen in Bus und Bahn (Berlin) vom Juni 2015:

  1. (weiblich, ca. 40 Jahre) Ick hab morjen frei.
  2. (männlich, ca. 45 Jahre) Weeste, wie scheiße dit is? Dat Schjobcenter will mich in ne Maßnahme stecken!
  3. (männlich, unter 20 Jahre, am Telefon) Du Hurensohn, ich ficke Deine Mutter!
  4. (weiblich, ca. 35) Wenn ick wat verbockt hab, dann sach isch dit ooch und mach da nich son heckmeck draus.
  5. (weiblich, unter 20 Jahre) Und dann meinte er so, ich sei ja voll häßlich und so, dabei wolln grad drei Typen wat von mir. Aber ich will keinen, die sind ja alle voll die Opfer (lacht).

Erwartungshaltung

ErwartungPassiv sein. Abwarten. Sitzen. Fordern. Kaum etwas ist so energieraubend, wie Menschen, die nicht sagen können (oder wollen), was sie wirklich möchten. Die auf das Glück und ihr Leben warten, statt es anzupacken. Gleichzeitig sind sie aber sofort mit Vorwürfen zur Stelle, wenn man nicht das sagt oder macht, was sie sich von einem erhoffen. Selbst bei einer direkten (Nach-)Frage wird häufig nicht mit der Sprache rausgerückt. Dennoch wird gejammert, gemosert und genörgelt, ohne einen ehrlichen Willen dahinter, den Status Quo zu verlassen oder seinen Horizont zu erweitern. Weiterlesen

Aufmerksamkeit als Währung

aufmerksamkeit_titelDie meisten Menschen glauben immer noch, man würde alle Produkte und Dienstleistungen mit Euros bezahlen. Diese Naivität nutzen PR- und Marketing-Soldaten häufig aus, indem sie groß mit umsonst, gratis oder kostenlos werben. Dabei bezahlt man im digitalen Informationszeitalter zunehmend entweder mit seinen Daten, persönlichen Informationen oder auch mit der Aufmerksamkeit und Zeit, die man einer Sache widmet. Der Umtausch zu Euros erfolgt dann häufig still und leise. Hinter den Kulissen. Weiterlesen

Der rosarote Duckblick

rosa_titelVor einiger Zeit war ich auf einer Eltern-Kind-Reise im nahegelegenen brandenburgischen Wald bei Wandlitz mit vielen anderen Kindern und Eltern unterwegs. Alles in allem war das eine durchaus nette und klassische Angelegenheit mit Lagerfeuer und Stockbrot, im See schwimmen, einen Pferdehof besuchen und so weiter. Es gab weder große Probleme, noch Konflikte (außer einer Horde Mücken :sick: ). Was mir allerdings extrem aufgefallen ist, war das oft völlig übertriebene Positiv-Gequatsche der Eltern. Offensichtliche Dinge, wie beispielsweise das wirklich schäbige Essen der Jugendherberge mit zerkochten Nudeln, Kartoffel-Püree-Pampe, halbgaren Fischstäbchen sowie einer Resteverwertung vom Vortag, wurden nicht kritisch erwähnt, sondern sogar gelobt: »Echt leckeres Essen hier, das muss man schon sagen!« Weiterlesen

Draußen ist Wetter

Wetter_titel...und zwar das ganze Jahr über! Für viele ist es das Dauer-Jammer-Pseudo-Kommunikations-Thema schlechthin. Schließlich sind wir den Launen des unberechenbaren Wetters schutzlos ausgeliefert. Und es ist etwas, dass wir (noch) nicht kontrollieren können. Und das nervt uns.

  1. Schon wieder ist es so verdammt hundekalt. Man, ich frier mir hier echt alles ab. Und dann ist es auch noch so glatt auf den Straßen. Und ständig muss ich den Frost von meinem Autofenster abkratzen. Zum Kotzen!
  2. Boah, seit Tagen ist es nur am Regnen. Egal wo man hintritt, nur Riesenpfützen und meine Socken sind dauernd durchnässt. Was soll ich da nur anziehen?
  3. Dieser starke Wind zerstört ständig meine Frisur. Und der Straßenstaub bläst mir so stark ins Gesicht. Ätzend!
  4. Uff. Diese Bullenhitze. Ich schwitze wie ein Tier. Und dann noch diese schwüle Luft. Ist ja echt unerträglich.
  5. Jetzt schmilzt der Schnee schon wieder und die Straßen sind voller Matsch. Da muss man ja echt aufpassen, wo man hintritt. Verdammtes Scheiss-Wetter!