Das Berliner Bildungsprogramm ist das pädagogische Leithandbuch für alle Berliner Kindertageseinrichtungen. Viele Bundesländer haben so eine Bibel für Kita-Pädagogen. Auch wenn dieses Handbuch viel dazu beigetragen hat, die Kindertageseinrichtungen als Bildungsinstitutionen und eben nicht nur als Aufbewahrungs- und Abschiebeanstalten für Kinder zu verstehen (damit die Eltern ordentlich lohnarbeiten können!), so ist leider auch dieses Werk durchsetzt von marktwirtschaftlicher Verwertungslogik. Schließlich sollen Kinder für uns weiterhin der Zukunfts-Rohstoff, anstatt unsere Gegenwart sein. Weiterlesen
Archiv des Autors: epikur
Büttel des Kapitals
»Tatsächlich gehört zu den 99 Prozent neben den Verdammten dieser Erde auch eine relativ breite obere Mittelschicht aus Ärzten, Akademikern, Journalisten, leitenden Angestellten, Werbeleuten und hohen Beamten, ohne die sich die Herrschaft des einen Prozents keine 48 Stunden länger halten könnte.«
Serge Halimi. »Die Illusion der 99 Prozent«. Le Monde Diplmatique. August 2017. S. 5
Anmerkung: Die kleinbürgerliche Erzählung, das Glück komme mit Ehe, Haus, Garten, Auto, Urlaub und Kindern von ganz alleine, hält sich weiterhin fest in den Köpfen der Biedermeier-Weltverleugnungs-Bio-Öko-Spießer-Mitte. Dabei muss man sich nur einmal anschauen, wie viele Unterhalts‑, Sorgerechts- und Scheidungskriege es mittlerweile gibt. Würde die extreme Mitte nicht ständig nur um sich selbst und um ihren Sozial-Status kreisen, gebe es vielleicht noch Hoffnung auf Veränderung. So bleibt mir nur der Zynismus.
Reale Welten vs. Fiktive Welten
Immer wieder lese ich die akademische Grundannahme, es gebe hier die positiven, selbsterfahrenden, mit Sinneswahrnehmung ausgestalteten, realen Alltagswelten und dort die negativen, zerstörerischen und suchterzeugenden, fiktiven Medienwelten. Diese binär-dual-polarisierende Wahrnehmung empfinde ich als unwissenschaftlich, weil sie wenig Differenzierung, also Grautöne erlaubt. Ich würde sogar behaupten, dass es heute überhaupt keine trennscharfe Linie ‑zwischen vermeintlich realen und vermeintlich fiktiven Welten- mehr gibt. Es existiert hier längst kein entweder oder mehr, sondern nur ein sowohl als auch. Weiterlesen
Bullshit-Bingo-Gelaber
Bei all der berechtigten Medienkritik die von allen Seiten kommt, vergisst man häufig einen Aspekt: den zunehmenden Mangel von präziser und interessanter Sprache bei Journalisten. Aktuell gibt es politische Sondierungsgespräche zwischen den Parteien über die zukünftige Regierungskoalition. Unsere bürgerlichen Massenmedien entblöden sich dabei nicht, über Nicht-Nachrichten zu schwadronieren. Alles Spekulationen, Vermutungen und Thesen. Aber Hautpsache irgendwie, irgendwas rumlabern:
- »Union, FDP und Grüne müssen zeigen, dass sie die Königsdisziplin der Demokratie beherrschen: den Ausgleich von Interessen.« (sueddeutsche.de vom 23.10.)
- »Wenn eine schwarz-gelb-grüne Koalition zustande kommt, hat sie das Potenzial, für frischen Wind zu sorgen.« (fr.de vom 23.10.)
- »Die Atmosphäre passt — doch ab jetzt geht es zwischen Union, FDP und Grünen um die Details.« (spiegel.de vom 23.10.)
- »Es bekommt einfach jeder seine Ausgabenwünsche erfüllt, solange Geld da ist oder noch etwas länger« (faz.net vom 23.10.)
Was für ein »frischer Wind«? Welche »Demokratie«? Welche »Atmosphäre«? Was labern die alle für einen Bockmist? Gibt es noch so etwas wie Vernunft, authentische Sprache oder selbstdenkende Journalisten abseits von Plastikbegriffen, Gummiwörtern und hohlen Bullshit-Bingo-Phrasen? Sind denn alle verrückt geworden? :wtf:
Fördern und Fordern

Mit der »Eigenverantwortung« wurde der Sozialstaat sturmreif geschossen
Mehr ökonomische Verwertbarkeit fordern und damit mehr Menschenverachtung fördern.
Mehr Eigenverantwortung fordern und damit mehr Egoismus fördern.
Mehr Flexibilität fordern und damit mehr Existenzängste fördern.
Mehr Anpassung fordern und damit weniger individuelle Kreativität fördern.
Mehr Bürokratieabbau fordern und damit mehr Massenentlassungen fördern.
»Zuversicht und Realismus, Fördern und Fordern gehören für die SPD immer zusammen.“
Sigmar Gabriel (SPD) am 9. Februar 2016 auf spd.de
Sinn im Unsinn
Es kann nicht sein, was nicht sein darf. Oder: einfach mal radikal die eigene Perspektive wechseln, vielleicht erscheinen einem dann manche Ereignisse nicht nur in einem anderen Licht, sondern machen dann durchaus auch Sinn. Oder eben auch nicht. Einige verquere Gedanken.
1.) Viele Menschen ärgern sich zu Recht über Angela Merkel’s Satz »Uns geht es gut!«. Vielleicht ist mit »uns« aber auch einfach nur die reiche und vermögende Oberschicht gemeint? Denn seit wann hat unsere Bundeskanzlerin die Interessen der Bevölkerung im Blick? Weiterlesen
Den Mord vermeiden
In der deutschen Sprache wird das Wort »Mord« weitestgehend gemieden. Gezielte, bewusste und vorsätzliche Tötungen sind jedoch an der Tagesordnung. Weil es uns jedoch so gut geht und wir im Merkel-Paradies leben, brauchen wir unbedingt Wohlfühlbegriffe und Formulierungen:
- Jemanden um die Ecke oder zum Schweigen bringen
- Kollateralschaden
- Vom Aussterben bedroht
- Ziel ausgeschaltet
- Mission erfüllt
- Tragischer Zwischenfall
- Bestände dezimieren
- Unfall mit Personenschaden
- Unvermeidliches Vorgehen
- Außergesetzliche Tötung
Traumjob: Selbstverwertung

Gesehen am 13. Oktober 2017 in einem Berliner U‑Bahnhof
»Studiere jetzt für die realen Zukunftsanforderungen in Unternehmen!«
Vor rund sechs Jahren habe ich schon einmal den »Markttraumjob« thematisiert. Für Politik, Wirtschaft und Marketing scheint es weiterhin ein Naturgesetz zu sein, dass die Selbstverwirklichung des Einzelnen nicht nur zwingend in Lohnarbeit enden soll, sondern auch, dass jeder abhängig Beschäftigter stets immer genau dort seine Erfüllung finden muss, wo Unternehmen gerade dringend menschliche Waren aka »Humankapital« benötigen. Die eigentlichen Motive von Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung ‑also das Erforschen und Entdecken der eigenen Leidenschaften und Interessen- jenseits von monetärer Lohnarbeitsverwertung, werden schlicht pervertiert. Und niemanden fällt es auf, dass es eben keine Selbstverwirklichung, sondern eine Selbstentfremdung ist, wenn ich primär die Interessen von Anderen bediene, anstatt das zu machen, was mir Erfüllung und Zufriedenheit bringt. Und natürlich habe ich immer genau dort meine Kompetenzen, was der ominöse »Markt« gerade von mir verlangt. Schließlich sind wir unendlich formbare (»lebenslanges Lernen!«) Ressourcen im Dienste des Kapitals. :jaja:
»Erwachsene sind doof!«
Mir fällt auf, dass ich bei kleineren und/oder größeren familiären Feiern oder Festlichkeiten von Freunden und Bekannten, kaum noch Bock auf Erwachsene habe. In der Regel dreht sich alles immer um das große Fressen Buffet, den Kuchen oder das Essen. Sobald es verteilt oder eröffnet wurde, stürzen sie sich drauf und schlagen sich die Bäuche voll, als gäbe es kein Morgen mehr. Dann verteilen sich die Herrschaften in kleineren Grüppchen und reden über die typischen Themen: Geld, Wohnung, Lohnarbeit, Sozial-Status, Kinder, Smartphones, Urlaub, Haus, Garten, Auto, Fussball... bla bla bla — der übliche kleinbürgerliche Biedermeier-Spießer-Weltverleugnungs-Selbstentfremdungs-Bullshit. Spätestens dann entferne ich mich regelmäßig von den Sitzfleisch-Labergrüppchen und suche die Nähe der mitgebrachten Kinder bzw. meines eigenen Sohnes. Ich muss mich nicht regelmäßig im Kreis und um mich selbst drehen. :nene: Weiterlesen
Machtlosigkeit?
Frage: Woran erkennt man, dass die Politik, Macht nur noch simuliert, aber de faktisch gar keine mehr besitzt?