Obrigkeitsdenken

»Im Grunde ist die Repräsentation der Macht über die unterschiedlichen Epochen und Zielsetzungen hinweg doch im Bann der Monarchie verblieben. Im politischen Denken und in der politischen Analyse ist der Kopf des Königs noch immer nicht gerollt.«

- Michel Foucault, Sexualität und Wahrheit, In: Der Wille zum Wissen, 1977, S. 110

Anmerkung: Foucault bringt meines Erachtens das Obrigkeitsdenken besonders der deutschen Mentalität pointiert auf den Punkt. Auch die These von der Politikverdrossenheit der Deutschen bekommt unter diesem Aspekt einen ganz neuen Blickwinkel.

Bundesagentur für Rattenfragen

Vor gut einer Woche hat der glorreiche FDP-Politiker Henner Schmidt, seines Zeichens ein echter Menschenfreund und nebenbei eben Mitglied des Abgeordnetenhauses in Berlin, einen revolutionären Vorschlag gemacht: Hartz 4 Empfänger in Berlin sollten auf Rattenjagd gehen und pro erlegter Ratte einen ganzen Euro erhalten. Nun hat der arme Herr Schmidt von allen Seiten Kritik bekommen, nicht zuletzt auch von uns Blogbetreibern! Jetzt hab ich etwas Zeit und Ruhe gefunden, um euch diese Idee (im wahrsten Sinne des Wortes) etwas schmackhafter zu machen! Weiterlesen

Erfreuliches

»In der Politik ist fast jeder ein Populist. Wenn sich dann alle Populisten darauf einigen, dass einer der Populist sei: Das geht mir einfach auf den Sack. Ich möchte, dass die Linke ein schönes Gegengewicht ist als parlamentarische Notwendigkeit, als einzige Partei, die versucht, den neoliberalen Konzepten wirklich entgegenzustehen.«

- Konstantin Wecker am 24.12.08 im Interview mit der taz

Anmerkung: Der gute Herr Wecker muss meinen Populismus Beitrag gelesen haben ;)

Kinderarmut schöngerechnet

Wie der 2. und 3. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung bestätigt auch der Kinderschutzbund, dass die Kinderarmut in Deutschland stark steigt. In den letzten fünf Jahren soll sie sich mehr als verdoppelt haben: In einem der reichsten Länder der Welt leben mehr als 2,6 Millionen Kinder in Armut, alleine 200.000 davon in Berlin. Im Zeitgeist der Finanzkrise und einer stark steigenden Arbeitslosigkeit wird sie auch 2009 nochmal drastisch zunehmen. Die Bundesregierung hat nun das passende Rezept dazu gefunden: ähnlich wie bei der Arbeitslosenstatistik werden unerwünschte Ergebnisse einfach aus der Statistik wegdefiniert. Weiterlesen

Wissen ist relativ

Im August 2006 ging die Enzyklopädie des relativen Wissens (edrw) durch die Initiative von Todesglupsch auf dem ZG-Magazin online. Seit dem wird sie von der ZG-Redaktion und unserer Gastautorin Moussa in unregelmäßigen Abständen gefüllt. Die Idee dahinter ist, dass Wissen relativ und nicht objektivierbar ist. Insofern definieren wir möglichst abstrakte Begriffe, wie z.B. »Kunst« oder »Freiheit«, aus vier verschiedenen Ansichten und Standpunkten heraus: dem Romantiker, dem Sarkasten, dem Nihilisten und dem Hedonisten. Bisher gibt es Definitionen von insgesamt 17 Begriffen. Nun wurden passend zur Weihnachtszeit die Wörter »Gier« und »Seele« hinzugefügt.

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Das Rotdorn-Projekt

Vor kurzem hat der Kollege von Feynsinn die berechtigte Frage gestellt, inwieweit wir Blogger eine wirkliche Gegenöffentlichkeit darstellen können?  Dies hat mich auf die Idee gebracht euch eine Form der Gegenöffentlichkeit vorzustellen, bei dem ich selbst schon seit 3 Jahren aktiv bin: Das Rotdorn-Projekt. Der Rotdorn ist eine linkspolitische Zeitung, die 3x im Jahr erscheint. Zusätzlich gibt es jeden zweiten Montag auf dem Berliner Offenen Kanal eine Rotdorn-Radio Sendung. Beides kann man sich auf der Rotdorn-Homepage runterladen. Weiterlesen

Gekündigt und Gekürzt wird immer

Hach, wie ich darauf gewartet habe, wie allemöglichen Experten wieder aus ihren Löchern kriechen und von »Lohnverzicht« wegen der anstehenden Finanzkrise schwafeln. Selbstredend meinen sie nicht ihren eigenen Lohn. Der kann gar nicht hoch genug sein. Und um mich gleich dem Vorwurf einer »Neiddebatte« zu erwehren: wann dürfen denn die Löhne überhaupt noch steigen? Entweder wird die Krise herbeigeredet bzw. um das Wirtschaftswachstum zu halten, muss Lohnverzicht geübt werden (so jedenfalls die Propaganda) oder es ist eine reale (Finanz-)Krise da und dann können die Löhne auch nicht steigen, weil ja kein Geld da ist. Entweder machen die Unternehmen Profite und um kurzfristig noch mehr Profit zu machen, müssen eben Leute entlassen werden oder den Unternehmen geht es finanziell schlecht und sie  setzen dann Arbeiter auf die Strasse. Fazit: Gekündigt und Gekürzt wird eben immer.

Neusprech: »Lebenslanges Lernen«

»Damit Talent und Fähigkeiten in der neuen europäischen Wirtschaft zur Geltung gebracht werden können, muss der politische Schwerpunkt auf die zunehmende Investition in Humanressourcen und die höhere Beteiligung am lebenslangen Lernen gelegt werden«

- Anna Diamantopoulou Mitglied der EU-Kommission für Beschäftigung und Soziales

Man sollte annehmen, dass es in der Natur eines jeden halbwegs vernunftbegabten Menschen liege, aus seinen persönlichen Eindrücken und Erfahrungen sein Leben lang zu lernen? Warum also, dass von Politik und Wirtschaft so allseits befürwortete Konzept des »Lebenslangen Lernens«? Weiterlesen

Gedankenfetzen eines Gedankenlosen

Arbeiten, arbeiten, arbeiten und glücklich dabei werden. Irgendwie halt. Konsumieren. Sich fügen. Nicht aufbegehren. Wer nein sagt, wird belächelt. Als Idealist, Träumer oder Kindgebliebener.  Wer sein Seelenheil nicht im Arbeitswahn sucht, wird nicht ernst genommen: »Der wird schon früher oder später dazu gezwungen werden, sich der Arbeitswelt zu unterwerfen«, werden so einige über den Querulanten sagen oder denken. Anpassen. Sich unterwerfen lautet die Devise. Es gibt Unrecht in der Welt? Und auch vor meiner Haustür?  Menschen verhungern? Leiden? Kommen qualvoll zu Tode? Das soll — nein — das muss mir egal sein. Hauptsache mir geht es gut. »Man kann ja eh nix ändern«, lautet die typische Rechtfertigung. Also kann die Welt ruhig verbrennen. Solange ich im Kristallbunker lebe, ist mir ja alles egal.

Als »Eine völlig neue Dimension«...

...bezeichnete der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU), den Mordversuch auf den Passauer Polizeichef Alois Mannichl. Nicht der Mordversuch, der höchstwahrscheinlich von Rechtsextremen verübt wurde,  ist hierbei jedoch das »völlig neue«. Schließlich gibt es durch rechtsextreme Täter schon über hundert ermordete Menschen  in Deutschland. Zumindest sagen das die offiziell gezählten bzw.  registrierten Morde durch Rechtsextreme. Die Dunkelziffer liegt sicher weit höher. Die »Eskalation der Gewalt«, die Hermann in SpiegelOnline betont, ist eben nicht der Mordversuch an sich, sondern die Tatsache, dass diese Tat in Bayern stattgefunden hat und eben nicht in einem der neuen Bundesländer. Auch das es diesmal keinen Ausländer, sondern einen Polizisten getroffen hat, ist »neu«. Weiterlesen