»Du hast das Falsche studiert!«

studi_titelDiesen Satz bekommen Geisteswissenschaftler, aber auch alle Anderen, die erfolgreich ihr Studium abgeschlossen, aber noch keine Erwerbsarbeit gefunden haben, immer wieder zu hören. Nur wer entscheidet eigentlich, was das »richtige Fach« ist (MINT!?), was man angeblich hätte studieren müssen, um schneller oder eine bessere Lohnarbeit zu finden? Unternehmen, der ominöse Markt, die Politik, die Medien oder die Familie? Alle Anderen wissen es scheinbar regelmäßig nicht nur besser, sondern wollen auch festlegen, was einen zu interessieren hat, ja was man beruflich hätte machen müssen.

»Doch genau das ist das Problem vieler Geisteswissenschaftler. Sie haben für alles studiert, nur nicht für den Markt.«

welt.de vom 15. Mai 2015

Nur wie kann es eine »falsche Wahl« gewesen sein, wenn man es gerne gemacht hat? Wenn man mit Leidenschaft, Interesse und Neugier dabei war? Wie können Tätigkeiten, die einen erfüllen und gleichzeitig niemanden verletzen, falsch sein? Soll etwa der ökonomische (Selbst-)Verwertungszwang  immer und überall das oberste Kriterium sein? Sollen etwa alle Werte ‑bis auf den Tauschwert- wertlos seien? Spätestens beim Titelzitat entblößen sich die Phrasen von der »Selbstbestimmung«, der »Eigenverantwortung« und des »Sei Deines Glückes Schmied« — als pure Unterwerfungsdogmen an die herrschenden Gegebenheiten. Wie soll man bitte glücklich werden, wenn man stets nur das sagt und macht, was andere  von einen erwarten? :wtf:

Umsatzgeneriertes Unglück

unglück_titel1

  • Wer mit seinem Körper im Einklang lebt, macht keine kostenintensiven Diäten, rennt nicht in das Fitness-Center, kauft keine Abnehm-Wunder-Mittelchen und macht keine teuren Schönheits-Operationen.
  • Wer auch als Alleinstehender emotional klar kommt, bezahlt keine teuren Partner-Vermittlungs-und-Singlebörsen-Gebühren. Oder legt sich ein Haustier zu und versenkt seine Kohle in teuren Haustier-Arztkosten, Futter und Zubehör, damit er was zum knuddeln und beherrschen hat.

Weiterlesen

Verschwende Dein Leben!

verschwendung_titel

Mach was Dir gefällt! Das, worauf Du Lust hast, was Dir Spaß, Erfüllung und Freude bringt! Denke nicht daran, ob es nützlich ist, Dir etwas bringt oder Du einen Vorteil davon hast. Ob man das Wissen oder Können irgendwie monetär verwerten kann. Wer gerne und viel schreibt, sollte nicht immer gleich ein Buch schreiben sollen müssen. Wer gerne eine bestimmte Sportart betreibt, sollte nicht immer gleich Profisportler werden wollen. Wer gerne künstlerisch tätig ist, sollte dies primär aus Freude an der Sache machen und nicht, um damit Geld, Anerkennung, Aufmerksamkeit und/oder Ruhm verdienen zu wollen. Denn immer wenn der Zwang zur Verwertung die Ideen und Gedanken sowie das Wissen und Können infiziert, ist es meist vorbei mit der Freiheit, authentisch und selbstbestimmt leben zu können. Weiterlesen

Presseblick (55)

Aufklärung ist Wurst! (Berliner Morgenpost vom 15. August 2016)

Aufklärung ist Wurst! (Berliner Morgenpost vom 15. August 2016)

Erwerbslosigkeit
Erwerbslose seien generell unglücklicher und unzufriedener als Menschen, die in Lohnarbeit stehen, stellt jetzt eine Studie von der FU Berlin und dem DIW fest. Ohne eine exakte Analyse zu liefern, warum das wohl so sei. Es scheint eine gesellschaftliche Norm zu sein, dass wer keiner Lohnarbeit nachgehe, eben auch depressiv, unglücklich und freudlos sein müsse. Glückliche Erwerbslose wären dreiste Sozialschmarotzer. Außerdem wurde das öffentliche, politische, soziale und mediale Bild vom vermeintlich typisch deutschen Erwerbslosen nicht untersucht. Denn dann würde man vermutlich zusätzlich zu der Erkenntnis kommen, dass wer überall als Ballastexistenz, Schmarotzer oder unwertes Leben beurteilt und abgewertet wird, es auch verdammt schwer haben dürfte, glücklich und zufrieden zu sein. :sick: Weiterlesen

Den Ehrgeiz besänftigen

ehrgeiz_titelWelche Ziele hast Du im Leben? Was willst Du später einmal werden? Du willst doch sicher auch reich und vermögend sein, nicht wahr? Sparst Du denn wenigstens für ein Haus oder ein Auto? Was genau willst Du eigentlich im Leben erreichen? So oder so ähnlich prasselt es auf uns ein. Von den Eltern, der Familie, der Verwandtschaft, von Freunden, Arbeitskollegen, den Massenmedien und allerlei Bekannten. Demut, Genügsamkeit und Bescheidenheit gelten als Charakterschwäche. Ellenbogenmentalität, Haben-Wollen-Habitus und beruflicher Ehrgeiz als vorzeigbare Tugenden. Weiterlesen

Und es gibt Alternativen!

AlternativeEs muss nicht immer gleich die große Revolution oder der Zusammenbruch sein. Letzterer wird sowieso irgendwann kommen, denn in einer Welt mit endlichen Ressourcen, muss der Kapitalismus, der auf unendlichem Wachstum beruht, zwangsläufig eines Tages zusammenbrechen. Auch der kleine Widerstand ist ein Anfang:

Konsumverweigerung. Nur das kaufen, was man wirklich braucht (Essen, Kleidung, Möbel, Gebrauchsgüter etc.). Kaputte Dinge reparieren. Wenn möglich: eigenen Strom produzieren, eigenes Gemüse anbauen. Auf Status-Konsum weitestgehend verzichten. Weiterlesen

Marktgerechtigkeit und Verwertungsmoral

Und täglich sollt Ihr einkehren in unsere Konsumtempel!

Und täglich sollt Ihr einkehren in unsere Konsumtempel!

Das oberste Gebot im Kapitalismus lautet: alles ist erlaubt und angemessen, was Profit bringt. Lügen, betrügen, sparen und kürzen, verschleiern, verheimlichen, abzocken, verschmutzen, verschwenden: solange es dem Wirtschaftswachstum dient –also der heiligen Götze des Marktes- ist es gut und richtig. Der Rendite muss sich alles unterordnen. Der Kapitalismus ist nicht daran interessiert, dass es der Bevölkerung und der Umwelt gut geht, sondern einzig daran, dass die wenigen Reichen, noch reicher werden. Ganz im Gegenteil: umso mehr Menschen ängstlich, unzufrieden, chronisch krank, ungebildet oder drogenabhängig sind, umso besser. Weiterlesen

Verlachte Positionen

  1. position_titelIch habe in erster Linie studiert, um meinen Horizont zu vergrößern, um geistig zu reifen und weil mich das Studienfach sehr interessiert hat. Die berufliche Perspektive war dabei eher zweitrangig.
  2. Innere Ruhe, Ausgeglichenheit und schöpferische Aktivitäten sind mir wichtiger, als Besitz, Konsum und Haben-Denken.
  3. Ich bin auch ohne Lohnarbeit glücklich.
  4. Für mich kommt weder Millionär werden, noch Karriere machen in Frage. Dafür ist mir meine Lebenszeit zu wichtig.
  5. Selbstreflexion, Empathie und kritisches Denken machen mich glücklich.
  6. Ich glaube an das Gute im Menschen und dass es eine Welt ohne Armut, Krieg und Elend geben kann.

Das überfrachtete Leben

Der individuelle Mangel an Glück und Zufriedenheit ist nicht nur das Ergebnis unserer Wirtschaftsordnung, sondern hat seinen Ursprung auch in der großen Differenz zwischen eigenen Ansprüchen und der Wirklichkeit sowie in einem stark ausgeprägten Haben-Denken.

  1. Wir wollen die perfekte Lohnarbeit haben und können nie genug Geld besitzen.
  2. Wir wollen die perfekte Wohnung, das größte Haus und/oder den schönsten Garten unser Eigen nennen.
  3. Wir wollen die perfekte Beziehung haben, die jede Hollywood-Romantik übertrifft.
  4. Wir wollen die perfekten Vorzeige-Kinder und die besten Eltern der Welt sein.
  5. Wir wollen die perfekte Familie ohne große Konflikte und die perfektesten Freunde zu unserem sozialen Umfeld zählen können.

Die oft völlig übersteigerte eigene Anspruchshaltung kann nur zu Frust und Enttäuschung führen. Sie ist mit die Ursache dafür, dass wir eine tiefe Unzufriedenheit verspüren. Etwas mehr Bescheidenheit und Demut in allen Lebenslagen, könnten dazu beitragen, dass wir etwas entspannter und gelassener werden.