Ein bedenklicher Fall von PR-Geschichtsfärbung liefert ‑mal wieder- Spiegel Online ab. Dabei geht es diesmal weder um die regelmäßige Dämonisierung von Putin-Russland, die Hetze gegen Linke, noch um die Verharmlosung von TTIP oder der internationalen NSA-Überwachung. Es wird gemenschelt. Personalisiert. Emotionalisiert. Der Wahnsinn von rund 5 Millionen ermordeten Vietnamesen, das flächendeckende Einsetzen von Napalm und »Agent Orange« sowie dutzende Massaker von US-Soldaten an Zivilisten, wird auf das Schicksal von Kim Phuc heruntergebrochen. Das schreiende, mit Napalm benetzte Mädchen auf dem Foto, dass den Widerstand gegen den Vietnamkrieg verstärkt hatte. Nun wird sie für US-Marketing- und PR-Zwecke instrumentalisiert, um Versöhnung und Entschädigung zu suggerieren, die es nicht gibt:
»Phuc ist derzeit bei einer Ärztin in Miami in Behandlung.«
In Miami, den USA. Bis heute gibt es keine Entschädigungszahlungen, noch eine Entschuldigung seitens der USA für das Grauen, den Schrecken und die Verwüstungen, die in Vietnam angerichtet wurden. Kim Phuc bekommt eine Laserbehandlung, damit ihre Narben verheilen. Ein symbolischer Gnadenakt? Bezeichnenderweise ist die Kommentarfunktion bei diesem Artikel abgeschaltet.