Fragmentierter Widerstand

»Im Universum der NGO’s  wird alles und jedes zu einem Thema, zum separaten, professionell abzuarbeitenden Einzelproblem und Einzelinteresse. [...] Diese Art der Förderung hat die Solidarität in einer Weise aufgesplittert, wie es keiner Repression je gelingen könnte.«

- Arundhati Roy, »Der Imperialismus der Wohltäter«, Blätter Ausgabe August 2012, S. 72

Anmerkung: Tausende, fragmentierte Grüppchen, engagieren sich in der Umwelt- oder Friedensbewegung, ehrenamtlich im sozialen Bereich oder streiten auf kommunaler Ebene für mehr Investitionen im Bildungssektor. Der Blick auf das große Ganze wird in der Regel systematisch ausgeblendet. Die tausendfache Zersplitterung nimmt nicht nur den Kapitalismus als Urheber komplett aus dem Blickfeld, sondern schwächt auch die eigene Position. Ob das Deutsche Rote Kreuz, der BUND, Amnesty International, Greenpeace, der WWF oder Ärzte ohne Grenzen – jeder kocht sein eigenes Süppchen und niemand stellt den Kapitalismus, der stets die Ursache für all die weltweiten Probleme ist, in Frage. Schließlich sei er alternativlos.

Warm eingebettete Spaltung

Die indische Schriftstellerin und Globalisierungskritikerin Arundhati Roy hat in der August Ausgabe der »Blätter für deutsche und internationale Politik« (kurz: »Blätter«), einen interessanten Gedanken formuliert:

- Quelle: flickr. von jeanbaptisteparis

Im Universum der NGO’s  wird alles und jedes zu einem Thema, zum separaten, professionell abzuarbeitenden Einzelproblem und Einzelinteresse. [...] Diese Art der Förderung hat die Solidarität in einer Weise aufgesplittert, wie es keiner Repression je gelingen könnte.

- Arundhati Roy, »Der Imperialismus der Wohltäter«, Blätter Ausgabe August 2012, S. 72

Weiterlesen

Die gespaltene Gesellschaft

Raucher gegen Nichtraucher, Frauen gegen Männer, Reiche gegen Arme, Gesunde gegen Alte, Arte gegen RTL2, Eltern gegen Erzieher, Vegetarier gegen Fleischesser, Deutsche gegen Ausländer, Autofahrer gegen Autofahrer, Erwerbstätige gegen Erwerbslose, Großkonzerne gegen Mittelstandsunternehmen, Studenten gegen Hauptschüler, Christen gegen Moslems, Lehrer gegen Schüler, Popstars gegen DSDS, Saturn gegen Media Markt, Burger King gegen McDonalds, Nachbar gegen Nachbar, Blogger gegen Printmedien — und umgekehrt!

Ein Riss geht quer durch alle Gesellschaftsschichten. Die deutsche Gesellschaft ist so gespalten wie nie zuvor. Gelebt werden Konkurrenz und Wettbewerb. Jeder ist mit seinen ganz privaten Kleinkriegen so sehr beschäftigt, dass er den Blick für das große Ganze verliert. Harmonie und Solidarität werden belächelt, als utopisch abgestempelt. Spalten heisst die Devise. Eine Gemeinschaft, die auf Freiheit und Gerechtigkeit aufgebaut werden soll, muss zunächst Spaltungstendenzen entschärfen und überwinden. In Deutschland passiert seit Jahren das glatte Gegenteil.