Du musst funktionieren!

funktion_titelAls...

Mutter
Vater
Kind
Liebespartner
Lohnarbeiter
Steuerzahler
Konsument
Freund

Der Zwang zur lebenslangen Selbstentfremdung und die Hingabe zur konsumorientierten Identitätsproduktion gelten als gesunder Geisteszustand. Wer nicht mehr mitmachen kann oder will, wer auf die ureigenen Bedürfnisse hören und nicht mehr primär für die Interessen anderer Leute instrumentalisiert werden möchte, sei krank und brauche psychiatrische Behandlung. Frei und authentisch im Neoliberalismus ist, so zu sein, wie andere Dich haben wollen und nicht, wie Du gerne sein möchtest! Kultiviertes Doppeldenken als soziale Norm und Alltags-Realität.

Selbstoptimierung

opti_titelNach dem griechischen Philosophen Epikur ist Glück die Erfüllung ureigener Bedürfnisse, eine Hingabe an die kreative Lust und das Streben nach einem Zustand innerer Seelenruhe. Dabei sei die strategische Reduktion auf die notwendigsten Bedürfnisse keine Askese, sondern die Vermeidung von schädlichem Ehrgeiz und krankmachender Gier. Der heutige sozioökonomische Anpassungsdruck, der auf die Menschen durch vielerlei Kanäle und Mechanismen ausgeübt wird, macht das Individuum zum Objekt fremder Bedürfnisse. Zu einer Nummer, zu einem Produkt und zu einer Arbeitsmarktware. Der technokratisch-bürokratische Staatsapparat sowie die neoliberale Konsum- und Arbeitswelt zwingen den Bürger, seine Individualität zu negieren, seinen Marktwert zu steigern und sich ‑im Sinne einer höheren ökonomischen Verwertbarkeit- ständig selbst zu optimieren. Weiterlesen

»Bleiben Sie authentisch – aber verkaufen Sie sich!«

authentisch_titelDas hat letztens eine Frau zu mir gesagt, die das völlig ernst meinte. Sie sah absolut keinen Widerspruch zwischen den eigenen Bedürfnissen, Interessen und individuellen Charaktereigenschaften und dem, was andere, primär Unternehmen, Politik und die Familie von einem wollen, fordern und verlangen. Authentisch sei heute demnach, so zu sein, wie andere einen haben wollen und nicht, so zu sein, wie man wirklich ist. Oder noch besser: nur derjenige ist wirklich authentisch, der sich ohne Widerstand formen und biegen lässt. Selbstentfremdung sei Selbstverwirklichung. Ja, sind denn alle verrückt geworden? :wtf:

Kinder in Deutschland; Teil 33: Großeltern

großeltern_titelEs scheint ein ungeschriebenes Gesetz zu sein, dass Großeltern, ihre Enkel materiell und emotional verwöhnen dürfen. Es werden den Kindern wenig bis keine Grenzen gesetzt, sie dürfen überdurchschnittlich viele Süßigkeiten futtern und sie werden mit allerlei Kram beschenkt. Viele Großeltern entschuldigen ihr Verhalten mit dem Argument, dass sie nicht anders »könnten«, sie würden ihre Enkel doch so selten sehen und wollen ihnen dann doch »etwas Gutes« tun. Dabei ist dieses Verhalten der Großeltern alles andere als ein Kavaliersdelikt, denn es geht ihnen vor allem darum, von den Enkeln unbedingt geliebt zu werden. Diese egoistische Einstellung so mancher Großeltern, erzeugt häufig nicht nur viele Konflikte mit den Eltern, sondern schädigt langfristig auch der kindlichen Entwicklung der Enkel. Weiterlesen

Kinder in Deutschland; Teil 26: Elternängste

Die Pädagogik in Deutschland hat in den letzten 30 Jahren große Fortschritte gemacht. Auch wenn Politik und Wirtschaft Kinder, nach wie vor, primär als zukünftig verwertbare Ressourcen betrachten, so hat es in den Erziehungswissenschaften große Entwicklungen gegeben. Die Bedürfnisse von Kindern und dessen Wohlergehen stehen zunehmend im Mittelpunkt, im Gegensatz zur autoritären Erziehungsmethode der Nachkriegszeit. Auch der Integrations — bzw. Inklusiongedanke von geistig und körperlich eingeschränkten Kindern ist im Gespräch (Umsetzung jedoch mangelhaft). Gleichzeitig sind jedoch auch die Erwartungen, der Leistungsdruck und die Unsicherheiten von Eltern gestiegen. Während Kinder meist altersentsprechende Ängste haben (Furcht vor Dunkelheit, Monstern, Vernachlässigung, Gewalt etc.), werden viele Eltern von sozial konstruierten und oft völlig übersteigerten Sorgen beherrscht. Weiterlesen

Selbstverwirklichung durch Fremdbestimmung

Wer einer Lohnarbeit nachgehe, verdiene sein eigenes Geld, sei nicht mehr vom Staat abhängig, sorge für sich selbst und seine Familie, verwirkliche sich selbst und nehme aktiv an der Gesellschaft teil. So lautet eine der üblichen, allgemein gültigen und selten in Frage gestellten Dogmen der westlichen Industriegesellschaften. Manche Menschen sind gar »selbstständig« oder gründen eine »Existenz«. Wer als ein vollwertiges Mitglied in der Gesellschaft anerkannt, ja als Mensch respektiert und nicht zu den Überflüssigen zählen will – der muss einer Lohnarbeit nachgehen. Unabhängig davon, welche Vorstellungen er oder sie vom Leben hat. Individualismus bedeutet, die eigene Lebensgestaltung, Selbstfindung und Sinnerfüllung der vorhandenen sozioökonomischen Struktur zu unterwerfen. Weiterlesen