Das Web 2.0 wird maßlos überschätzt. Auf Facebook werden Tier- und Babybilder gepostet, auf Twitter versuchen Möchtegern-Komiker uns mit lahmen Sprüchen zu beeindrucken und auf den Onlineseiten der bürgerlichen Massenmedien treiben sich in den Kommentarspalten Hasstrolle und Putinversteher herum. Am Schlimmsten aber, sind die sogenannten politischen Blogger, die sich für Redakteure oder gar Autoren halten und uns ständig ungefragt ihre Gesellschafts‑, Medien- und Wirtschaftskritik ins Gesicht rotzen. Gleichzeitig wollen sie uns zu ihrer allumfassenden, alternativlosen und geschlossenen Wahrheit bekehren. Niemand braucht diese gefrusteten, verbitterten und ständig nörgelnden Querulanten. Sie sind so sinnlos wie Staub auf dem Vibrator. Weiterlesen
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Die systemgewordene Paranoia
Weil mich zurzeit (wieder einmal) dieser Arbeitsfetischismus vieler Menschen, gepaart mit Resignation, Egoismus und einer Ignoranz, die Welt zum besseren verändern oder gestalten zu wollen, ankotzt und traurig macht, suche ich Kraft bei ein paar Gedankenhäppchen:
»Wer widersteht muss es sich heute und wohl noch eine ganze Weile gefallen lassen, als Träumer diffamiert zu werden, als jemand, der, vielleicht ja von guten Absichten geleitet, eine Flucht aus der Wirklichkeit angetreten habe. Doch das ist nicht wahr. Der Begriff Wirklichkeit wird, wie kein anderer, falsch gebraucht. Wir müssen erst aus der systemgewordenen Paranoia unserer Alltagswelten in die Wirklichkeit fliehen.«
- Peter Sloterdijk aus seiner »Kritik der zynischen Vernunft«, Band 2, S. 420
»Es ist daher kein Wunder, dass die sozialen Kontrollen in den fortgeschrittensten Bereichen dieser Zivilisation derart introjiziert worden sind, dass selbst individueller Protest in seinen Wurzeln beeinträchtigt wird. Die geistige und gefühlsmäßige Weigerung »mitzumachen« erscheint als neurotisch und ohnmächtig.«
- Herbert Marcuse, Schriften 7: Der eindimensionale Mensch, S. 29