Brief an die Le Monde Diplomatique

Liebe Le Monde Diplomatique-Redaktion,

seit vielen Jahren bin ich nun schon Abo-Kunde Ihrer Zeitung. Besonders die Auslands-Reportagen sowie Berichte und Artikel über wirtschaftlich kleinere Länder in Afrika, Asien und Südamerika sind oft sehr gut gelungen. Denn die füllen häufig genau die Leerstellen, die unsere Lückenpresse hinterlässt.

In der Juli 2018-Ausgabe beginnt nun leider ein Trend, der mich schon zur Kündigung des »Blätter für deutsche und internationale Politik« — Abo getrieben hat. Es gibt vermehrt NATO-Mainstream-Beiträge:

»Assads Gesetz Nr. 10« (von Jakob Farah)
»Putin der Starke« (von Timofey Neshitov)
»Falsche Freunde gegen Trump« (von Michael J. Glennon)

Solche Beiträge kann ich jeden Tag auf Spiegel Online, in der ZEIT, in der WELT und auf vielen weiteren Kanälen sehen und lesen. Dafür habe ich die Le Monde Diplomatique nicht abonniert. Ich würde mich sehr freuen, wenn die Le Monde Diplomatique ‑auch und gerade- bei solchen Themen einen alternativen Bickwinkel wagen würde, denn genau deshalb lese ich sie so gerne.

solidarische Grüße
Markus Vollack


Die E‑Mail wurde am Freitag, den 27. Juli 2018 um 07:52 Uhr verschickt. Bis heute habe ich keine Antwort erhalten.

Von welchem Land ist hier die Rede?

1.) »Für radikale Sprüche gibt es immer noch schnellere Schlagzeilen als für die Suche nach konstruktiven Lösungswegen. Oft geht es ohnehin nur um publikumswirksame Parolen, die ‑jedenfalls bis jetzt- ohne Chance auf Verwirklichung sind.«

2.) »In einigen Zeitungsartikeln wurde das Thema aufgegriffen, aber ansonsten geschah nichts. Weder wurde eine Untersuchung eingeleitet noch wurden die Verantwortlichen behelligt. [...] Immer wieder wurde ihr Fall weiterverwiesen, Unterlagen verschwanden.«

3.) »Journalisten, die sich gegenseitig decken, um die Kaste zu schützen, systemtreue Unternehmer, die sich für öffentliche Aufträge oder staatliche Konzessionen mit allerlei Gegenleistungen erkenntlich zeigen, und schließlich Politiker, die sich wie Prostituierte kaufen lassen.«

Selbstzensur

-Oder: worüber man öffentlich lieber schweigt-
‑Oder: Pressefreiheit »made in germany«-

Zionismus
Kriegstote und Verletzte
kapitalistische Selbstentfremdung
Korruption und mafiöse Zustände
Imperialismus
strukturelle Männerbenachteiligung
tägliche US-Drohnenmorde
Sexueller Missbrauch von Müttern verübt
NATO-Propaganda
Merkel’s IM-Vergangenheit
Menschenexperimente von »Big Pharma«
...


Die SEO-Filter-Bubble
Kommerzielle Propaganda
Anti-Fake-News

Gesucht: Neutrale Berichterstattung!

Trump Hitler

»Stern«-Titelbild: »Sein Kampf« (August 2017). Quelle: Stern

Gibt es überhaupt noch den Versuch einer neutral-sachlichen Berichterstattung über Trump, Putin oder Erdogan? Von links, rechts über konservativ oder neoliberal: Kampagnenjournalismus wohin man nur schaut. Die vermeintliche Trias des Bösen gibt uns die Feindbilder vor. Lenkt und steuert unsere Aufmerksamkeit. Zwingt uns ‑mal wieder- binär zu denken und zu werten: dafür oder dagegen? Eine differenzierte Berichterstattung ist kaum noch zu finden. Selbst in den alternativen Medien nicht. Wahrnehmung sowie Wertung werden auf gut und böse reduziert. Das selbständige Denken wird somit komplett ausgeschaltet. Infantile Polarisierungen befördern eben nicht die Aufklärung, Empathie, Solidarität und den Weltfrieden, sondern torpedieren diese nur.

Presseblick (72)

»USA beenden Angriffe auf Chemiewaffenziele
Die USA, Großbritannien und Frankreich haben drei Ziele in Syrien angegriffen. Nach dem gezielten Militäreinsatz in der Nacht kündigte Russland Konsequenzen an.«

- zeit.de vom 14. April 2018

Allein an dieser Headline erkennt man, dass wir eine NATO-Presse haben. Es sind keine »Angriffe«, sondern es sind völkerrechtswidrige Angriffe. Ob es Chemiewaffen bzw. einen Chemiewaffenangriff von Syrien überhaupt gegeben hat, ist bis heute nicht bewiesen. Von Zerstörungen, Toten oder Verletzten ist auch keine Rede, nur von »Zielen«. Und der einzige Akteur, der in diesem Dreizeiler droht, ist natürlich Russland: »Konsequenzen«.

Der copy/paste-Artikel von AFP, dpa, rtr und spo generiert dann auch gleich mehr als 1.000 Kommentare. Jeder kritische wird zensiert. Es seien ja eh alles nur Putintrolle und Putinversteher. Das bei der ZEIT viele Transatlantiker und NATO-Journalisten arbeiten, spielt indessen keine Rolle. :nene:  Weiterlesen

Presseblick (71)

Spiegel Online vom 15. Dezember 2017

Spiegel Online vom 15. Dezember 2017

Viele Schulen in Deutschland sind nicht nur unterfinanziert, auch die Verteilung der Kinder ist extrem ungerecht: »Anteil der Schüler mit Migrationshintergrund bei etwa 86 Prozent.« Das verursacht Probleme. Auch ich kenne sehr viele Eltern, die nicht wollen, dass ihre Kinder auf eine Schule mit hohem Migrationsanteil kommen. Und das nicht, weil die Eltern alle AFD-Wähler sind. Ein Thema das innerhalb der Linken schnell zu reflexhaften Reaktionen führen kann. Viele Kinder (besonders Jungen) aus Familien mit Migrationshintergrund werden Zuhause wie kleine Prinzen behandelt. Regeln, Grenzen, Sanktionen und Konsequenzen gibt es kaum für sie.

Lehrer, Sozialarbeiter und Pädagogen, die an Schulen mit hohem Migrationsanteil arbeiten, kennen diese Probleme ganz genau. Statt nun aber die Kinder an den Schulen besser zu verteilen, damit es nicht mehr zu solchen Ballungen kommt, scheint es politisch so gewollt. Damit die Kinder aus den gut- und bildungsbürgerlichen Familien fein unter sich bleiben können. :jaja:  Weiterlesen

Digital ist emotional

digi_titelAufmerksamkeit ist im digitalen Zeitalter eine harte Währung. Wer nicht gesehen, gehört oder gelesen wird, der findet nicht statt. Der ist nicht nur für die Werbeindustrie und die Massenmedien uninteressant, sondern auch für Politik und Wirtschaft. Deshalb sind SEO-Methoden sowie viele andere Aufmerksamkeits-Techniken, wie Click-Bait-Überschriften, reißerische Bilder, extreme Meinungen oder provozierende Thesen, so populär und weit verbreitet. Wer argumentiert, sachlich, differenziert und ausgeglichen schreibt und berichtet, wird vielleicht in einem kleinen elitären Akademiker- oder Intellektuellen-Kreis gehört und gelesen, findet aber eher selten in den großen TV- und/oder Internet-Medien-Kanälen, wie RTL, Twitter oder Facebook statt. Deshalb wird fast überall provoziert, skandalisiert, boulevardisiert und polarisiert. Digital ist emotional.


» Aufmerksamkeit als Währung
» Der Gratis-Schwindel
» Reale Welten vs. Fiktive Welten

Herrschaftsprinzipien

propa_titel

Manche Kampagnen sind pure Realsatire. Im Impressum von demokratie-ist-alles.de ist Kajo Wasserhövel zu finden. Ein Spin-Doctor der SPD.

In der Medien- und Politikoligarchie Deutschland gibt es seit Jahrzehnten ein ganzes Arsenal an Methoden und Instrumenten, um die Meinungs- und Deutungshoheit aufrecht zu erhalten. Hinzu kommen weitere dutzende Werkzeuge und Maßnahmen, um Auflage, Reichweite, Quote, Aufmerksamkeit sowie Klick- und Verkaufszahlen zu erzielen. Insofern sind die öffentlich geführten Fake News- und Hate Speech-Debatten auch komplett absurd, da niemand soviel hetzt und lügt, wie die System‑, NATO‑, Kauf‑, Lügen‑, Produkt‑, Lücken- (oder wie auch immer man sie nennen mag) ‑Presse. Dabei überschneiden sich regelmäßig die Methoden und Techniken, welche beispielsweise primär nur Aufmerksamkeit und Reichweite erzielen sollen, mit den Instrumenten, die Meinungs- und Deutungshoheit erreichen ‑also Narrative installieren- wollen. Weiterlesen

Game of Thrones

Ja, ich schaue die Serie auch. Und ja, sie hat deutlich nachgelassen. Nun ist sie endgültig im Hollywood-Mainstream-Popcorn-Kino angekommen. Die Serie ist aber auch ein guter Beweis dafür, wie unsere bürgerlichen Massenmedien gleichgeschaltet sind, jeden Hype mit machen bzw. befeuern und primär vom SEO gesteuert werden. Hinzu kommt das systematische Abschreiben von reuters, dpa und anderen Agenturen. Hauptsache, es werden entsprechende Keywords in der Adresszeile, im Titel und im Artikel platziert. Ob sie inhaltlich irgendetwas interessantes beizusteuern haben oder ob nicht auch weniger populäre Serien eine Erwähnung wert wären, spielt indessen weniger eine Rolle. Der Klick zählt. Deshalb ohne Link:

  • taz.de: »Ende siebte Staffel Game of Thrones: Zottelige All-Star-Combo in Flokati«
  • zeit.de: »Game of Thrones: Zum Leben verdammt«
  • spiegel.de/bento.de: »Was im großen Finale der 7. Staffel passiert«
  • nzz.ch: »Sieben Fakten zur siebten Staffel«
  • sueddeutsche.de/jetzt.de: »Das GoT-Staffelfinale ist wie die Trennung von einem geliebten Menschen«
  • n‑tv.de: »Letzte Staffel verzögert sich: Game of Thrones-Fans müssen stark sein«
  • tagesschau.de: »Game of Thrones-Drehbuch gestohlen«
  • morgenpost.de: »Müssen Game of Thrones-Fans bis 2019 aufs Finale warten?«
  • stern.de: »Game of Thrones-Finale: Das Ende einer Ära«
  • bild.de: »Die letzten Geheimnisse von Game of Thrones«
  • tagesspiegel.de: »Staffelfinale von Game of Thrones: Schnelle Flotte für Cersei Lennister«

Die »Le Monde Diplomatique« und die »Blätter«

Eigenwerbung der "Blätter". Bei Obama, der offiziell 2363 Tage in sieben Kriegen weltweit aktiv war, gab es deutlich weniger Widerstand bei der "Insel der Vernunft".

Eigenwerbung der »Blätter«. Bei Obama, der offiziell 2363 Tage in sieben Kriegen weltweit aktiv war, gab es deutlich weniger Widerstand bei der »Insel der Vernunft«.

Seit vielen Jahren habe ich die Blätter für deutsche und internationale Politik sowie die Le Monde Diplomatique abonniert. Ich fühle mich stets mit vielen interessanten und alternativen Blickwinkeln, Analysen, Interpretationen und Bewertungen versorgt. Doch in letzter Zeit lese ich immer wieder Beiträge in beiden Publikationen, die unverhohlen im NATO-Mainstream-Meer fischen. Zwar gibt es immer wieder sehr gute, linke und kritische Berichte, Artikel und Reportagen, aber sobald es beispielsweise um Themen wie Trump oder Putin geht, wird- ähnlich wie auf Spiegel Online, Zeit, Welt oder sueddeutsche.de– nicht selten der Populismus- und Verschwörungstheorie-Hammer geschwungen und/oder häufig sehr einseitig analysiert. Dafür habe ich diese linken Monatszeitungen aber nicht abonniert. Weiterlesen