Corona: Doppelmoral und Heuchelei

Der Philosoph und Schriftsteller Gunnar Kaiser bringt es auf den Punkt: bei den Hygiene-Demos wurde ständig und überall von Abstandsregeln, Solidarität und Maskenpflicht gesprochen. Die Demonstranten wurden als Spinner, Wirrköpfe und Verschwörungstheoretiker beschimpft. Sie wären egoistische Altenmörder, würden das Virus verbreiten und eben nicht »Zuhause bleiben«. Nun waren Zehntausende am letzten Wochenende dicht gedrängt auf den Straßen, um gegen Rassismus zu demonstrieren. Hier war die Kritik von Politik und Medien ‑wegen den Corona-Hygiene-Regeln- kaum vorhanden. Natürlich ist es gut und richtig, gegen Rassismus zu protestieren. Aber es ist eben auch gut und wichtig, für den Erhalt unserer Grundrechte zu demonstrieren, ohne die beispielsweise eine Anti-Rassismus-Demonstration gar nicht möglich wäre!

Gelten die Corona-Hygiene-Regeln auf einmal nicht mehr, weil man für das »Richtige« demonstriert? Oder nehmen die Herrschenden das Corona-Virus vielleicht selbst gar nicht so ernst, wie sie immer vorgeben? Wenn ja, warum gibt es dann immer noch die absurde Maskenpflicht und die Kontaktbeschränkungen? Will man vielleicht doch die Massenpsychose solange am Köcheln halten, bis der »Wir-werden-7-Milliarden-Menschen-Impfstoff« da ist? Eigentlich müssten doch jetzt alle Verantwortlichen sowie alle Corona-Maßnahmen-Befürworter die Anti-Rassismus-Demos aufs Schärfste verurteilen? Schließlich geht es doch um unser aller Gesundheit? Oder etwa nicht?


Corona Time (1−9)

Sprachlosigkeit

»Das Problem aller gegenwärtigen Propaganda ist, dass man dem Imperialismus, der mehr Grund zu Vorwürfen bietet als jede Gesellschaftsform sonst, gar nichts vorwerfen kann: weil ihm gelungen ist, den Leuten alle Kriterien für recht und unrecht, wahr und falsch, schön und hässlich aus den Hirnen zu waschen. Nichts gilt mehr, und wie argumentieren, wo nichts gilt? Das Waschmittel ist der Positivismus, die Wäscherei das Fernsehen. Es gibt Ausbeutung, es gibt Elend, es gibt Arbeitslosigkeit, es gibt Verweigerung von Gesundheit, es gibt Mietwucher, es gibt Bürokratie, es gibt die Gewohnheit der öffentlichen Lüge, es gibt Krieg. Alle wissen es, keiner bezweifelts, und keinen störts.«

(Peter Hacks, Schriftsteller)

Anmerkung: Die breite Masse will keine echten Veränderungen. Sie wollen schnulzig-schmalzige Popsongs (2,5 Milliarden Aufrufe), dümmliche Casting-Shows sowie Pseudo-Social-Doku-Soaps, Gehirn-Aus-Superhelden-Filme und einen weltverleugnenden Biedermeier Familien-Bunker, wo sie den Rest der Welt ignorant von sich schieben können. Solange das so bleibt, werden Aufklärer zu Querulanten und wird Unrecht zu Recht.


Massenindividualität
Die Leidenschaften der Masse

Die Leidenschaften der Masse

masseinteresse_titelPolitischer und journalistischer Mainstream ist nicht nur neoliberaler Pragmatismus und machterhaltende »Realpolitik« im Sinne des Kapitals, sondern auch die überhebliche Behauptung, dass man ganz genau wissen würde, was die Mehrheit der Bevölkerung so denkt und will. Das wird regelmäßig von ganz rechten bis ganz linken Experten in den Äther gepustet (»uns«, »wir«, »die Deutschen«, »die Bevölkerung«). Häufig wird hier eine ganze Nation für eigene Partikularinteressen instrumentalisiert. Dabei ist es im Internet-Zeitalter gar nicht so schwer, ein halbwegs repräsentatives Bild von den Interessen der Masse zu zeichnen. Schauen wir uns doch einmal an, was die Deutschen wirklich lesen, kaufen und konsumieren. Auf einer rein medial-quantitativen Ebene. Weiterlesen

Massenindividualität

Täglich werden uns Ideale, Dogmen, Normen und Werte eingeimpft. Unsere Vorstellung von einem »guten und gelingenden Leben«, hängt stark davon ab wie und was wir über bestimmte Dinge denken. Zu glauben, unsere Denkweise und Einstellung zum Leben würde in einem individuellen, luftleeren Raum entstehen, der nach außen hin abgeschirmt sei, ist naiv. Wir werden ständig beeinflusst und in unserem Denken geformt und genormt, auch wenn wir das verdrängen und so gerne an den Selbstbetrug der Einzigartigkeit glauben wollen. Weiterlesen

Die Masse Mensch

mustert
mauert
meint
stehend mit dem Tod

kauft
konsumiert
konkurriert
sitzend mit dem Tod

lacht
liebt
lebt
liegend mit dem Tod

(P:S: Ich sehe gerade, es gibt ein Theater-Stück von 1919 mit dem Titel »Masse Mensch« von Ernst Toller über die soziale Revolution des 20. Jahrhunderts. Manche Gedankengänge scheinen zeitlos zu sein.)

ZG-Rückblick: Massenveranstaltungen

Tote bei Massenveranstaltungen scheinen immer wieder vorzukommen. Auf dem Musikfestival in Roskilde 2000 starben neun Menschen und nun auf der Love Parade über 20. Beide Veranstaltungen waren schon seit Jahren etabliert. Sollte die Erfahrung in der Organisation solcher Veranstaltungen nicht solch ein Ereignis verhindern können oder sind riesige Menschenmengen einfach eine Gefahr die in gewissem Maße unberechenbar ist? Sind Menschen tatsächlich in einer solchen Situation rein Instinktiv gesteuert und nicht mehr verantwortlich für ihr handeln? Ist die Schlussfolgerung aus solchen Ereignissen, dass die Vermeidung von großen Menschenmengen nötig ist oder eher die Organisation von großen Menschenmengen verbessert werden muss, bzw. möglicherweise überhaupt stattfinden muss? Weiterlesen