Kinder in Deutschland; Teil 54: Vertrauen

Drei wichtige Merkmale in der kindlichen Entwicklung werden in den letzten Jahren immer mehr vernachlässigt: Selbstwirksamkeit, Selbstverantwortung und Selbstständigkeit. Phänomene wie Überbehütung, »Elterntaxis«, Smartphone-Tracking sowie »Helikopter-Eltern«, die Kinder präventiv vor jeder vermeintlichen Gefahr und jedem Scheitern beschützen wollen, sorgen nachhaltig dafür, dass Kinder immer weniger Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten zur Lebensbewältigung entwickeln können. Im sozialen Lebensraum Schule kann man das mittlerweile jeden Tag beobachten. Weiterlesen

Kulturzeit (2)

Das Musik-Phänomen »Jerusalema« ist bisher irgendwie an mir vorbeigegangen. Das Original wurde vom südafrikanischen Komponisten und Produzenten Master KG im Jahr 2019 mit der Backgroundsängerin Nomcebo Zikode aufgenommen und entwickelte sich dann zu einem weltweiten Phänomen. In der Art, dass wir weltweit Menschen aus verschiedenen Ländern, Religionen und Kulturen der Welt sehen, die gemeinsam den gleichen Tanz tanzen. Gleichzeitig setzt aber jede Nation bzw. jede Gruppe einen eigenen Akzent in der Performance und im Gesang. Mich hat das, ehrlich gesagt, schon berührt, weil es zeigt, dass wir eben viel mehr gemeinsam haben, als wir denken. Musik vereint. Beginnen wir mit Afrika.

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Kinder in Deutschland; Teil 53: Lehrermangel

Seit Jahren und Jahrzehnten wird in Deutschland ein Lehrermangel beklagt. Viele Stunden fallen aus. Schwimm- und Sportunterricht kann nicht stattfinden. Die Städte und Kommunen sind gezwungen, immer mehr Quereinsteiger einzustellen. In Berlin liegt die Quereinstiegs-Quote bei rund 50 Prozent. Über die Ursachen wird regelmäßig öffentlichkeitswirksam diskutiert und gestritten. Echte Reformen oder Verbesserungen finden jedoch nicht statt. Eine Spurensuche. Weiterlesen

»Pachinko«

Mittlerweile gibt es eine regelrechte Schwemme und Flut an Serien. Viele sind ganz okay, viele ziemlich durchschnittlich, einige totaler Schrott. Aber nur selten hinterlassen sie einen bleibenden Eindruck. »Breaking Bad«, »Narcos«, »Better Call Saul«, »Game of Thrones« (Staffel 1–5), »The Wire« und natürlich »Babylon 5«, um nur einige zu nennen, sind Serien die mich nachhaltig berührt, beschäftigt und teilweise sogar geprägt haben. »Pachinko« aus dem Jahr 2022 hat mich nach drei Folgen schon ziemlich geflasht. Allein das Intro ist sehr gelungen und versprüht pure Lebensfreude. Weiterlesen

Kulturzeit

Zu den wirklich schönen Dingen im Leben gehören Kunst, Liebe, Natur, Literatur und Musik. Jenseits aller Grenzen, Nationen und Kulturen hinweg. Ja, auch dieses Blog hält sich viel zu oft mit den häßlichen Dingen der Welt auf (Politik), anstatt mehr die schönen Seiten zu betonen. Deshalb gibt es heute ein wenig Musik aus aller Welt auf die Ohren.

Die weltweite Reise beginnt mit völlig unterschätztem Ska aus der Türkei: »Athena«.

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»Temptation Island«

Was einmal Geist hieß, wird von Illustration abgelöst.“
Theodor W. Adorno. »Minima Moralia«. Suhrkamp Verlag. 8. Auflage 2012. S. 160

Trash. Trash. Trash. Trotzdem reden und schreiben alle darüber. RTL lässt mal wieder selbstverliebte Schauspieler-Models aufeinander los. Es gibt bei »Temptation Island« viel nackte Haut zu bewundern. Gesehen hat es natürlich Niemand. Aber sich künstlich darüber empören (und nebenbei den Klick abholen), das können sie. Die Journalistinnen der LeiDmedien. Weiterlesen

Sind Videospiele Kultur?

Alle Jahre wieder gibt es von (Spiele-)Journalisten einen Beitrag zu dieser Frage. Meist auch leider komplett folgenlos, da die Spieleindustrie die Spielemagazine komplett eingebettet hat, wie man an zahlreichen Advertorials, Sponsored-Content-Beiträgen, künstlichen Hypes, Anbiederung von Spiele-Journalisten an die Spiele-Industrie und vielen weiteren Phänomenen erkennen kann. Diesmal fragt sich Nicolas Freund von der Süddeutschen Zeitung:

»Es gibt nicht einmal ein Wort für den Chefentwickler eines Computerspiels. Und ohne einen solchen Autor oder Urheber gibt es auch keinen Platz im öffentlichen Diskurs. Denn im Kern jeder Betrachtung und schließlich Kanonisierung von Kultur stehen die Namen ihrer Schöpfer.«

Diese Behauptung untermauert die These, dass die bürgerlichen Massenmedien kaum noch in der Lage und/oder Willens sind, über Inhalte sprechen oder schreiben zu wollen. Zuerst soll und muss stets die Personalisierung kommen. Ein Name. Eine Person. Mit der man eine Geschichte erzählen kann. Weiter wird behauptet, dass dies mit der Hauptgrund dafür sei, warum Computerspiele nicht als Kulturgut ernst genommen werden würden. Nicolas Freund thematisiert leider überhaupt nicht den Fakt, dass Computerspiele in erster Linie ein kommerzielles Produkt sind, bei dem es um unglaubliche Profite geht. Allein im Jahr 2017 wurden in Deutschland mehr als 3 Milliarden Euro mit Computerspielen verdient. Eine interessantere Fragestellung wäre: Inwieweit ist und kann Kommerz überhaupt Kultur sein?


Kulturimperialismus
Die Welt der Videospiele

Trash-Dating

Es war einmal...

Es begann mit Helmut Kohl, Leo Kirch und RTL: die ersten Kulturpessimisten beschworen den Untergang des kulturellen Abendlandes. Dann folgten »Tutti Frutti« und später »Big Brother«. Danach wurden wir mit »Dschungelcamp«, Casting-Formaten sowie inszenierten Nachmittags-Talk-Shows beglückt. Heidi Klum punktete zwischendurch mit »Germanys Next Kotzmodel«. Jedes Mal arbeiteten sich sog. »Medienexperten« an den Phänomenen der massenmedialen Verblödung ab und waren sich sicher: noch niedriger kann das Niveau nicht mehr sinken. Sie alle wurden eines Besseren belehrt. Billig produzierte »Pseudo-Dokusozialsoaps« fluteten die Nachmittags- und Abendprogramme der privaten TV-Sender. Der Fremdschämfaktor hat aktuell einen neuen Höhepunkt erreicht: »Trash-Dating-Shows«. Inszenierte Formate bei denen man nicht nur viel nackte Haut sieht (geil, geil, geil, sabber! :sick: ), sondern wo sich die Protagonisten auch ‑in aller Öffentlichkeit- angraben und miteinander rum machen sollen:

»Naked Attraction«
»Adam sucht Eva«
»Bauer sucht Frau«
»Love Island«
»The Bachelor«
»Undressed«

Ich freu mich schon auf die kommenden TV-Highlights: »Natursekt und Kaviar«, Pimmel-Battle« sowie »Rent a Slut«. :shock:

Afrika

Quelle: pixabay.com

Quelle: pixabay.com

Wenn man von Afrika spricht, so tauchen in aller Regel folgende Assoziationen auf: Flüchtlinge, Krieg, Hunger, Armut, Korruption und Aids. Vielleicht noch die große Hitze und die exotischen, wilden Tiere (Safari-Urlaub!). Die vielfältige kulturelle Vielfalt, aber auch die große herzliche Mentalität und Lebensfreude der Afrikaner werden eher selten thematisiert. Im öffentlichen, aber auch im privaten Diskurs wird zudem über Neokolonialismus kaum gesprochen. Es sei ja schon wieder so eine Schulddebatte. Das passt vielen nicht in das selbstverliebte Narrativ des »Wir sind die Guten«. Außerdem möchte man doch sowieso endlich einen Schlußstrich ziehen. Und am besten für gar nichts mehr Verantwortung übernehmen. Weiterlesen

Kulturimperialismus

Plakat des katholischen Hilfswerkes "Misereor". Marktwirtschaftliche Methoden als vermeintliche Lösungen, um den Welthunger zu bekämpfen. Auch eine Form von kulturimperialistischer Propaganda. Schließlich kann der Welthunger durch Reichtums-Umverteilung sehr viel effektiver verhindert werden.

Plakat des katholischen Hilfswerkes »Misereor«. Marktwirtschaftliche Methoden als vermeintliche Lösungen, um den Welthunger zu bekämpfen. Auch eine Form von kulturimperialistischer Propaganda. Schließlich kann der Welthunger durch Reichtums-Umverteilung sehr viel effektiver verhindert werden.

In linkspolitischen Kreisen werden häufig NATO-Angriffskriege, prekäre Beschäftigungsverhältnisse sowie die politischen Massenverarmungsprogramme kritisiert. Auch die entsprechenden Hintergründe und Zusammenhänge werden analysiert. Ein Aspekt kommt mir jedoch häufig zu kurz: die Macht und der Einfluss von Büchern, Filmen und der Unterhaltungsindustrie auf unser Denken, Fühlen und Beurteilen. Denn unsere Wertvorstellungen werden nicht nur von unserem Elternhaus und der Schule geprägt, sondern auch wesentlich davon, was wir medial im Laufe der Jahre konsumieren. Gleichzeitig sind viele Unterhaltungsprodukte ein Spiegel gesellschaftlich gelebter, aber nicht zwingend gesetzlich verankerter Konventionen. Weiterlesen