Als ich letztens in der Berliner U‑Bahn unterwegs war, beobachtete ich, wie eine Mutter ihr Kind zur Ruhe und zum stillsitzen ermahnte. Da kam mir der Gedanke, dass dies nur einer von vielen Vorgängen ist, wo Kinder zum angepasst-sein erzogen werden. Ihr lebendig-sein wird systematisch abtrainiert. Sie sollen später schließlich Lohnarbeiter werden, die funktionieren und nicht »träumen« oder ihren Wünschen nachhängen sollen. Dabei ist doch das Problem nicht, dass Menschen keine Lohnarbeit haben, sondern dass viele Menschen nicht wissen, was sie ohne Lohnarbeit mit ihrem Leben anfangen sollen. Die Lohnarbeit zählt insofern als Alibi dafür, dass man nicht leben könne, wie man es gerne wollte. Wenn das lebendig-sein seit frühester Kindheit an, abtrainiert worden ist, sind wir dann überhaupt noch in der Lage wahrhaftig zu leben?
Das lebendig-sein abtrainieren
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