Eigennützig Gemeinnützig (2)

Manche halten den (Börse-)Werte-Westen ‑und insbesondere Deutschland- immer noch für den Demokratie-und-Friedens-Nabel der Welt. In was für einer Bananenrepublik wir eigentlich leben, erkennt man beispielsweise daran:

»Das globalisierungskritische Netzwerk Attac ist in seiner bisherigen Struktur nicht gemeinnützig. Der Bundesfinanzhof urteilte, Attac versuche mit seinen Kampagnen die politische Meinung zu beeinflussen.« (tagesschau.de vom 28.03.2019)

Gleichzeitig behalten Organisationen, wie die Bertelsmann-Stiftung oder die »Initiative Neue soziale Marktwirtschaft« die vorrangig Industrie- und Konzerninteressen vertreten, ihre Gemeinnützigkeit. Industriewohl gleich Gemeinwohl? Was ist das für ein Verständnis von Gesellschaft?


Eigennützig Gemeinnützig
Typisch Bürgersöhnchen
Attac: Gemeinwohl ist politisch!

Klima? Umwelt? Eigenverantwortung!

»Im übrigen gilt ja hier derjenige, der auf den Schmutz hinweist, für viel gefährlicher als der, der den Schmutz macht.« (Kurt Tucholsky)

»Die USA allein sind für 26,3 Prozent aller seit dem Beginn des Industriezeitalters ausgestoßenen Treibhausgase verantwortlich. [...] Die ­reichsten 10 Prozent sind für 45 Prozent der Emissionen verantwortlich.«

- Phillipe Descamps. »Reich und dreckig«. Le Monde diplomatique vom 10.01.2019.

Anmerkung: Wie jetzt? Ich kann mit meinem Einkaufswagen (»bewusster Konsum«) nicht die Welt retten? Sind bio, vegan, regional und Papiertüten doch nicht die Lösung des Klima-Problems, solange die Superreichen und die Industrie primär an ihren Profiten statt an Umweltschutz, Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit interessiert sind? Wie jetzt? Aber...aber...Eigenverantwortung! :jaja:

Der US-Gefängnis-Industrie-Komplex

RT Deutsch vom 28. April 2016

RT Deutsch vom 28. April 2016

Zum militärisch-industriellen-Komplex in den USA gehört ein Industrie-Sektor, der viel zu selten thematisiert wird, obwohl er mittlerweile ein riesiges Geschäft darstellt: die US- Gefängnisindustrie. Obwohl die USA nur 5 Prozent der Weltbevölkerung stellen, befinden sich dort 25 Prozent aller Gefängnisse weltweit. Rund 2,5 Millionen Menschen sind im »land of the free« eingesperrt. Mehr als 80 Prozent der Häftlinge sind Lateinamerikaner, Afroamerikaner und andere »Nicht-Weiße«. In der Regel werden diese auch härter bestraft als Weiße. Neben General Motors sind die US-Gefängnisse mittlerweile der zweitgrößte Arbeitgeber in den USA mit über 500.000 Beschäftigten. Die US-Gefängnisindustrie macht einen Umsatz von 35 Milliarden Dollar im Jahr, mit Zwangsarbeit und der Produktion von beispielsweise Militärausrüstung für US-Konzerne. Weiterlesen

Wir sind nicht die Guten!

guten_titelSeit unserer frühesten Kindheit wird uns eingetrichtert, dass wir im Westen auf der hellen Seite der Macht stehen würden. Im Geschichtsunterricht wird von gemeinen Herrschern und brutalen Diktaturen der Vergangenheit erzählt. Im Sozialkundeunterricht erfahren wir etwas über vermeintliche Unrechts- und Schurkenstaaten, die auf der ganzen Welt verteilt seien. In der Schule und der Universität sowie in den Massenmedien wird diese Erzählung tausendfach wiederholt. Das alles hätten wir heute in Deutschland, den USA und Europa überwunden. Wir würden in der besten aller möglichen Welten leben: der Demokratie. Im Paradies der Freiheit. In einer Wertegemeinschaft. Dabei sind Selbstüberhöhung und Narzissmus kein Beweis für gelebte humanistische Ethik sowie für die Wertschätzung der Menschenrechte. Weiterlesen

Kultivierte Doppelmoral

Barking Tigs von flickr

Nordkorea, Iran, Syrien, Somalia und Libyen sind Schurkenstaaten. »Unrechtsstaaten«, in denen böse Diktatoren ihre Bevölkerungen tyrannisieren. Wir, d.h. Europa und die USA, haben und leben die Menschenrechte. Wir, also der sog. »Westen« befürworten die Demokratie, Bürgerrechte und Meinungsfreiheit. Wir sind die Guten und sie die Bösen. So oder so ähnlich wird es uns tagtäglich durch Medien, Politik, Wissenschaft und dem Stammtisch eingeimpft. Bei genauerer Betrachtung jedoch, ist der sog. »Westen« nicht minder eine Schurkenregion. Weiterlesen

Die Systemfalle

An Prinzipien festzuhalten und an Ideale zu glauben, ist in einer Welt des gelebten Eigennutzes ein schwieriges Unterfangen. »Wir sind hier nicht bei wünsch Dir was, sondern bei so isses!« — diese StudiVZ-Gruppe predigt den Wendehals-Pragmatismus als Lebensprinzip und schwört allen Träumen ab. Eigennutz als Religion und Lifestyle. Weiterlesen

Neusprech: Modern

»Nordhessen — SPD macht geschlossen den Weg frei für eine soziale Moderne«

- die hessische SPD vom 01.04.2008

»Modern« ist in der Politik ein beliebtes Adjektiv und positiv besetzt. Es steht für Wachstum, Fortschritt, Entsprechung des Zeitgeistes, etwas neuartiges — aktuelles und für vermeintliche Innovationen. Dabei fungiert dieses Plastikwort als allgemeines Hilfsmittel zur positiven Aufladung eines Satzes oder Sachverhaltes ohne konkret werden zu müssen. »Wir fordern eine moderne Familienpolitik«, »wir stehen für einen modernen Sozialstaat« oder »moderne Gesundheitspolitik erfordert mehr Leistung« sind beliebte Phrasen. Weiterlesen