Filmtipp: »Triangle of Sadness«

Von wegen »Gleichberechtigung«! Wenn es um weibliche Privilegien geht, werden Emanzipation und Feminismus gerne beiseite geschoben. Schwere Sachen tragen. Wehrpflicht. Oder eben das Essen im Restaurant bezahlen. Denn obwohl weibliche Models dreimal so viel wie männliche Models verdienen, erwartet sie ganz selbstverständlich, dass er die Rechnung bezahlt. So beginnt »Triangle of Sadness« und macht damit schon mal ein großes Minenfeld auf.

Weiter gehts mit einer reichen Gesellschaft auf einer Yacht. In Form einer indirekten Sozialstudie wird hier das verkommene, verklemmte, übergriffige und stellenweise völlig asoziale Verhalten der Oberschicht gezeigt. Die einfachen Lohnarbeiter sind hier quasi das Spielzeug der »Eliten«. Sie werden wie Objekte eingekauft und für ihre eigenen Zwecke benutzt.

»Was für Produkte verkaufen Sie?«

»Weltweite Produkte zur Aufrechterhaltung der Demokratie!«

»Und welche Produkte sind das?«

»Nun, unser meist verkauftes Produkt ist die Handgranate.«

Als die Insassen der Yacht auf einer Insel stranden, drehen sich die Klassenverhältnisse um. Die Angestellte Abigail hat die ausgeprägtesten Survival-Skills und wird dadurch zur neuen Anführerin der Gruppe. Leider verhält sie sich letztendlich genauso egoistisch und rücksichtslos, wie die Reichen auf der Yacht.

Hollywoke, Intellektuelle sowie Filmkritiker lieben solche klassenkritischen Filme (»Triangle of Sadness«: Für 3 Oscars nominiert, 25 Gewinne und 81 Nominierungen insgesamt), wie beispielsweise auch »Snowpiercer« oder »Parasite«. Sie fungieren wie ein öffentlicher Ablasshandel, bei dem die »Elite« vermeintlich selbstkritisch ist, aber gleichzeitig die sozialen Verhältnisse zementiert und als naturgegeben darstellt. Der Film ist dennoch sehenswert, weil er unbequeme Themen anspricht und satirisch provoziert.


Filmtipp

The Outer Worlds

© Obsidian Entertainment

Das Action-Rollenspiel »The Outer Worlds« ist am 25. Oktober 2019 für PC und Konsole erschienen. Entwickelt wurde es von Obsidian Entertainment, die vor allem für »Fallout: New Vegas«, »Star Wars Knights of the Old Republic II« und »Pillars of Eternity« bekannt geworden sind. Die Sci-Fi-Dystopie »The Outer Worlds« ist größtenteils solide, hat aber auch eklatante spielmechanische Schwächen. Das Spiel ist aber deswegen hervorzuheben, weil es erzählerisch, eine ätzende, zynische und bissige Kapitalismuskritik bietet, bei der sich der Kapitalismus zu Tode gesiegt hat. Weiterlesen

Eure Freiheit ist nicht unsere Freiheit!

Eure Freiheit ist die Freiheit der Märkte und des Kapitals. Wenn Angela Merkel sagt, dass es »uns gut geht«, kann sie nicht die Bevölkerung meinen, sondern nur die Vermögenden. Wenn Politiker, Wissenschaftler oder Journalisten von der westlichen Wertegemeinschaft sprechen, können sie eigentlich nur Börsenwerte meinen. Die Freiheit der Bevölkerung ist nicht die Freiheit von Bankstern, Kapitalisten und Unternehmern.

Vergiftete Marktkörper

»Portale wie Facebook vergrößern das soziale Kapital, die Ressourcen also, die Menschen über soziale Beziehungen aktivieren können.«

- Sonja Utz, »296 Facebook-Freunde«, Leibniz Journal, März 2013, S. 38

Anmerkung: Als Bourdieu vom sozialen Kapital sprach, tat er das in einer kritischen Form, insofern nämlich, dass alle sozialen und gesellschaftlichen Interaktionen als Kapital, als Ressource und Ware begriffen werden (kulturelles, soziales, ökonomisches Kapital). Die menschliche Seinsexistenz jedoch ausschließlich nach ökonomischen Kriterien durch zu definieren und zu kategorisieren, lässt die eigene Perspektive und die Empathie verkümmern. Menschen sind keine Ressourcen, die man für egoistische Ziele benutzen, sondern die man als fühlende Lebewesen ernst nehmen sollte. Darüber hinaus sind solche Phrasen wieder einmal der Beweis dafür, dass wir, unbewusst und scheinbar völlig natürlich, eine Alltagsmarktsprache verwenden.

Der gute Kapitalismus

gutkapi_titelNach dem Mauerfall und dem weltweiten Zusammenbruch des real existierenden Sozialismus, hat der Kapitalismus sein Gegenmodell verloren, vielleicht mit Ausnahme heutiger lateinamerikanischer Sozialismus-Formen. In diesem Zusammenhang behauptet er, die einzige wirtschaftspolitische Alternative zu sein. Da aber jedes System als Abgrenzung, Legitimation und Polarisation ein Gegenmodell benötigt, wird nun mehr und mehr versucht innerhalb des Kapitalismus selbst, zwischen vermeintlich guten (Biokonsum, Fair Trade, Emissionshandel, Öko-Siegel etc.) und schlechten Ausprägungen (Finanzkapitalismus, Hedge Fonds, Heuschrecken, Neoliberalismus etc.)  zu unterscheiden. Dabei ist und bleibt das gesellschaftliche Eigentum stets ungerecht verteilt und das Dogma der Profitorientierung sowie des unendlichen Wachstums bleiben immer unangetastet. Weiterlesen

Untotes Humankapital

»Zwar ist die Sterberate dank längerer Lebenserwartung in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich gesunken, doch die Demografie wird diesen Trend ab 2020 umkehren. Ökonomisch betrachtet ein Wachstumsmarkt«.

- Artikel aus dem Stern vom 13. Juni 2009

Auch mit dem Tod von Menschen lässt sich in unserer kapitalistischen Gesellschaftsordnung glänzend was verdienen.  Beispiel eines Friedhoftarifes in Berlin-Pankow:

- Erdwahlstelle (je nach Lage) ab 1633 Euro

- Erdrasenstelle (inkl. Liegeplatte mit Name und Lebensdaten, 20 Jahre Pflege): 1447 Euro

- Urnenstelle (für 4 Urnen): 650 Euro

Versicherungen für Bestattungen und Beerdigungen, Bestattungsunternehmen und viele andere tummeln sich im Geschäft mit dem Tod. Selbst vor Abzock-Tricks mit den Hinterbliebenen schrecken Bestattungsunternehmen nicht zurück. Nicht selten werden ganze Familien in den finanziellen Ruin getrieben, weil sie sich den Tod eines geliebten Verwandten schlichtweg nicht »leisten« können. Die kapitalistische Heilslehre »Profite vor Menschen« macht auch vor dem Tod nicht halt. Brauchen wir eine neue Sterbekultur?

Schluss mit Humankapital!

Vom 15. — 19. Juni finden in ganz Deutschland Demonstrationen gegen Studiengebühren, Bologna-Prozess und marktradikales Denken im Bildungswesen statt. Ein breites Bündnis von gesellschaftlichen Gruppierungen, sozialen Bewegungen und Gewerkschaften nimmt es nicht länger hin, dass die Schulen und Hochschulen nur noch eine Verwurstungsanstalt für Unternehmen und Wirtschaft sein sollen. Die genauen Termine und Standorte findet ihr hier. Sofern es euch möglich ist, nehmt daran teil. Denn nur wer mobilisiert, kann auch etwas verändern!

Nachtrag: Treffpunkt und Route für Berlin sind hier zu finden!

»Wirtschaft ohne Moral«

Durch einen Kommentar von Michel bin ich auf eine sehr gute 60minütige Dokumentation von arte, mit dem Titel »Wirtschaft ohne Moral«, gestoßen. Die Doku analysiert das Gebaren von Konzernen und Managern, die sich nur der kurzfristigen Rendite hingeben und dabei keine Rücksicht auf ihre Mitarbeiter nehmen. Interessant sind z.B. die entlarvenden Äußerungen des Vorstandsvorsitzenden der Continental AG, Manfred Wennemer.

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Neusprech: »Lebenslanges Lernen«

»Damit Talent und Fähigkeiten in der neuen europäischen Wirtschaft zur Geltung gebracht werden können, muss der politische Schwerpunkt auf die zunehmende Investition in Humanressourcen und die höhere Beteiligung am lebenslangen Lernen gelegt werden«

- Anna Diamantopoulou Mitglied der EU-Kommission für Beschäftigung und Soziales

Man sollte annehmen, dass es in der Natur eines jeden halbwegs vernunftbegabten Menschen liege, aus seinen persönlichen Eindrücken und Erfahrungen sein Leben lang zu lernen? Warum also, dass von Politik und Wirtschaft so allseits befürwortete Konzept des »Lebenslangen Lernens«? Weiterlesen