»Nichts ist schwerer und erfordert mehr Charakter, als sich in offenem Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen: Nein!« (Kurt Tucholsky)
Videospiele seien Zeitverschwendung. Fernsehen, Filme und Serien seien Zeitverschwendung. Nerd-Hobbys (Trading-Card-Games, Tabletop-Games, Pen&Paper-Rollenspiele, ehrenamtliches bloggen etc.) ebenso. So heißt es allerorten. Produktiv sein. Funktionieren. Keine Zeitverschwendung seien primär Selbstoptimierungs-Tätigkeiten. Außerdem haben Hobbys und Freizeit-Aktivitäten einen ganz unterschiedlichen sozialen Status. Kochen, Sport und Musik machen haben einen hohen sozialen Stellenwert. Je nerdiger, desto uninteressanter.
Mich aber mit anderen Eltern im ewig gleichen Diskursrahmen über Smalltalk-Sozial-Status-Spießer-Geblubber (Auto, Haus, Garten, Urlaub, Lohnarbeit, Kinder etc.) zu unterhalten, ist für mich restlose Zeitverschwendung.
Mir BWL-Bullshitjob-Wissen anzueigenen, infantilisiert meine Vernunft und ist insofern komplette Zeitverschwendung.
Mit meinen engstirnigen Verwandten über Normen, Werte und Grundüberzeugungen zu diskutieren, ist ebenfalls: totale Zeitverschwendung.
Mit BILD-Lesern und RTL-Konsumenten über die Todesstrafe zu diskutieren, ist verschwendete Lebenszeit.
Das gesellschaftliche Narrativ der »Zeitverschwendung« gehört unbedingt überarbeitet.
Das Verschwinden der Hobbys
»Verschwende Dein Leben!«
»Die Anarchie der freien Zeit«