Herzlose Anpassung

Früher habe ich mit den Armen gefühlt.
Früher habe ich alternative Medien gelesen.
Früher habe ich mich über politische Lügen geärgert.
Früher habe ich meinem Chef widersprochen und ihn kritisiert.
Früher habe ich demonstriert und mich ehrenamtlich engagiert.
Früher habe ich mich über die Ungerechtigkeit der Welt aufgeregt.
Früher habe ich mir Gedanken über eine menschliche Gesellschaft gemacht.

Heute bin ich erwachsen und denke an mich.

Was ist Aufklärung?

Was soll´n das sein? Hat das was mit Sex zu tun? Kant? Kenn ich nicht. War das wieder so´n Klugscheißer und Wichtigtuer? Mich haben schon damals in der Schule die ganzen Streber und Besserwisser genervt mit ihrem Gelaber. Alle wollen sie mir erzählen, wie ich mein Leben zu führen habe.

Wenn ich weiß, was heute im Fernsehen kommt...
wenn ich weiß, wie ich am besten zu Geld komme...
wenn ich weiß, welches smartphone am coolsten ist...
wenn ich weiß, wo ich echte Schnäppchen machen kann...
wenn ich weiß, wie ich mir einen persönlichen Vorteil sichern kann...
wenn ich weiß, mit welchen Klamotten ich am besten Eindruck mache...
wenn ich weiß, wie und wann ich mir ein Auto, ein Haus und ein Garten leisten kann...

...dann, bin ich aufgeklärt.

Verwurzelte Verstörung

Angemenschelte Verschwenderblender
zermürben die Gedanken

Marktintelligente Leistungsleider
zermahlen die Selbstentfaltung

Verbrauchte Herrschaftsgestalter
zerspalten die Gerechtigkeit

Vorauseilende Biederdiener
zersetzen die Nächstenliebe

Entliebte Weltverleugner
zerleben das Leben

Ein Vorschlag

Wie wäre es, wenn ab sofort keine Reinigungskräfte mehr Hundescheiße und weggeworfene Kippen entsorgen würden? In den Straßen, Parks, Grünflächen, Schulhöfen, Parkplätzen, Spielplätzen usw. würde sich sprichwörtlich die Scheiße und alte Zigaretten stapeln. Anfangs wäre es sehr widerlich und besonders für spielende Kinder nicht schön. Es würde jedoch nicht lange dauern, bis der Unmut bzw. der Protest von Eltern, Nachbarn, Lehrern, Freunden, Familienangehörigen usw. ansteigen würde. Ob Bürgerinitiativen, Wutbürger oder engagierte Eltern – die Schmutzfinken würden überall auf Ablehnung und Wut stoßen. Kippenwegwerfer, ignorante Hundebesitzer und alle Schmierlinge würden jeglichen gesellschaftlichen Rückhalt verlieren und anfangen sich für ihren Dreck verantwortlich zu fühlen, da sie ihn ja auch täglich sehen würden. Vielleicht beginnen sie sogar, sich zu schämen und entsorgen in Zukunft ihren Schmutz verantwortungsvoll?

Könnte das klappen oder ist die Ignoranz mancher Menschen einfach zu groß?

Im Jahre 2015...

...beschließt die deutsche Bundesregierung die Gründung eines sog. Integrationsministeriums. Fortan sind alle in Deutschland lebenden Ausländer und alle Menschen die einen Migrationshintergrund haben, verpflichtet, sich einmal jährlich bei der Behörde zu melden. Wer nicht erscheint, wird relativ zeitnah in sein »Ursprungsland« abgeschoben werden. Selbst wenn er oder sie bereits in der dritten Generation in Deutschland lebt. Jährlich wird nun von Ministeriumsmitarbeitern mit weitreichenden Kompetenzen, überprüft, ob in Deutschland lebende Ausländer, erwerbslos, kriminell oder anderweitig »auffällig« geworden sind. Wer »auffällig« geworden ist, z.B. die deutsche Sprache nicht beherrscht, wird ohne großes Zögern mitsamt seiner Familie in sein Ursprungsland abgeschoben werden.

Frage: Würde diese Politik großen Protest oder eher heimliche Zustimmung in der deutschen Bevölkerung auslösen?

Frage: Wo fängt Fremdenfeindlichkeit an?

Nichtgesichter

Kaltgeifernde Giergesichter
verbreiten das menschlose Glück
der Tothüllen

Spiegelbleiche Leergesichter
verbeißen sich in den Fetisch
der Gleichmacherei

Aufgepfropfte Nutzgesichter
verbrauchen die seelenfreien Bilder
der Lieblosmaschine

Schmalzvergoldete Lammgesichter
verlieben sich in die Fratze
der Ich-Welt

Allheilmittel Politik?

Dem Einen oder anderen wird es vielleicht aufgefallen sein, dass ich zunehmend immer weniger Beiträge über Politik, Politiker und Parteien veröffentliche. Das liegt nicht daran, dass ich resigniert habe oder gar mein Interesse an Politik abgenommen hat. Sicher, Korruption, Inszenierungen, Lügen und Schmierentheater nehmen nicht ab, ganz im Gegenteil. Der ständige Fingerzeig auf »die da«, also auf Politiker und Parteien, ist zwar wichtig, bringt außer einer moralischen Verurteilung, weder gesamtgesellschaftlich viel, noch erhellt sie den Leser in seiner persönlichen Perspektive großartig. Zumal die meisten Blogleser eh aufgeklärt sein dürften. Ich bin auch kein Anhänger des Positivismus, der krampfhaft nach Lösungen und Alternativen im Meer der Unmöglichkeiten bzw. im naiven Möchtegern-Utopia suchen will, so wie es vor allem im wissenschaftlichen Betrieb Allgemeinplatz ist. Argumente überzeugen mich meist nur, wenn sie kritisch und hinterfragend sind. Mit Werbung, Lügen-PR und einem »Alles-wird-Gut-Gelaber« werden wir schon genug zugemüllt.

Nein, was mich zunehmend beschäftigt, ist die zwischenmenschliche Komponente. Der Blick auf Strukturen, Rahmenbedingungen, Gesetze usw. ist wichtig, oft wird jedoch vergessen, dass der soziale Aspekt, der zwischenmenschliche Umgang diese mit beeinflussen und prägen. Das vermeintlich tollste politische System ist zum Scheitern verurteilt, wenn Menschen sich von Eigennutz, Materialismus und Gier treiben lassen. Und damit will ich nicht der unsäglichen propagandistischen »Eigenverantwortung« das Wort reden, sondern betonen, dass es immer noch jedem selbst überlassen ist, ob er eine alte Frau über die Straße hilft oder schnell weiter geht.