Der tägliche Lohnarbeitswahnsinn (16)

spiegel.de vom 17. Dezember 2024

In Zeiten von Massenentlassungen, Inflation und einer großen Wirtschaftskrise in Deutschland, kommt das Thema »Arbeitslosigkeit« wohl endlich auch in der Mittelschicht an. Wie dieses Millieu nun damit umgeht, zeigt exemplarisch der Beitrag von Clara Ott auf spiegel.de vom 17. Dezember 2024: »Meine zwölf Erkenntnisse aus drei Monaten Arbeitslosigkeit.«

Die 44-jährige Journalistin und Buchautorin gibt Handlungsempfehlungen und Verhaltenstipps für die Arbeitslosigkeit, ohne auch nur einmal den Lohnarbeitsfetisch in Deutschland kritisch zu beleuchten. Von einem analytischen, strukturellen oder gar politisch-ökonomischen Blick ganz zu schweigen.
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Der tägliche Lohnarbeitswahnsinn (15)

Viele Menschen wissen und spüren ganz genau, das in unserer Arbeitswelt so einiges schief läuft. Nur öffentlich reden will darüber kaum Jemand. Am Stammtisch dafür umso mehr. Heute möchte ich einzelne Meldungen, Berichte und Artikel rund um das Thema »Lohnarbeit« kommentieren.

Sie geben einen kleinen Einblick darüber, wie hier öffentliche Diskurse geführt werden, wie geframt und gewertet wird, welchen Habitus gutbürgerlich-sozialisierte Journalisten beim Thema »Arbeit«  (die vermutlich noch nie »ALG 2« beantragen mussten) aufweisen und welcher sagbare Rahmen (Overton-Fenster) überhaupt erwünscht und erlaubt ist. Weiterlesen

Von wegen Fachkräftemangel

Am 13. Juni 2013 gab es auf SpiegelOnline einen Artikel mit dem Titel: »Jobsuche: Der ganz normale Bewerbungswahnsinn«. Der Beitrag beschreibt die schwierige und aufwändige Suche eines Wirtschaftsingenieurs (Master of Science, Note: sehr gut). Er habe rund 60 Bewerbungen geschrieben, sich etlichen Rollen- und Psychospielchen von Personalern reinziehen und auch mehrfache Gespräche beim gleichen Arbeitgeber unterziehen müssen, um eine Stelle zu bekommen:

»In diesem Jahr gibt es 700 Bewerber für vier freie Plätze.«

Es ist die Rede von einem Ingenieur und keinem Geisteswissenschaftler. Hier wird die Lügen-Propaganda vom Fachkräftemangel sehr deutlich. Weiterlesen