Es ist schon ein wenig pseudoelitär und selbstreferentiell, wenn man behauptet »fremd« zu sein. So als wollte man sich unbedingt von anderen Menschen abgrenzen, etwas »besonderes« sein, so ganz individuell und anders als alle anderen. Heute behaupten viele, sie seien »verrückt«, also kreativ, witzig, einzigartig. Dabei machen alle das Gleiche, besitzen das Gleiche und denken das Gleiche. Massenindividualität nenne ich das. Brave und vorauseilende Shopping-Konsumenten für das Zielgruppen-Marketing von PR-Soldaten. Dennoch ist es heute gleichzeitig sehr einfach und sehr schwer, unangepasst zu sein. Wer konventionelle Normen, Werte und die neoliberale Ideologie immer und immer wieder in Frage stellt, gilt als Querulant. Als Fremder unter Selbstentfremdeten. Weiterlesen
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Kinder in Deutschland; Teil 37: Die Übermutti
Definiert sich selbst und ihr Leben primär über und durch den eigenen Nachwuchs. Stellt die Bedürfnisse und Interessen der eigenen Kinder immer, generell und überall an erster Stelle. Interessiert sich in der Regel wenig an (Gesprächs-)Themen, die nicht konkret mit der eigenen Familiensituation zu tun haben. Will die eigene kleine Mikrokosmos-Umwelt nach eigenen Pädagogik-Vorstellungen (um-)gestalten und (um-)erziehen. Besonders Männer und Väter sollen sich dem beugen. Kann absolut nicht nachvollziehen, wenn jemand nicht die gleiche euphorisch-infantile Begeisterung für die eigenen Kinder aufbringen will, wie man selbst. Außerdem wird jede Form von, auch nur angedeuteter, Kritik am Nachwuchs als ein kinderfeindlicher Akt gewertet. Weiterlesen
Kinder in Deutschland; Teil 35: Gewalt
»Wenn man seinen Kindern Action-Spiele verbietet, wird ihnen psychische Gewalt angetan!« So eine (zugegeben provokante) These in den Raum geworfen und Mann kann sich sicher sein, dass die Besser-Esser-Bio-Öko-Eltern, die Helikopter-Mamis und die vermeintlich politisch überkorrekten Emo-Glucken-Mütter ihren rhetorisch-pädagogischen Würgegriff einsetzen werden. Ob Schwertkämpfe mit Holzstöcken, oder mit Star Wars Laser-Plastik-Schwertern, Wasserpistolen-Spiele oder Playmobil-Cowboys, die mit Gewehren ausgerüstet sind – wer das bei seinem Kind zulässt, erzieht einen Gewalttäter heran, so die Hobbyerzieherinnen. Einen verhaltensauffälligen Aggressor und Soziopathen, der bald zum Kinderpsychologen oder zur Ergotherapie geschickt werden muss. Weiterlesen
Der Anschlag (17)
Ein anonymer Whistleblower behauptet, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Bundesregierung von Banken, Großindustrie und Geheimdiensten erpresst und bedroht werden, damit sie in ihrem Sinne Politik machen und die entsprechenden Gesetze beschließen. Die bürgerlichen Medien bezeichneten das als pure Verschwörungstheorie.
Laut einer repräsentativen Umfrage von Emnid wollen 95 Prozent aller Mütter in erster Linie für ihr Kind sorgen und mit Körper, Geist und Seele ganz »Mutter sein«. Sie würden zudem nicht nachvollziehen können, warum in diesem Zusammenhang sich viele Väter wie eine »zweite Geige« fühlen würden.
Das Bundesinnenministerium will eine Taskforce gründen, die sich auf den Kampf gegen Cyberkriminelle konzentrieren soll. Besonders verdächtig seien hierbei Menschen ohne smartphone und ohne einen eigenen Facebook‑, Twitter‑, Skype- oder Xing-Account.
Anerzogene Unmündigkeit
Kind: (abends) Du Mami, warum ist die Erde eigentlich rund?
Mutter: Musste mal googlen. Kann ich Dir jetzt nicht sagen.
Kind: Und warum leuchten die Sterne in der Nacht?
Mutter: (leicht genervt) Ich glaube, das hat irgendwas mit der Sonne zu tun. Frag mal Deine Lehrerin. Wo wir gerade dabei sind, hast Du heute Deine Hausaufgaben gemacht?
Kind: Nein.
Mutter: (gereizt) Und wieso nicht?
Kind: Habe ich vergessen, weil ich gerade an den Weltraum denke.
Mutter: Das kannst Du später immer noch machen. Nun aber ran an Deine Hausaufgaben!
Die Faulheit des Selbstdenkens, der Verlust der Neugier sowie der Unbeschwertheit und die Abneigung gegen vermeintlich uneigennütziges Wissen, kennzeichnet den modernen Erwachsenen.
»Ich liebe mein Kind!«
Ich sage ja nicht, dass ich meinem Kind keine Grenzen setzen und ihm alles erlauben würde. Aber ich liebe mein Kind! Ich verstehe echt nicht, warum ich mich dafür ständig rechtfertigen muss? Besonders vor anderen Müttern, Erziehern und Lehrern. Alle wissen sie es besser. Dabei habe ich meinen Sohn im Bauch gehabt. Ich versorge ihn mit ausreichend Essen, Trinken und Liebe. Ich gebe einen Haufen Geld für meinen Nachwuchs aus. Ich kümmere mich um ihn, wenn er krank ist. Ich lasse mir da von Niemandem reinreden! Erst recht nicht von anderen Vätern oder kinderlosen Männern. Die haben sowieso keine Ahnung, wie man sich als Mutter so fühlt. Ich allein bestimme, wie ich mit meinem Zögling umgehe. Basta! Weiterlesen
Der Anschlag (11)
Der »Verband wahre Mütter e.V.« (bundesweit rund 13 Millionen Mitglieder) spricht in einer Pressemeldung über die Rolle von Vätern. Sie seien vor allem dazu da, die Mütter bei der Erziehung der Kinder zu unterstützen, aber sie sollen nicht selbst in die Erziehung eingreifen. Sie sollen die Ansichten und Pädagogik-Methoden der Mütter nicht in Frage stellen, sondern sie ausführen. Väter, die beim Grenzen setzen der Kinder laut werden, würden den Kindern Gewalt antun, so der Verband.
Die Walt Disney Company (WDC) will zunächst in den USA und dann In Deutschland alle öffentlichen Spielplätze aufkaufen. Das Unternehmen plane, die Areale mit meterhohen Elektrozäunen und mit Sicherheitspersonal auszustatten. Außerdem soll ein »angemessener Eintrittspreis«, so der Disney Präsident Robert A. Iger, für die Spielplätze erhoben werden. Die US-Administration und die deutsche Bundesregierung befürworten das Vorhaben.
Der zahnärztliche Notdienst in Berlin hat in einem internen Schreiben die Zahnärzte dazu aufgefordert, ihre Patienten nicht mehr daran zu erinnern, dass sie regelmäßig ihre Zähne putzen sollen. Kaputte Zähne und verfaultes Zahnfleisch seien schließlich wichtig, um immer genügend Patientenkunden zu haben.
Kinder in Deutschland; Teil 34: Erwachsen werden
Erwachsen werden und eine gewisse Reife erlangen, gilt in unserer westlichen Gesellschaft als ein wichtiges und erstrebenswertes Ziel. Erwachsen sein bedeutet in der Regel (euphemistisch ausgedrückt) Verantwortung zu übernehmen, oder konkret: zu lohnarbeiten. Die unbeschwerten Kindheitstage, die voller Spiel, Spaß, Glück und Freude waren, sollen vorbei sein. Es ist keine Zeit mehr für Neugier, Entdeckerfreude, eigenen Ideen und der ureigenen schöpferischen Kreativität. Fortan heißt es, den Lebenssinn im monotonen (Lohn-)Arbeitsalltag zu suchen und stets an den eigenen Kontostand, die Miete, an die Ratenzahlung für das Auto, die Buchung des Urlaubs sowie an ausreichend vorrätige Lebensmittel zu denken. Der Zwang zur Lohnarbeit hat nicht nur eine Selbstentfremdung, sondern auch den Tod der Ideen zur Folge. Weiterlesen
Kinder in Deutschland; Teil 33: Großeltern
Es scheint ein ungeschriebenes Gesetz zu sein, dass Großeltern, ihre Enkel materiell und emotional verwöhnen dürfen. Es werden den Kindern wenig bis keine Grenzen gesetzt, sie dürfen überdurchschnittlich viele Süßigkeiten futtern und sie werden mit allerlei Kram beschenkt. Viele Großeltern entschuldigen ihr Verhalten mit dem Argument, dass sie nicht anders »könnten«, sie würden ihre Enkel doch so selten sehen und wollen ihnen dann doch »etwas Gutes« tun. Dabei ist dieses Verhalten der Großeltern alles andere als ein Kavaliersdelikt, denn es geht ihnen vor allem darum, von den Enkeln unbedingt geliebt zu werden. Diese egoistische Einstellung so mancher Großeltern, erzeugt häufig nicht nur viele Konflikte mit den Eltern, sondern schädigt langfristig auch der kindlichen Entwicklung der Enkel. Weiterlesen
Liebe Erwachsenen...
...Ihr seid überzeugt davon, zu wissen, was das Beste für uns ist. Ihr schreibt uns vor, was wir essen, wofür wir uns interessieren und womit wir spielen dürfen. Unternehmen und Wirtschaftsverbände wollen in der Schule Wirtschafts-Unterricht einführen und stellen einseitige Unterrichtsmaterialien zur Verfügung. Kultus- und Bildungsminister bestimmen die Rahmenlehrpläne, Werbe- und Marketingagenturen wollen uns (und unsere Eltern) dazu bringen, bestimmte Produkte zu kaufen. Disney möchte uns die Welt erklären (den »American Dream« einimpfen) und uns ein Markenbewusstsein beibringen. Natürlich werden wir Kinder bei all dem nicht gefragt. Wir seien ja noch klein, dumm, naiv und unerfahren, also halbfertige Menschen. Weiterlesen