Neoliberale Menschlichkeit (2)

Am 25. März 2023 hat der Tagesspiegel einen Beitrag mit dem Titel: »Wenn Kinder in Armut aufwachsen: Ich habe Mama heimlich mein ganzes Taschengeld gegeben von Katja Demirci veröffentlicht. Bis vor kurzem war er noch frei zugänglich, nun ist er hinter der Paywall verschwunden. Interessant war vor allem ein Beitrag in der Kommentarsektion (aktuell 62 Kommentare), der die ganze Menschen- und Armen-Feindlichkeit in Deutschland sehr gut abgebildet hat. Er ist leider nur noch hinter der Paywall einsehbar, aber ich hatte ihn mir glücklicherweise vorher gespeichert. Weiterlesen

»Ich bin reich!«

»Deutsche horten Milliarden im Ausland. Auslandskonten bleiben beliebt: Mindestens 590 Milliarden Euro haben Deutsche nach Informationen von NDR und SZ dort deponiert.«

tagesschau.de vom 24. Juni 2020

Anmerkung: Unglaublich, diese »Deutschen«! Wir haben überall Krise und die horten milliardenfach ihre Kohle im Ausland? Schämen die sich nicht? Diese rund 83 Millionen »Deutschen«? Ich muss ja zugeben, ich horte auch manchmal so ein paar Milliönchen in Luxemburg. Mein Nachbar hat letztens erst zu mir gesagt, er mache jetzt eine Überweisung von 3 Milliarden Euro auf sein Schweizer Bankkonto. Üblicher Alltag bei uns »Deutschen«. Wir sind halt reiche Säcke. Wir »Deutsche«. :jaja:

Filmtipp: »Parasite«

Der südkoreanische Spielfilm von Bong Joon-ho aus dem Jahr 2019, ist sicher kein Geheimtipp mehr. Schließlich hat er eine Fülle an Auszeichnungen und insgesamt vier Oscars abgeräumt. Viele bezeichnen ihn als Beitrag zum Klassenkampf oder als verschnörkelte Kapitalismuskritik. Das wird dem Film aber nur in Teilen gerecht. Denn er erzählt und visualisiert auf vielen (Meta-)Ebenen, durch die Bildsprache sowie im Subtext, was Erich Fromm schon im Jahr 1976 mit »Haben oder Sein« verdeutlichen wollte. Achtung Spoiler! Weiterlesen

Neulich beim Zahnarzt

Epikur: »Wie lange hält die Füllung?«

Zahnarzt: (kurzes Schweigen) »Kann ich schwer sagen. Aber die zahnärztliche Garantie von Zwei Jahren wird auf jeden Fall eingehalten. Meistens hält sie sogar länger.«

Epikur: »Soll das heißen, im schlimmsten Fall darf ich mir alle Zwei Jahre eine neue Füllung machen lassen?«

Zahnarzt: »Es gebe da auch Alternativen. Implantate, Vollprothesen, Zahnbrücken...«

Epikur: »Was die Kasse nicht übernimmt!«

Zahnarzt: »Wenn Sie sich für etwas entscheiden, finden wir sicher eine Lösung!«

Na klar doch! Eine »Lösung«. Hauptsache Dein Haus wird abbezahlt und Dein Urlaub finanziert! Wir sind schon wieder so weit, die finanzielle Situation eines Menschen anhand seiner Zähne identifizieren zu können. Moderner Neofeudalismus der Halbgötter in Weiß. Sie wollen nur Dein Bestes: Dein Geld!


»Neulich...«

Keine Armut. Nirgends. (2)

»Berlin testet ein Modell für solidarisches Grundeinkommen für Arbeitslose. «

zeit.de vom 20. Juli 2019

Und nun beginnt es: die Sprach-Propaganda zum Thema »Grundeinkommen«. Denn dieses Modell hat mit dem Sinn und Zweck des bedingungslosen Grundeinkommens absolut nichts zu tun. Denn:

»Dabei wird Arbeitslosen eine sozialversicherungspflichtige Tätigkeit im gemeinnützigen Bereich finanziert. Sie werden nach Tarif- oder Mindestlohn bezahlt und zum Beispiel als Mobilitätsbegleiter, Hausmeisterinnen oder in Pflegeeinrichtungen arbeiten. Die Jobcenter suchen die Teilnehmer aus.«

Die Tafeln haben weiter enormen Zulauf. Bundesweit gebe es mittlerweile »über 2.000 Essensausgabestellen in 947 Einrichtungen.« Bei den politisch Verantwortlichen und den bürgerlichen Massenmedien ist das absolut kein Thema, da wird sich weiter über Trump, Putin, Erdogan, Klimaschutz, die AfD und über vermeintlichen Sexismus echauffiert. Massenarmut? Interessiert nicht.

»Nach deren Angaben versorgen sich aktuell etwa 1,65 Millionen Menschen regelmäßig bei einer Tafel mit Lebensmitteln, die Märkte zuvor aussortiert und auf diese Weise günstig entsorgt haben.«

jungewelt.de vom 19. September 2019


Keine Armut. Nirgends.

Populistische Wahrheiten

»Die da oben machen eh was sie wollen« oder »die Kleinen hängt man, die Großen lässt man laufen« sind nur zwei von sehr vielen Stammtisch-Parolen, die vermeintlich gebildete Wirtschaftsexperten, Journalisten, Wissenschaftler oder Politiker, als populistische Parolen oder Verschwörungstheorien brandmarken. Wir leben doch in einem Rechtsstaat und jeder habe die Möglichkeit sich juristisch zu wehren, so die gängige Antwort. Ansonsten seien es »Einzelfälle«, aber nie niemals will man Strukturen, Methoden oder gar eine Zwei-Klassen-Justiz erkennen! Dabei reichen allein zwei Beispiele aus, um diese bürgerliche, neofeudale Argumentation als absurden Bullshit zu entlarven:

  1. ) Der Cum-Ex-Skandal
  2. ) Der VW-Abgasskandal (Dieselgate)

In beiden Fällen geht es um millionenfachen Betrug und insgesamt um Milliarden von Euro. Und welche juristischen Konsequenzen gibt es? Richtig! Keine. Null. Nada. Niente.


Die Einzelfalltheorie
Die Populismustheorie

Keine Armut. Nirgends.

Wir reden über Gender, aber nicht über Armut.
Wir reden über Bildung, aber nicht über Armut.
Wir reden über Inklusion, aber nicht über Armut.
Wir reden über Ernährung, aber nicht über Armut.
Wir reden über Klimaschutz, aber nicht über Armut.
Wir reden über Feminismus, aber nicht über Armut.
Wir reden über Digitalisierung, aber nicht über Armut.
Wir reden über Nachhaltigkeit, aber nicht über Armut.
Wir reden über Rechtsextremismus, aber nicht über Armut.
Wir reden über Fake News, Populismus und Verschwörungstheorien, aber nicht über Armut.

Hauptsache, wir haben Themen, bei denen wir uns produzieren und profilieren können. Aber sie dürfen nicht die Besitz‑, Eigentums- und Verteilungsfrage berühren. Das sind gottgegebene Strukturen, die es nicht zu hinterfragen gilt. :jaja:


Keine Sklaven. Nirgends.

Presseblick (78)

Wie diskreditiert man jede Form von Medienkritik? In dem man nicht die Botschaft angreift, sondern den Sender der Botschaft unglaubwürdig macht. Nur weil ein paar vermeintlich rechte Deppen »Lügenpresse« schreien (Wie? Die BILD sagt immer die Wahrheit?), bedeutet das eben nicht, dass jede Form von (auch linker) Medienkritik Populismus, Verschwörungstheorie, Antisemitismus, Fake News oder braune Nazi-Scheiße ist. Aber genau so einfach machen es sich viele Journalisten in den LeiDmedien. Stefan Niggemeier bringt es auf den Punkt: »Was in der Wahrheitspresse steht, kann ja gar nicht falsch sein!« Und wieder was gelernt. :jaja:

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Presseblick (76)

»Es gibt nur einen Ausdruck für die Wahrheit: den Gedanken, der das Unrecht verneint.“
(Theodor W. Adorno. Minima Moralia. Suhrkamp Verlag. 8. Auflage 2012.)

Außenminister Heiko Maas rät uns: »Mal vom Sofa hochkommen, um den Rassismus zu bekämpfen!« Gilt das auch, wenn ich gegen NATO-Angriffskriege, Massenarmut per Gesetz, verfassungswidrige Gesetze, den Tiefen Staat, Landraub, Polizeigewalt, Politiker-Lügen, Neo-Kolonialismus, Waffenexporte, Immobilien-Heuschrecken und gegen das Finanzcasino demonstriere? Oder bin ich dann ein linksextremer Chaot, der zum schwarzen Block gehört? :pfeif: Weiterlesen