Diskussionskultur

Eine typische Kommentarspalte bei der »ZEIT«. So sieht also »Pluralismus« und »Meinungsfreiheit« aus?

Wir müssen reden. Über die deutsche Diskussions- und Streitkultur. Sie ist seit einigen Jahren auf einem absoluten Tiefpunkt angelangt. Viele Themen werden mit einem Bannkreis belegt und die Menschen reden kaum noch mit‑, sondern primär übereinander. Andere Meinungen, Ansichten und Perspektiven können viele nicht mehr einfach so stehenlassen.

Nein, der Andere muss um jeden Preis überredet und überzeugt — wenn das nicht klappt, dann abgewertet, mundtot und ausgegrenzt werden. Das alles findet in einer giftigen, moralisauren und selbstgerechten Art und Weise statt. Eine wertschätzende, weltoffene und plurale Diskussionskultur ist nicht mehr erwünscht. Demokratie ist heute, wenn alle einer Meinung sind. Alles Andere ist ganz doll böse oder einfach: Nazi. Weiterlesen

Ziegenjournalismus (10): »der Tagesspiegel«

Haben Journalisten den Mut, die Hand zu kritisieren, die sie füttert?

Seit der »Corona-Pandemie« ist der »Tagesspiegel« voll auf Regierungslinie. Es wird gehetzt, diffamiert und nierdergeschrieben, was das Zeug hält. Mit Ad Hominem, Kontaktschuld, Haltungsjournalismus sowie sehr tendenziöser und einseitiger Berichterstattung. Die Beispiele hierfür sind zahllos. Mit einem ordentlichen Journalismus sowie einer pluralen Meinungsvielfalt hat das alles nichts mehr zu tun.

Cornelius Dieckmann, Redakteur Ressort Story, hat nun am 11. Februar 2023 einen Kommentar mit dem Titel »Die Missachtung der Ukrainer: Aus Wagenknechts und Schwarzers Forderung spricht der vergnügte Ton der Bevormundung« veröffentlicht. Aus ihm spricht eine infantile Sichtweise: dort »die Guten«, hier »die Bösen«. Alles, was die Bundesregierung macht ist »gut«. Jeder, der das kritisiert, ist »böse«. Die Kommentierung eines Kommentars. Weiterlesen

Ziegenjournalismus (9): Framing

Haben Journalisten den Mut, die Hand zu kritisieren, die sie füttert?

Die Rubrik »Ziegenjournalismus« will sich mit den ganz alltäglichen und üblichen Methoden der Mainstream-Presse beschäftigen. Der Verlust der Deutungs- und Meinungshoheit sowie der Glaubwürdigkeit großer Medienhäuser, hat eben nicht erst mit den Social-Media-Phänomenen, vermeintlichen Fake News, »Verschwörungstheorien«, »Putintrollen«, den Lügenpresse-Vorwürfen oder mit dem »Populismus« angefangen, sondern schwelt im Hintergrund schon seit Jahrzehnten. Der große Glaubwürdigkeitsverlust der Massenmedien hat viele selbstverschuldete Ursachen. Diese Rubrik will einige davon näher beleuchten. Heute geht es um »Framing«. Weiterlesen

Der C‑Joker

  • Leider müssen wir einige Grundrechte weiterhin ‑und bis auf Weiteres-einschränken...wegen Corona!
  • Leider müssen die Sozialausgaben gekürzt werden...wegen Corona!
  • Leider verteuern sich viele Produkte...wegen Corona!
  • Leider müssen wir viele Mitarbeiter entlassen...wegen Corona!
  • Leider werden sich die Steuern erhöhen...wegen Corona!
  • Leider wird die Massenarmut zunehmen...wegen Corona!
  • Leider müssen wir die Krankenkassenbeiträge drastisch erhöhen...wegen Corona!
  • Leider darf vermehrt nicht mehr mit Bargeld bezahlt werden...wegen Corona!
  • Leider müssen Sie nun überall Ihre Daten hinterlasssen...wegen Corona!
  • Leider müssen wir die Renten kürzen...wegen Corona!

Endlich kann ordentlich durchregiert und die Giftschubladen können (wieder) geöffnet werden. Niemand ‑außer einem unsichtbaren Feind- ist dafür verantwortlich zu machen! »Der Virus ist schuld!« Es gibt keine Entscheider mehr in Politik und Wirtschaft. Keine handelnden Individuen oder Organisationen. Niemand ist mehr zur Rechenschaft zu ziehen! Ist das nicht toll?

»Schon seit Jahrhunderten werden Epidemien genutzt, um die Macht des Staates auszuweiten und neue Polizeimethoden einzuführen.«

(Felix Treguer. »Wenn die Polizei dein Fieber misst«. Le Monde Diplomatique. Ausgabe Mai 2020. S. 7.)

Und am Ende noch ein Tipp an unsere Kinder: Wenn euch irgendetwas passiert, Ihr einen Schuldigen sucht oder Mist gebaut habt, sagt einfach: »Corona ist schuld!« Das machen die Erwachsenen ja auch so!

»Zeigen, was man hat!«

Als ich vor einigen Jahren auf einer Eltern-Kind-Reise mit rund 20 anderen Familien war, ist mir zum ersten Mal bewusst geworden, wie stark der Abgrenzungs- und Distinktionswille der Ober- und Mittelschicht nach unten hin ist. Man will zeigen, was man hat. Weshalb man so anders und besonders sei. Dabei geht es in erster Linie nicht nur um Geld, den neuen Porsche oder andere materielle Güter. Der Haben-Habitus zeigt sich hier insbesondere im sozialen Kapital. Eine gesunde Ernährung. Sozial erwünschte Hobbys (kochen, musizieren, lesen etc.). Regelmäßiger Sport. Eine schlanke Figur. Informelle Netzwerke. Ein sozial geachteter Beruf. Die tollen Kinder. Und niemals anecken oder für diskursive Konflikte sorgen, sondern stets die von allen erwünschte Zwangsharmonie zelebrieren.

Die eigene moralische Erhöhung ist in der gutbürgerlichen Akademiker-MIttelschicht ein immanenter Bestandteil des Selbstkonzeptes. Während der Hartz4-Empfänger bei Lidl einkauft, versorgen sich die Besser-Esser bei Basic und Bio-Company. Die binäre Sichtweise sorgt dann dafür, dass es nichts mehr dazwischen gibt und geben darf. Die Corona-Krise hat dies wieder eindrucksvoll bewiesen. Die sattgefressene Mittelschicht sonnt sich in der solidarischen Maskenpflicht und schwingt den autoritären Feindhammer gegen jeden, der es wagt, die eigene moralische Überlegenheit kritisch zu hinterfragen. Fakten, Zahlen und internationale Studien werden ignoriert und beiseite gewischt.

Das gleiche Spiel gibt es dann beim Thema »Impfen«. Wer die moralische Selbstüberhöhung ‑man würde ja sich selbst und seine Mitmenschen schützen- zur Disposition stellt, wird bis aufs Blut bekämpft. Argumente und sachliche Analysen laufen hier regelmäßig ins Leere. Stattdessen wird fast ausschließlich mit ad personam und ad hominem auf den Tisch gehauen. Auf der Eltern-Kind-Reise vor rund 5 Jahren galt ich dann beispielsweise schnell als komischer Kauz, weil ich es gewagt hatte, beim abendlichen Lagerfeuer nicht stundenlang nur und auschließlich über den eigenen kleinen Lebenskreis reden zu wollen. Aber genau das liebt eben die Mittelschicht: die Grabesruhe, den Status Quo und den narzisstischen Mikrokosmos.

Kritik ist Hass!

Das Wesen und der Begriff der »Kritik« befinden sich immer mehr auf dem Rückzug. Kritiker werden im digitalen Zeitalter schnell verunglimpft und so zu unglaubwürdigen Gesellen gemacht. Es wird nicht mehr argumentativ entgegnet, sondern die Kritiker werden zu Populisten, Unpersonen, Hatern, Verschwörungstheoretikern, Antisemiten, Sexisten oder Putinverstehern degradiert. So geschehen bei dem »Lügenpresse-Vorwurf«, bei NATO-Kritik, aber auch bei Schwarm-Kritik von vermeintlichen Internet-Nerds zu digitalen Unterhaltungsprodukten.

Wer als Mann beispielsweise die Dialoge sowie die schauspielerische Qualität des Ghostbusters-Reboot argumentativ inhaltlich kritisiert, wird zum Sexisten. Der analytisch wirklich gut fundierten Schwarm-Kritik zur 8. Staffel von Game of Thrones werden keine schlüssigen Gegenargumente der Drehbuch-Autoren und Showrunner entgegen gesetzt, nein, man macht die Unzufriedenen zu »Wutfans«, Nörglen und Hatern, die Cyber-Mobbing sowie Schmutzkampagnen betreiben würden. Vernunft, Argument, Rationalität und demokratischer Diskurs polarisieren nicht genug, bringen zu wenig Aufmerksamkeit sowie Klicks und somit kaum Werbeeinnahmen. Indessen sucht Habermas weiter die Quadratur des großen Kommunikations-Kreises: »Wir müssen nur alle miteinander reden! Dann wird alles gut!« :jaja: 


Kritik ist positives Denken
»Du bist viel zu negativ!«

Die binäre Bewertung

Die SEO-Algorithmen von Google, Amazon, Facebook und vielen anderen digitalen Portalen produzieren und fördern ein moralisch totalitäres Denken. Denn um Big Data besser verwerten zu können, gibt es häufig nur 0 oder 1. Sämtliche Grauzonen, Differenzierungen und tiefergehende Analysen, verschwinden in der öffentlichen Bewertung und Wahrnehmung von Ereignissen. Bist Du dafür oder dagegen? Brexit? Impfen? EU? Abtreibung? Uploadfilter? Weiterlesen

Die binäre Wahrnehmung

binär_titelLike oder Nicht-Like. Daumen rauf. Daumen runter. Schwarz oder weiß. Gut oder böse. NATO oder Putin. Hype oder Shitstorm. Fleischfresser oder Veganer. Es gibt zwar US-Serien, die differenzierte Darstellungen von Themen und Charakteren zeigen, aber im politischen und sozialen Diskurs herrscht in aller Regel die eindimensionale Polarisierung vor. Es werden simplifizierende Weltbilder und vorurteilsbehaftete Erklärungsmuster geliefert. Narrative, die moralisch-emotionale Deutungskriterien bedienen, sachliche Argumente verabscheuen und tiefergehende Analysen ablehnen. Wissenschaftliche und akademische Herangehensweisen erzeugen im Aufmerksamkeitswettbewerb zu wenig Klicks, Reichweite und Quote. Die binären Erklärungsmuster entspringen einem absurden ökonomischen Zahlenfetischismus, der alles und jeden messen, zählen und statistisch verarbeiten will.