Presseblick (11)

Die Süddeutsche Zeitung berichtet über gekaufte Facebook-Fans. Auch hier sitzen Menschen in Bangladesh und dürfen für 150 Dollar im Jahr Unternehmen liken: »Wer oft geliket, abonniert oder verfolgt wird, sei es auf Facebook, Youtube oder Twitter, erreicht mehr Kunden. So lautet das Mantra«. Tja, wieder ein Argument mehr, Social Media mit eher skeptischen Augen zu betrachten.

Auf swr.de wird geschrieben, dass die Prager U‑Bahn Obdachlose entfernen will. Polizisten sollen auf »Geruchsstreife« gehen. Nicht die Armut wird bekämpft, sondern die Armen. Ein Vorbild für ganz Europa.
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Copy & Paste Journalismus

Es ist immer wieder »erfrischend« zu sehen, welch hochwertigen »Qualitätsjournalismus« wir in Deutschland haben. Ein Freund sprach vom »kostenneutralen Journalismus«. Redaktionen werden gnadenlos zusammen gestrichen und Redakteure müssen wie am Fließband Artikel raushauen. Was bietet sich da besser an, als von Pressemitteilungen, DPA-Meldungen und von Unternehmen verfassten PR-Artikeln ab- und umzuschreiben? Durch die kaum vorhandene Pluralität können PR-Meldungen besser platziert und gestreut werden. Das ganze Gerede von »vierter Gewalt« ist eine Parodie. Die Bilder sprechen für sich (click to enlarge):

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Bitte abschalten: »Die strengsten Eltern der Welt«

Respekt, Disziplin und Arbeitsgehorsam. Das sind die Werte, welche den Jugendlichen in der Pseudo-Doku-Sozial-Soap auf Sat 1 beigebracht werden sollen. Die Kinder werden zu Gasteltern geschickt, damit sie endlich lernen, gegenüber ihren Eltern und der Familie Respekt zu zeigen, ihren Drogenkonsum zu reduzieren und weniger herum zu hängen. Das vermeintlich faule Jugend-Pack soll ordentlich gedrillt werden. Folglich übergeben die Eltern ihre Kinder für einige Zeit dem TV-Sender Sat 1, der hier als Therapeut und Pädagoge fungiert und die Kinder in eine Art Umerziehungs-Camp verfrachtet. Sie sollen ihre vermeintlich unsoziale Art ablegen und sich allen Anweisungen fügen. Weiterlesen

Gustl Mollath

Mollath wurde nach sieben Jahren unfreiwilliger Psychiatrie nun entlassen. Seine Behauptung von Schwarzgeld-Geschäften der Hypovereinsbank, haben sich inzwischen als wahr erwiesen. Die Massenmedien, die damals fast alle mit an der »Verschwörungstheorie« gebastelt haben, wollen das nun als großen Gewinn für den Rechtsstaat verkaufen: »Doch jetzt zeigt das Oberlandesgericht Nürnberg mit seiner Entscheidung, dass genau diese Justiz zur Selbstkorrektur in der Lage ist«, schreibt Heribert Prantl in der Süddeutschen Zeitung.

Die gleiche verkommene und gekaufte Justiz, die ihn dort hinein gebracht hat, soll sich nun »gereinigt« haben? Die Bundestagswahlen sowie der zunehmende öffentliche Druck sind wohl eher die Gründe für seine Freilassung. Und ob die korrupten und gekauften Richter, Anwälte, Ärzte, Banker und Politiker, die diesen Mann »vernichten« wollten, weil er es gewagt hatte, gegen eine Bank zu opponieren, nun ihrer gerechten Strafe zugeführt werden, darf ebenfalls bezweifelt werden. Wer aufklären will und es wagen sollte, gegen Banken und Konzerne vor zu gehen, der wird kaltgestellt (Mollath, Snowden, Assange, Steuerfahnder-Affäre in Hessen etc.).

Presseblick (10)

Auf pressenet.info wird über die »grenzenlose Sexualisierung im täglichen Leben« geschrieben. Wie so oft wird sich moralisch über die »Generation Handyschmuddel« aufgeregt: »Kinder, die Sexualität ähnlich begreifen, wie kurz einen Imbiss nehmen und im reichhaltigen Angebot wühlen, lassen die Empathie für den anderen weit hinter sich zurück«. Treffender Satz, wenn auch ohne tiefergehende Analyse. Die Sexualisierung der Gesellschaft ist untrennbar mit der Kommerzialisierung des öffentlichen und privaten Lebens verknüpft. In Deutschland macht die Sexindustrie ca. 14 Milliarden Umsatz jährlich. Den verantwortlichen Profiteuren ist es dabei völlig wurscht, welche Folgen die grenzenlose Sexualisierung bei unseren Kindern haben könnte. Hauptsache die Kasse klingelt.

Die Wolfsburger Allgemeine berichtet, dass 35.000 Tonnen Schimmel-Mais, welches zuerst deutsche Höfe aus Serbien bekommen haben, nun in die USA weiter verschifft wird: »nun ist das verseuchte Futtermittel auf dem Weg in die USA. Dort darf der Mais an Tiere verfüttert werden, weil andere Grenzwerte gelten als hierzulande [...] Damit endet das monatelange Gerangel um die Entsorgung des mit dem krebserregenden Schimmelpilzgift Aflatoxin B1 belasteten Futtermittels«. Das nennt man dann wohl »freie Marktwirtschaft«. Irgendjemand wird sich immer finden, dem wir unseren Dreck verkaufen können. Weiterlesen

Presseblick (9)

Nun werde ich doch tatsächlich gezwungen, den »Künstler« Bushido zu verteidigen. Danke, liebe Politik! Die Frankfurter Rundschau, und mit ihr etliche andere Medien, berichten darüber, dass der »Poet« mit »hasserfüllten Hasstiraden« (Hass, Hass, Hass) den Tod von Politikern besungen hätte. Die Vorsitzende der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM), Elke Monssen-Engberding, prüfe nun ein Verbotsverfahren der CD. Bushido macht das, was er kann: provozieren und damit Aufmerksamkeit erregen, um seine Verkäufe anzukurbeln. Nur die heuchlerische Doppelmoral von Politik und BPjM ist schwer zu ertragen. Wo war der Aufschrei bei Thilo Sarrazin’s Menschenhetze?

Das bringt mich gleich zum nächsten Thema. Auf taz.de gibt es ein Interview mit Franz Allert, der zuständig für die Unterbringung von Flüchtlingen in Berlin ist: »Ich muss mich tagtäglich rechtfertigen, dass ich eine gesetzliche Aufgabe wahrnehme«. Er wundere sich über die zunehmende Verachtung der Bevölkerung gegenüber Ausländern und Asylsuchenden. Thilo Sarrazin, zunehmende Armut, eine größere soziale Schieflage und den offensichtlichen Abbau der Restdemokratie in Deutschland, bringen wohl eher selten ausgeglichene und friedliebende Menschen hervor. Wer die Zusammenhänge hier sehen will, sieht sie auch. Weiterlesen

Was in Nordkorea die Kims, sind in Südkorea die Lees“...

...schreibt Martine Bulard in der aktuellen Le Monde Diplomatique im Artikel »Alles von Samsung«. Der hervorragende Beitrag beschreibt ausführlich die Machenschaften, Strukturen und Arbeitsverhältnisse beim südkoreanischen Großkonzern Samsung. Während sich viele Deutsche in einem religiös-banalen Glaubenskrieg, zwischen der vermeintlichen Qualität von Apple- oder Samsung-smartphones ergießen, weiß kaum jemand, welchen Einfluss der Konzern in Südkorea hat und mit welch eisiger Hand er das Land regiert. Und: was man eigentlich mit dem Kauf von Samsung-smartphones unterstützt und fördert. Weiterlesen

Presseblick (8)

SpiegelOnline schreibt von einer Studie, die einen »eklatanten Fachkräftemangel in der Pflege« kritisiere. Schon wieder, die Lügen-Propaganda vom Fachkräftemangel. Bei real existierenden sechs bis sieben Millionen erwerbslosen Menschen in Deutschland (die natürlich alle unqualifiziert sind) vom Fachkräftemangel zu schwadronieren, ist völlig daneben. Es besteht wohl eher einen Mangel an Arbeitskräften, die sich freiwillig für einen Hungerlohn kaputt schuften wollen. Wenn man sich die Zustände in Alten- und Pflegeheimen anschaut, ist es kein Wunder, dass die Menschen in Deutschland Angst vorm älter werden haben.

Nachdem Attac recherchiert hat, dass mehr als drei Viertel der »Griechenland-Hilfsmilliarden« vor allem an Banken, Investoren, an Reiche und Vermögende in Griechenland geflossen sind, ist man sich nicht zu schade, auch weiterhin von »Athen-Retter«, »Griechenland-Hilfe«, »Athen-Millionen« oder »Griechenland-Retter« zu schwafeln, wie es focus.de beispielsweise macht. Es sind Banken-und-Reichen-Milliarden. Das griechische Volk darf, durch das radikale Spar- und Kürzungsprogramm das die EU ihr aufzwingt, vor allem drastische Einschränkungen ihrer Lebensqualität hinnehmen. Das ist keine »Rettung«, sondern eine Katastrophe. Weiterlesen

Nichtgedanken — Carsten Maschmeyer

Oliver Kalkofe liest aus Carsten Maschmeyers Buch »Selfmade«. Wer wissen will, wie man ein erfolgreicher und skrupelloser Geschäftsmann wird, der findet in diesem Buch die Antwort: »weissen Sie den tatsächlichen Kontostand und tragen stattdessen Ihren Wunsch- und Zielbetrag ein. Sie werden es sehen, gleich sind sie viel besser drauf«. So einfach geht das.

Presseblick (7)

Gerhard Schröder (Gazprom) und Joschka Fischer (Nabucco) mögen sich nicht mehr. Beide sind nun Energielobbyisten für Großkonzerne mit entgegen laufenden Interessen, schreiben deutsche-wirtschafts-nachrichten.de. Die ehemaligen Volkszertreter auf dem Parkett vom Milliarden-Business. Sie nennen es den »sozialen Aufstieg«.

In derstandard.at gibt es ein interessantes Interview mit dem Sozialforscher Benedikt Rogge über »Die vielen Gesichter der Arbeitslosigkeit«. Auf die Frage, ob glückliche Arbeitslose in unserer Gesellschaft nicht vorgesehen seien, weil sich die komplette Selbstbestimmtheit auf die Erwerbsarbeit reduziere, antwortet Rogge: »Es ist immer noch ein Tabu, dass Arbeitslosigkeit nicht zwingend mit weniger Lebensqualität einhergeht als Erwerbsarbeit«. Wer erwerbslos ist, hat sich zu schämen, dass er nicht mehr zum Verwertungskreislauf dazu gehört. Arbeitslose dürfen nicht glücklich sein. Weiterlesen