Selbstbestimmt ist, wer lohnarbeitet

Innerhalb der Linken ist die Kritik am Feminismus nicht selten ein Stich ins Wespennest. Es gibt einige, die bei Kritik an feministischer Ideologie, mit Pöbelei und Unsachlichkeit reagieren. Wohl auch ein Grund dafür, warum Feminismuskritik innerhalb der Linken, verpönt ist und tabuisiert wird. Ich bin das Thema, ehrlich gesagt, so langsam auch leid. Mit Verbitterung, Zorn, Opferhaltung, ständigen Forderungen, Borniertheit und Schaum vor dem Mund, werden die Menschen (also Frauen und Männer) weder  glücklicher, noch zufriedener.

Nachdem ich vor einiger Zeit einen Beitrag von Bascha Mika, der ehemaligen Chefredakteurin der TAZ, in der Blätter-Ausgabe vom März 2011 gelesen habe, komme ich leider nicht umhin, mal wieder im feministischen Sumpf zu wühlen. Ihr könnt gerne mit Dreck nach mir werfen.

Frau Mika wirft in ihrem Beitrag Frauen, die sich für Haushalt und Kinder entschieden haben, pauschal vor, sie seien feige. Sie geht sogar noch weiter und behauptet, sie würden sich freiwillig dem Manne unterwerfen, ihre Selbstbestimmung verlieren:

Währenddessen versickert ihre Selbstbestimmung zwischen Ehepflichten und Sandkasten.

- Bascha Mika, Die Feigheit der Frauen, Blätter-Ausgabe März 2011, Seite 76

Weshalb handeln Frauen nur dann selbstbestimmt, wenn sie einer Lohnarbeit nachgehen?  Nach der gleichen Argumentation werden seit Jahren ALG2-Empfänger als wertlose Sozialschmarotzer diffamiert. Selbstbestimmung, jenseits von ökonomischer Selbstverwertung zu definieren, kommt Frau Mika nicht in den Sinn? Selbstbestimmung schließt Faktoren wie Familie, Kinder, Beziehungen, Freunde, Hobbys, Leidenschaften, ehrenamtliches Engagement und Interessen mit ein, oder etwa nicht Frau Mika?

Sie schreibt, viele dieser Frauen, seien gut gebildet, waren in der Jugend hochmotiviert, emanzipiert und könnten demzufolge einer Erwerbstätigkeit nachgehen, würden es aus lauter Feigheit und Bequemlichkeit aber nicht machen.  Sie suchen sich einen Gutverdiener und bleiben freiwillig zuhause, während er arbeiten gehe. Selbst wenn es so wäre, sieht Selbstbestimmung doch gerade so aus, dass Frau sich ihren Lebensweg selbst aussuchen kann, oder etwa nicht? Entscheidungsfreiheit ist der zentrale Kern der Selbstbestimmung. Mich nervt es ehrlich gesagt, dass Feministinnen, Frauen und auch Männer, ständig vorschreiben wollen, wie sie sich zu verhalten und wie sie zu leben haben. Echte Selbstbestimmung von Frauen und Männern bedeutet, dass Männer und Frauen selbst entscheiden, wer lohnarbeiten geht und wer zuhause bleibt. Alle Optionen müssen erlaubt sein und akzeptiert werden. Ob nun beide arbeiten, beide zuhause bleiben oder nur einer lohnarbeitet, sollte jeder/jedem selbst überlassen sein.

Sätze wie...

Er zahlt bar, sie mit Lebenszeit und Eigenständigkeit.

...zeigen auf, dass Frau Mika die Lohnarbeit als Segen Gottes preist. Mir will nicht in den Sinn, warum der Mann, wenn er lohnarbeiten geht, nicht mit Lebenszeit »zahlt«? Aber nein, für Frau Mika ist wertvolle Lebenszeit, nur Lohnarbeitszeit. Jede Nicht-Lohnarbeitszeit ist somit verlorene Zeit für die Frauen dieser Welt. Keine Lebenszeit, sondern tote, wertlose, verschwendete Zeit. Noch neoliberaler und frauenverachtender geht es kaum noch. Nur weibliche Lohnarbeiter sind wertvolle und eigenständige  Menschen — was Frau Mika wohl über erwerbslose Frauen (und über erwerbslose Männer) denkt?

Nun sind Alphafrauen aber kaum dazu bereit, ihren Mann finanziell zu unterstützen, das erscheint ihnen unattraktiv. Und das fängt nicht erst da an, wo die Luft angeblich so dünn ist, das sieht man auch in der Mittelschicht. Wie viele Frauen leben langfristig mit einem finanziell schlechtergestellten Mann zusammen?

- Sarah Schmidt, Jungle World vom 3. März 2011

Wenn sich eine Frau heute bewusst und freiwillig für ein Kopftuch entscheidet, Hausfrau, Model oder Krankenschwester werden möchte, muss sie sich gegenüber den Feministinnen verteidigen und rechtfertigen, warum sie denn im  »patriarchalen Spiel« mitmache? Möchte sie sich selbstständig  machen oder ist im Management, dann ist sie emanzipiert und modern. Feministische Fremdbestimmung als Deckmantel für weibliche Selbstbestimmung. Es gibt nicht umsonst eine ganze Reihe von Frauen, die den Feminismus rundweg ablehnen, weil sie sich von ihm bevormundet und gegängelt fühlen. Sie möchten  ihren Lebensweg individuell entscheiden. Ob mit oder ohne Lohnarbeit, mit oder ohne Kinder und Familie, mit oder ohne Mann usw. Letztlich sollte es immer um ein Miteinander gehen (in  welcher Form auch immer) — genau dieses Motiv kann ich bei vielen Feministinnen aber nicht erkennen.

Übrigens ist ihr neues Buch im Bertelsmann-Verlag erschienen. Ideologisch scheint Frau Mika ein warmes Nest gefunden zu haben.

Nachtrag: In der TAZ ist am 11. März ein Artikel erschienen, der sich dafür aussprach, erwerbslosen oder prekär Beschäftigten Frauen die Verhütungsmittel zu subventionieren. Ein Schelm, der denkt, es gehe eigentlich nur darum, dass sich diese Schicht von Menschen nicht vermehren solle. Interessant ist, wie der Artikel endet:

Seit März hat sie für ihre dreijährige Tochter endlich einen Kitaplatz, der sechsjährige Sohn geht in die Schule. »Jetzt such ich mir Arbeit, egal was. Ich war lange genug nur Mama.

Selbstbestimmt ist, wer lohnarbeitet.

17 Gedanken zu “Selbstbestimmt ist, wer lohnarbeitet

  1. ja, es ist einfach der absolute schwachsinn, lohnarbeit als den himmel auf erden für die emanzipierte frau zu bezeichnen. mal abgesehen von putzfrauen, friseurinnen etc., die sich mit ihrem lohn so eben knapp durchs leben schlagen können, ist für die allermeisten berufstätigen — geschlecht egal ‑die dopelbelastung job,haushalt,kinder wohl kaum als erstrebenswertes lebensmodell anzusehen. zudem sollte eigentlich jeder einigermaßen normale mensch auch noch interessen haben, die nicht durch beruf und hausarbeit abgedeckt sind, ansonsten ist er in meinen augen nur ein armseliges würstchen. leider gottes nimmt dieser typus in zeiten der »fachidiotenzüchtung« geschlechterneutral ständig zu, was die verwandlung denkenden menschen in den funktionierenden humanroboter bedeutet. einfach idiotisch!

  2. das geht doch noch viel weiter und über feminismus hinaus: achtet mal in eurem bekanntenkreis darauf, wenn davon geredet wird wie prima doch die verkürzung der schulzeit und die verschulung des studiums sind, weil die kinder dann doch viel schneller fertig sind und mehr »lebenszeit« haben, sprich — abgesehen vom konsumentenstatus, der sie ja auch im kindesalter schon »von nutzen« sein lässt — schneller der kapitalverwertung dienen (»sich nützlich machen«). Ich war sprachlos als ich das das erste mal hörte. Heute habe ich die antwort parat: wie — ist kindheit jetzt keine lebenszeit? Und das von leuten die ihre »lange kindheit« ‑studium jetzt mal inclusive- genossen haben, heute aber keine »genossen« mehr sind, sondern nur noch als im »system« etablierte ökologisch »genießen« (weil: gutes gewissen=ruhekissen) und, das noch am rande, studiengebühren gut finden. Sozial und solidarisch war gestern.

    oblomow

  3. Der Artikel an sich erhält meine Zustimmung. Zum Nachtrag allerdings möchte ich anmerken, dass ich an dieser Stelle anderer Meinung bin.

    Eine Subventionierung (oder ggf. auch Übernahme) der Verhütungskosten ist nicht nur eine positive, sondern auch notwendige Aktivität. Denn erst so werden die Betroffenen überhaupt in die Lage versetzt, frei über die Verwirklichung enes Kinderwunsches zu entscheiden. Sie können sich für ein Kind entscheiden (durch Verzicht auf Verhütung) oder gegen ein Kind (durch Verhütung). Die Kosten für die Verhütung bilden somit keine entscheidungseinschränkende Barriere mehr.

    Dass aber die »Kosten« für das Kind an sich, nach der Entscheidung für dieses, immer noch eine Einschränkung der Entscheidung für Betroffene darstellen, bleibt von mir unbestritten. Dies wäre erst beseitigt, wenn der Regelsatz (in diesem Fall der für Kinder) so ausreichend hoch wäre, dass man davon auch ein Kind angemessen großziehen könnte. Von diesem sind wir jedoch noch meilenweit entfernt.

    Aus diesem Grund stehe ich einer Subventionierung (besser wäre: Kostenübernahme) für Verhütungsmittel positiv gegenüber. Denn so würde die Entscheidung pro oder kontra Kind den Einzelnen selbst überlassen.

  4. P.S. Ich habe jetzt den taz-Artikel gelesen. Die Kommentare dazu sind zum Großteil erschütternd. Ekelhaft.

    Aber wehe, es kommt jemand, der einen Vergleich mit dem Nationalsozialismus zieht! Der wird auch gleich noch geteert und gefedert.

    Der Frosch sitzt im Kochkessel und merkt nicht, dass das Wasser immer heißer wird.

  5. Ich kann mit Feminismus nichts anfangen. Ich frage mich auch, warum nur Frau selbstbestimmt leben soll. Mann UND Frau sollten das gemeinsam. Nur die gesellschaftlichen Bedingungen sind so ökonomisiert, dass weder Mann noch Frau selbstbestimmt leben können. Lohnarbeit an sich ist in meinen Augen keine Selbstbestimmung, wenn man dann am Fließband steht oder sinnloses Zeugs im Büro jeden Tag machen muss. Selbstbestimmung sieht anders aus. Nur, wenn jemand darin das Himmelreich auf Erden sieht, bitteschön, dann soll er oder sie die Möglichkeit haben, sich in Lohnarbeit zu verwirklichen, wenn er/sie das als Verwirklichung ansieht. Dann müssen aber auch Bedingungen geschaffen werden, die dies ermöglichen für Mann und Frau. Und Mann muss lernen, dass Frau nicht den Haushalt allein machen muss, schließlich leben sie gemeinsam in einer Wohnung. Und Frau muss lernen, dass auch andere Staubwischen können und es so akzeptieren, wie es gemacht worden ist.

  6. Ich danke für diesen Artikel, denn er spiegelt doch das wieder, was ich seit gut 20 Jahren erlebe. Ständig muß ich mich rechtfertigen, dass ich nicht bereit bin, neben meinem Fulltime-Job als Mutter und Hausfrau noch einer zusätzlichen Erwerbsarbeit nachzugehen. Immer wieder ein schweres Schweigen, wenn ich auf die Frage: Was machst Du denn? antworte: ich bin Mutter und Hausfrau. Mittlerweile hänge ich noch hintenan: ...und ich studiere im 40. Semester Diversifikation. Spätestens dann habe ich meine Ruhe. Ja! eine dumme Mutti und Hausfrau, die nichts anderes kennt als blablabla und tütütü, kennt Fremdworte, huuuuch!
    Meine Freiheit besteht darin, meinen Lebensentwurf selbst zu bestimmen und ich möchte meine Kinder selbst erziehen und das nicht irgendwelchen Pädagogen überlassen, ich möchte nicht das Geld in KiTas und Nachhilfeinstitute tragen und ansonsten den ganzen Tag damit verbringen, es wieder irgendwo und irgendwie zu »verdienen«.
    Ich bin weder feige noch bequem, sondern habe diese Planung für unsere Familie zusammen mit meinem Mann gut durchdacht und bin niemandem ausser mir selbst Rechenschaft schuldig, Frau Mika, und stellen Sie sich vor, ich bin glücklich und fühle mich nicht unterworfen oder unterdrückt.
    Warum soll ich Kinder in diese Welt setzen und sie dann ganz schnell sich selbst überlassen? Ohne elterliche Unterstützung bleiben ganz viele Kids auf der Strecke und verlieren sich in ihren Ängsten. Ich aber möchte meine Kinder zu selbstbewußten, kritischen Menschen erziehen, die in der Lage sind, den Anforderungen dieser Welt zu trotzen.

  7. Eine Frage tut sich doch noch auf: Worin liegt der Unterschied meiner Abhängigkeit zwischen dem Modell »Lohnarbeit« oder »Hausfrau u Mutter«?
    Kann ich in dieser Gesellschaft, in der ich lebe, überhaupt vollkommen unabhängig sein? Und gilt das nicht für alle Menschen? Warum soll ich Freiheit in allem möglichen suchen statt in mir selbst und wie frei kann ich mit meinem Wissen überhaupt sein? Wir glauben immer, so viel zu wissen....

  8. Apropos warmes Nest;

    Nadine Schön CDU/CSU im Plenarprotokoll vom
    03.12.2010

    .......es gebe nicht genug qualifizierte Frauen. Ein Blick in unsere Hochschulen beweist das Gegenteil: Schon jetzt gibt es beispielsweise bei der Bertelsmann-Stiftung einen Pool von High Potentials, von möglichen Kandidatinnen für Aufsichtsräte. Diese jungen Frauen sind gut ausgebildet. Sie sind motiviert und qualifiziert. Sie wären ein Juwel für jedes Unternehmen.

    Ich sach dazu mal nix weiter.

  9. Ich vermute mal, Frau Mika ist unverheiratet und kinderlos (jedenfalls steht im Wikipedia-Artikel nix über ihre etwaige Familie). Unter diesen Bedingungen kann frau natürlich prima klugschietern!
    Ja, schon merkwürdig, wie viele Frauen aus der Beauvoir-Schwarzer-Riege ihre MitmenschInnen im Namen der „Freiheit“ und der „Selbstbestimmung“ zu ihrem Glück zwingen möchten.
    Schön für Bascha Mika, dass sie ihr Lebensglück in ihrem Beruf gefunden hat. Ich gönne es ihr von Herzen. Zugleich wünsche ich ihr, dass ihr Beruf ihr mehr bedeutet als eine Methode, den verleugneten Schmerz über die eigene Kinderlosigkeit zu betäuben. Denn genau das sehe ich bei so vielen meiner kinderlosen Freundinnen...

  10. Zugegeben, ich habe weder den Artikel von Frau Mika noch den von der Taz gelesen und ich gehe auch mit den o.g. Meinung(en) konform. Eines habe ich dennoch anzumerken. Wenn sich eine Frau bewusst und selbstbestimmt dazu entscheidet ein oder mehrere Kinder zu bekommen evtl. sogar eine Familie samt Mann zu gründen, dann ist es allerdings so, dass es für die betreffende Dame sehr schwer sein wird weiterhin selbstbestimmt zu entscheiden ob sie zum Beispiel nach einem Jahr wieder arbeiten geht oder nicht. Ich bin dagegen Arbeiten als einzig selbstbestimmte Lebensform zu bezeichnem, was auch meinem Lebensstil widersprechen würde. Selbstbestimmt heißt die Wahl zu haben etwas zu tun oder zu lassen. Oft wird einem diese Wahl nicht gelassen und das halte ich für durchaus kritikwürdig an und in dieser Gesellschaft. Ich wage allerdings zu bezweifeln, dass Frau Mika dies gemeint hat.

  11. Da ich das so sattsam propagierte neoliberale Weltbild seit mehr als 20 Jahren bereits zum Kotzen finde, finde ich es natürlich auch zum Kotzen, wenn »Feminismus« als Worthülse ständig dazu mißbraucht wird, um das Nachahmen falschen Männerseins zum erklärten Ziel zu setzen (Geld, Macht, Karriere, beruflicher Erfolg).

  12. Fr. Mika macht aus ihrer Not eine Tugend, blöde Arbeitsfetischistin
    Es soll mal eine Zeit gegeben haben, wo ein(e) Verdiener(in) eine Familie absichern konnte und die Blagen ihr Lehrgeld genüsslich verfeiern konnten. Heute reicht das Geld von 2–3 Verdienern nicht, eine Familie durchzubringen. Das soll ja keiner merken, daher Mikas Artikel

  13. Ich halte es für möglich, das egal welcher vorherrschende Geist eine Gesellschaft bestimmt, diese die Frauen instrumentalisiert um sie für sich dienstbar zu machen.

    Im Krieg taugen Sie in den Fabriken als Arbeiterinnen, im Frieden als Kinderlieferantinnen, in manchen Kriegen auch als Soldatinnen, in unserer ökonomisierten Gesellschaft eben als Futter für den Wirtschaftsmotor.

    ___

    Die irrationalen Reaktionen bei Kritik auf ein ideologisches Weltanschauungsgerüst ist doch nichts neues: Wenn man Menschen in ihrer psychisch-emotionalen Stabilität angreift, das macht man wenn man das (Welt)Gesellschafts- und Menschenbild einer Person versucht ins wanken zu bringen mit möglicherweise sogar sehr guten glaubhaften (und deshalb gefährlichen als aggressiv empfundenen) Argumenten, dann reagieren diese irational. Egal welchem ‑ismus diese Menschen folgen um irgendwie einen gangbaren Lebensweg, möglichst eine erfolgversprechende Variante davon zu erreichen, sie wollen daran glauben das es richtig ist, sind sogar durchaus überzeugt und desto stärker die unbewußten psychischen Widerstände wegen der Lügen im Weltbild, desto größer die Angst und negativer die Erfahrungen, die einen Menschen zu dem prägten, was er nun glaubt und für richtig erachten will, desto höher ist sein Widerstand gegen die Erkenntniss der Unrichtigkeit.

    Verehrter Epikur, man kann einen Menschen nicht zwingen die Wirklichkeit zu erkennen. Man kann nur verständnissvoll und aufrichtig dabei helfen. Dafür ist es auch nötig, die andere Sichtweise komplett zu respektieren und zu ertragen bzw. tolerieren.

    MFG

  14. Ich halte es für möglich, das egal welcher vorherrschende Geist eine Gesellschaft bestimmt, diese die Männer instrumentalisiert um sie für sich dienstbar zu machen.

    Im Krieg taugen Sie auf den Schlachtfeldern als Soldaten, im Frieden in den Fabriken als Arbeiter, in manchen Beziehungen auch als Geldlieferanten, in unserer ökonomisierten Gesellschaft eben als Futter für den Wirtschaftsmotor.

    Es wird immer so dargestellt, als sei das Leben für Männer wie im Paradies, da die Frauen gesellschaftlich akzeptiert (angeblich) unterdrückt und ausgebeutet werden.

  15. Den ideologischen Charakter der Schreibenden erkennt man schon daran, dass sie alle Handlungs- und Denkursprünge nur im Individuum ansiedeln kann. Sie widerspricht sie dabei freilich im Akt ihres sagens selbst, weil sie Ideologisches wiedergibt und nicht etwas, das aus ihr selbst heraus in die Welt gegründet wurde. Nicht anders ist es bei den sog. feigen Frauen: als wären das permanente Weltselbstgründerinnen, die jedesmal den Bescheid an sich erlassen, nun feige zu sein und sich der Unfreiheit qua Nichtlohnarbeit zu unterwerfen. Es ist dies der hochgrad ideologische Duktus, alles nur im eigenverantwortlichen abgekapselten Individuum einzulagern.
    Es kommt hier das Verkommnis der feministischen Strömung nur wieder einmal zu Tage. Jeder analytischen Fähigkeit bar, mitten im postmodernen Pluralismus der Faktizität verharrend und narzistisch heraustheoretisieren aus der eigenen erfolgreichen Lohnarbeitskarriere mit implementierter Künstlerkritik der 70er Jahre. Die wenigen, die diese Form der Existenz geschafft haben, also Lohnarbeit mit Künstlernuance (neue erfolgreiche selbstständige von Journalistinnen bis Architektinnen) scheinen durchwegs eine generelle Affinität mit der maskulinen Ethik des Neoliberalismus aufzuweisen und reproduzieren diese intensiv. Wie ein Ohrwurm scheint sie in solchen Subjekten von Zeit zu Zeit sich Aufmerksamkeit zu nehmen und Äußerungen zu urgieren und Scheuklappen zu konstruieren, sodass ein Verstehen der Welt außerhalb der eigenen biografischen Erfahrungen und Einstellungen nicht mehr möglich ist. Im Gehirnkreisgang dreht es die eigene Welt bei jedem Problem auf die Frage und Aussage zurück: man kann doch tun was man will. Also muss alles Getane gewollt sein. Somit ist jeder selbst verantwortlich und schuld. Mehr gibt es auf Erden nicht zu denken und zu verstehen. Ob Atomkraftwerke oder Babykriegen, alles ist irgendwo gewollt. Wer gar nicht will, kann auf den Nordpol ziehen im Notfalle. Das alles ist relativ leicht, wenn man ein pralles Konto hat, einen guten Job und halbwegs stark sich fühlt.
    Man sieht hier das völlige Nichtverstehen von Geschlecht als formierendem Faktor des je eigenen Verstehens, Fühlens, der Körperbesetzungen, des Denkens, der Impulse und der Dispositionen, der je eigenen Welt-Sinnstruktur (und das heißt immer auch Bereiche des Nichtverstehen, Nichtfühlen, ....) und im Großen in gesellschaftlichen Strukturen und Aufteilungen und Verteilungen. Dies das eine.
    Die Flucht in die Lohnarbeit zeigt auch nur ein weiteres Verkommnis des Feminismus. Die ganze thematisierung der Lohnarbeit in historisch-materialistischen Ansätze, die im Feminismus lange auch bedacht wurden, wurde abgelegt, d.h. der Feminismus wurde verbürgerlicht. Der ganze Block Arbeit und Kapital wurde abgeschüttelt. Dem Bürger ist die »Lohnarbeit« freilich eine andere als dem Arbeiter. Ihm kann sie eher nicht entfremdete Arbeit sein. Das Problem Arbeit stellt sich ihm nicht. Die Arbeit wurde der Frau vorenthalten, eine Möglichekit der sinnvollen Existenz wurde ihr vorenthalten. Völlig verständlich aus dieser Sicht. Als dürften im selbstbestimmten Kommunismus die Frauen nicht arbeiten, sagen wir kunsthandwerklich tätig sein. Ein bürgerlicher Feminismus ist von Natur aus da eher blind, wobei das Refelxionsvermögen dort auch besteht natürlich seine ideologische Position zu transzendieren.

  16. Gesellschaftliches Leben, egal welcher Art, wird durch Familien weiter gegeben. Eines einzelnen Menschen Leben durchläuft die Phasen, Kind, Jugendlicher, Erwachsener, Vater/Mutter, Großvater/Großmutter. Und ebenso sind es drei Generationen die gleichzeitig beieinander leben und sich unterstützen um immer die Jüngsten erfolgreich zu Erwachsenen zu machen. Und aus diesem Vorrat von Familienmenschen schöpfen all jene, die Menschen zu irgendwelchen ~ismen verführen wollen. Egal welchen, der Feminismus ist eben auch dabei. Nun kann man aber leicht erkennen, alle ~ismen, die auf die Familie im Zentrum des gesellschaftlichen Seins verzichten, sterben aus. Denn sie können nur weiter existieren, wenn sie aus den normalen Familien neue Mitglieder gewinnen. Frau Schwarzer hat keine Tochter, also hat sie auch keine Enkelin, der sie ihre »Lehre« weiter geben kann.
    Familienmenschen stellen ihre eigene Kontinuität sicher und die Kontinuität ihrer Lebensweise. Und dabei steht nicht der Einzelne und der von ihm vertretene ~ismus im Vordergrund, sondern die Sorge um die Kinder und die Verpflichtung den Großeltern gegenüber. Und da dies immer in sich wandelnden gesellschaftlichen Umständen statt findet, kann Familie nicht die Vormachtstellung irgendeines ~ismus erkämpfen, sondern sie passt sich an.
    Wer das nicht begreift, sitzt irgendwann allein in seinem Zimmer und wundert sich, warum niemand mehr kommt und nach Rat fragt oder sich überhaupt kümmert.
    Stellen wir uns vor, der Feminismus wäre absolut überzeugend und erfolgreich. Alle Frauen würden aus innerer Überzeugung die Mutterrolle ablehnen und sich der beruflichen Karriere widmen. Wie lange würde eine solche Gesellschaft leben? Genau eine Generation. Und wer würde »überleben«? All jene, die da nicht mitmachen und ihren Familiensinn bewahren. So einfach ist das.

  17. Wohl wahr Dieter, auch der Mann ist Opfer des Systems, aber gleichzeitig Handlanger dieses Systems. Das System ist der Sklaventreiber, die Bedürfnisse des Menschen, die nötigen und die eingebildeten, versklaven den Menschen zu dem was er ist und formen einen Gutteil des Systems. Dem sind natürlich beide Geschlechter unterworfen. Im Grunde ist es überhaupt müßig über Geschlechter zu reden, es ist nichts als eine Spalterei. Sicher, wenn wir über Bedürfnisse reden, sind diese häufig auch Geschlechtsspezifisch different, aber grundsätzlich ist es nicht wichtig ob Mann oder Frau denn beide sind Menschen.
    Es müsste nicht an jeder Ecke Kämpfer für Frauenrechte /-lobbyismus geben, sondern Streiter für Menschenrechte. Menschenrechtsbeauftragte in jede Schule, jede Institution, jede Universität. Um Menschenrechte gehts ja gerade nicht, eben nur um die Etablierung eines Gleichheitsgedanken, der zwischen Mann und Frau gar nicht existieren kann wegen der Unterschiede beider in Wahrnehmung und Erleben der Welt. Aber hier auf die wahren menschlichen Bedürfnisse einzugehen ist sinnfrei. Auch der Feminismus entfremdet die Frau von sich Selbst, nimmt sie in Geiselhaft, trifft für sie [die Frau] die Entscheidungen und unterdrückt diejenigen freien Entscheidungspotentiale aller Frauen, die seinen Bestimmungen zuwieder laufen. Es wird das Idealbild präsentiert und dieses wird diktiert, von Oben herab.

    Jeder Mensch tut gut daran in sich zu gehen und seine eigenen Bedürfnisse zu finden. Nicht die Diktate irgendwelcher Despoten von Aussen zu befolgen. Aber genau hinschauen, Selbsttäuschung ist ein ‑ismus ganz besonderer Art ;-)

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